Zur Richtigstellung: Meine Kritik gilt den großen Herstellern, soll heißen, den Produzenten, die die größten Marktanteile besitzen. Tillig mit seinem Elite-Gleis ist da eine rühmliche Ausnahme und auch ein Vorreiter in Punkto vernünftiger Gleisgeometrie.
Den Mindestradius würde ich nicht abschaffen wollen. Viele Modellbahner sind aus Platzgründen darauf angewiesen. Aber wenn schon Mindestradius, dann auch nur kurze Fahrzeuge und eingleisige Strecke mit entsprechendem Thema. Da sollte die Vernunft einsetzen. Wer trotzdem mit langen 26m Wagen durch die engen Radien karriolen möchte, dem sei auch das gegönnt. Aber: Es muß doch möglich sein, ein Gleissystem zu kreieren, das als Standard ein Parallelgleisabstand von 52mm hat, mit Weichen, die den oben genannten Kriterien genügen, und dann erst auf Speilbahnbetrieb erweiterbar ist. Wer einen größeren Gleisabstand braucht, muß eben Zwischenstücke einfügen.
Weinert hat zwar 52mm, aber das sind halt maßstäbliche Weichen mit enormen Platzbedarf. Tillig liegt mit 56mm da schon drüber. (Für Epoche 1 und 2 Fahrer ist selbst das alles noch zu groß)
Ich habe mich für Peco entschieden: Profilhöhe 1,9mm, Gleisabstand 52mm, Weichenwinkel 12°, Herzstücke aus Schienenprofil, drei verschiedene Weichenlängen. Wen die Dinger noch eine deutschen Schwellenlage hätten, wären sie fast perfekt. Also ich mache auch gewaltige Kompromisse.
Und wenn Rp25 oder ähnliches einmal selbstverständlich sind, werde ich mich mit Dir zusammen über die Walzen von Rädern schimpfen und nach Verbesserung rufen. Das ist dem Menschen nun mal eigen. Das werden Zeiten!
die magische Grenze für den Mindestradius liegt bei etwa 600mm. Bis dahin ist es möglich Dampflokmodelle ohne große entstellende Verrenkungen und Verzerrungen zu machen. Darunter muß man als Konstrukteur zu Tricks geifen, welche dann die o.a. unschönen Auswirkungen haben. Bei Gleisen habe ich mich schon vor Jahrzehnten vom Gleisbau mit starren Gleisstücken verabschiedet. Nur Weichen, Flexgleise, Schienenverbinder und Isolierschienenverbinder. Damit ist ein vorbildgerechter Gleisabstand jederzeit möglich.
Mit der Vernunft pflichte ich Urian bei:
Beim Vorbild hat es durchaus derartigen Situation in engen Industriegleisanschlüssen gegeben. Hier wurde aber nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren und oft war auch die Fahrzeuglänge begrenzt.
Das gleiche Industriegleis, aber mit einem anderen Fahrzeug. Obwohl das Fahrzeug hier für derartige Radien gebaut wurde, verdeutlicht das Foto ganz brutal mit was für einem engen Radius es man hier zu tun hat. Man sollte sich nicht am Fabrikat des gezeigten Gleismaterials hochziehen und ein Faß aufmachen. 2-Leiter Gleismaterial mit "Industrieradius" ist da auch nicht besser.
Das hier ist eine von meinen kleinen Bastelleien. Rechts ist ein Piko Wagen aus Friedensproduktion zu sehen. Nur wer genau hinschaut und vergleicht wird die Unterschiede zum originalen werksmässigen Modell erkennen. Aber dieser Wagen ist dem Vorbild mehr angepasst und die Kompromisse für den Spielbahnbetrieb beseitigt worden. So stellen jetzt die 600mm (beim Vorbild 52,20m) Radius die untere Grenze dar. Und um einmal Zahlen zu nennen, eine BR50 mit der Achsfolge 1'E hat beim Vorbild einen minimalen Radius von 80m bewältigt, in H0 wären das 920mm. Da finde ich die 600mm Mindestradius schon einen guten Kompromiß.
Eine Kröte muß man schlucken, entweder Verzicht auf Kleinstradien oder Verzicht auf Vorbildtreue. Einen Spagat (Beispiel siehe Fotos oben) kann man mit geschickter Palnung und Auslegung hinbekommen, aber man muß schwer aufpassen, daß das nicht sehr schnell spielzeughaft wirkt.
Dann habe ich bezüglich Vernunft noch einiges zum Nachdenken: Warum gibt es hierzulande so wenig Rangierbetrieb und / oder Anlagen die ein Industriegebiet zum Vorbild haben wo intensiver Rangierverkehr stattfindet?
Hallo Ludwig, es kann ein kleiner Radius auch mit einem Haus, einem Berg, einen Geländeeinschnitt kaschiert werden. Der direkt Einblickwinkel muss halt irgendwie verdeckt sein, da geht das auch. Wenn die Modelle durchkommen!!! Gerade beim Gleisbau müssen wir alle Kompromisse machen. Schon ein kleiner Bahnhof hat Längenausdehnungen, die nicht umsetzbar sind. Wir haben im TMK (Technik Museum Kassel) den Bhf Bebra um ca. 1956 nachgebaut, wir konnten auch nur teilweise die Dimensionen nachbilden obwohl wir ca. 22Meter in der Länge zur Verfügung hatten. Um Annähernd an das Original ranzukommen, wären über 80 Meter notwendig gewesen. Die Breite ist auch nur teilweise nachgebildet, weil wir vielleicht 20 Gütergleise weggelassen haben.
Jeder soll so bauen, wie es ihm gefällt und wie er den Platz hat. Es ist toll zu sehen, wenn ein D-Zug mit 10 Waagen und einer V200 durch einen 1400er Radius fährt mit überhöhten Schienen, nur das ist für die allerwenigsten umsetzbar. Also quetschen viele von uns eine BR45 durch einen 360er Radius, wichtig ist nur, das ihnen unser Hobby gefällt und sie sich dran erfreuen.
Hallo zusammen, Es ist mit großem Interesse, dass ich diese Diskussion durchgelesen habe, besonders als ich ein Zitat von ATCHISON über die'CLAG'-Seite im alten England sah! Ich war früher nicht Mitglied der CLAG, sondern der P4-Gruppe "Manchester Model Railway Society"(http://www.mmrs.co.uk/). Ich habe eine britische Dieselhydraulik-Lokomotive mit Radsätzen von "ULTRASCALE (http://www.ultrascale.uk/)"; auf P4 umgerüstet - dieser Teil war einfach, aber der Bau der Strecke war nicht einfach.
Wenn Sie "PUR"-Standards in jeder Größenordnung verwenden wollen, müssen Sie viele Meter Radiuskurven akzeptieren, sonst fällt alles einfach von der Bahn, auch mit Aufhängung. Ich glaube, dass der Grund dafür, dass P4 (PROTO 4 1:76) im Vereinigten Königreich relativ populär ist und einige andere Teile des britischen Commonwealth einfach deshalb so beliebt sind, weil wir in den Anfängen der Modelleisenbahn H0 hinter uns gelassen und 00 angenommen haben - und zwar auf H0-Gleisen. Dies gibt dem britischen Modellbauer eine einfache Lösung für das Problem der überbreiten Zylinder, schafft aber andere Probleme, vor allem, dass von vorne oder von oben gesehen,'00' schrecklich schmalspurig aussieht. Das große Problem, das fast alle uns Modellbahner haben, ist, dass wir Overscale-Räder verwenden müssen oder, wenn wir Scale-Räder verwenden, große Radiuskurven akzeptieren. Ich denke, dass dieses sein kann, warum die meisten P4 Modellierer kleines Ende haben, um Anlage zu beenden, während die größere Anlage viele Jahre oder sogar Dekaden dauert, um zu errichten. Mit freundlichen Grüßen John
das mit den vielen Metern Radien möchte ich nicht so bestätigen. Für meinen Roco Schienenbus (6,0m Achsstand) habe ich Radsätze mit P:87 Rädern für Trieb- und Steuerwagen. Damit habe ich dann meine Versuiche gefahren. So fährt die auf Allradauflage umgebaute Garnitur einwandfrei durch 419mm Radius (Fleischmann Profi Gleis). Kritisch sind allerdings die Schienenstösse. Hier dürfen keine Knicke oder gar ein seitlicher Versatz der Schienenprofile vorhanden sein. Eine Entgleisung fängt immer hier an, wenn sich die Spurkranzspitze an einem Schienenstoß an dem, nach innen ragenden kurvenäusseren Schienenprofils des nächsten Gleistücks aufläuft. Dann klettert das Rad oben auf die Schiene, nur eine Kleinigkeit Überstand nach innen reicht schon. Achtet man auf saubere Übergänge an den Schienenstössen ist das unfallfeie Fahren kein Problem. Je größer der Radius, desto weniger Probleme wird wird man haben.
Zu den überbreiten Zylindern. Die Briten hab es es ja gut, ein Großteil ihrer Loks haben ja gar keine Zylinder, genauer gesagt sie verstecken sich innen und brauchen daher im Modell nicht nachgebildet werden.
Aber im Ausland wird sonst etwas dafür getan, hier ein paar Beispiele:
Die kompromißlos maßstäbliche Lösung, hier ein Modell aus Brass. Steht etwas über? Ich sehe nichts.
Aus Jux und Dollerei das Fahrwerk einmal auf ein Kurvenstück von 419mm Radius gestellt. Man sieht einen Hauch von Zwischenräumen zwischen Kreuzköpfen und Kuppelstangen. Der mittlere Radsatz hat vorbildbedingt keine Spurkränze.
Das Fahrwerk auf dem Gleisstück einmal anders herum gedreht. Wie man am W-förmigen Verlauf der Kuppelstangen erkennt, hat der mittlere Radsatz keine Seitenverschiebbarkeit. Wozu auch.
Darum handelt es sich. Einen Radius von 600mm durchfährt die Lok ohne Zwängen. Mit deutlichem Kratzen wird der Rocoline R5 Radius noch durchfahren, hier ist dann absolut Ende. Das limitierende Element ist hier der Seitenausschlag der Vor- und Nachläufer. Ich erhebe auch nicht den Anspruch das Teil jetzt unbedingt durch den Tischbahnradius "prügeln" zu müssen. Das Modell erfüllt diese Voraussetzungen nicht und ist auch niemals dafür konstruiert worden. Dafür gibt es dann so "BR45" Karrikaturen.
Und quasi als Bestätigung, mittlerweile hat die Lok schon "unauffällig"* einige Fremo Sessions hinter sich gebracht.
Das gleiche Vorbild, aber hier als Großserienmodell von Bachmann Spectrum
Wer genau hinschaut erkennt den konstruktiven Trick. Oben das Bachmann Modell, unten das Messingmodell.
(wird fortgsetzt, aber Ihr könnt ja mal raten)
mfG
Ludwig
* keine Entgleisungen und niemand hat geahnt, daß es Messing ist. Danach sind dann einige Vorurteile wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen.
Eine weitere 2-10-2 (deutsch 1'E1'), aber deutlich größer. Man beachte die Lage der Kreuzkopfgleitbahnen.
Man hat sie weiter nach ausssen versetzt. Ebenso ist die Bohrung für die Kolbenstange aussermittig angeordnet. Dieser Trick fällt nicht auf, auch von Euch hat ihn niemand bemerkt. Erst jetzt wenn man darauf hingewiesen wurde und sehr genau hinschaut, bemerkt man es.
Die #89 rechts ist hier gemeint. So kann man die hier sehr voluminösen Zylinderblöcke innerhalb des Umgrenzungsprofils unterbringen. Links die #56 ist das im vorherigen Beitrag Bachmann Spectrum Modell. Auch hier steht nichts ungebührlich über.
Hier der Blick auf die vordere Zylindergruppe einer 2-6-6-2 (deutsch (1'C)C1') Mallett. Beim Vorbild haben die vorderen Niederdruckzylinder 890mm Duchmesser und selbst das lässt sich auf diese Weise maßstäblich ins Modell umsetzen.
Zur Frage der Kurvenläufigkeit. 600mm sind für alle diese Lokmodelle kein Problem. Darunter fällt aus wegen ist nicht.
Selbst die große 2-10-2, die #89 hat mit ihren 5 Kuppelachsen und 1600mm Kuppelraddurchmesser damit keine Schwierigkeiten. Man hat es hier verstanden, eine spitzenmäßige Detaiilierung, exakte Maßstäblichkeit, betriebssichere Stromabnahme, gut laufenden Antrieb in einem Modell zu vereinigen. Die 3 mittleren Kuppelradsätze sind gefedert, zu meinem Glück müsste ich noch die 1. Kuppelachse pendeln machen. Des weiteren liegt der Lok ein zusätzlicher Kuppelradsatz mit Haftreifen bei und man kann wählen ob man die Lok mit oder ohne Haftreifen.
Es ist also von der Seite der Modellbahnproduzenten in Großserie durchaus machbar Fahreigenschaften und Detaiilierung unter einen Hut zu bringen. Bei der Zielkundschaft ist die Einsicht vorhanden, daß große Loks eben auch große Radien benötgen. Die von mir genannten 600mm sind ein technischer Minimalradius; optisch schön sieht anders aus.
Hierzulande fehlt diese Einsicht zum größten Teil, hier herrscht leider so etwas wie der Griff nach den Sternen. Egal wieviel Platz für eine Modellbahnanlage zur Verfügung steht, es wird fast immer ein Vorbild gewählt zu dessen einigermaßen realistischer Modelldarstellung mindestes der 4-fache Platz benötigt wird. So wird dann gestaucht, verzerrt, Gleise weggelassen und man "Muß" dann mit Kleinstradien und Steilweichen arbeiten um "rum" zu kommen. Dieses "Muß" ist allerdings selbst gestrickt, man hat sich selber unnötig unter Druck gesetzt. Etwas Bescheidenheit würde die Sache entschärfen, man sucht sich ein kleineres Vorbild und auf einmal sind größere Radien und schlankere Weichen möglich. Geht man weiter in sich und verzichtet darauf unbedingt eine BR05 oder BR45 oder ähnliches im regulären Betrieb fahren lassen zu "müssen" und bewundert sie lieber in der Vitrine, wird die Lage noch entspannter. Wer diesen Schritt gemacht hat, der schafft es dann auch realistische Modellbahnanlage zu bauen. Das Forum hier ist voll von derartigen Beispielen.
Sonst aber rennt offenen Auges ohne es richtig zu bemerken anlagenmäßig und gleisplantechnisch in die Welt der Blecheisenbahnen der 1930er Jahre:
Schöne Beispiele werden hier gezeigt. Sogar England spielt mit. Das freut mich, ist die Insel in manches das Kontinent weit voraus.
Die Blechbahnen die du zeigst sind richtig kostspielig. Schön das dieses Spielzeug auch benutzt wird. Im Karton oder nur in die Vitrine ist einfach Schade! Toller Trick mit dem Gleitbahnen. So geht es auch. Es muß nur das technische Wissen und die Idee zur Umsetzung da sein. Aber so lange jede Niete unbedingt am Platz sein soll, ist das wohl einen Schritt zu weit. Schade; Chance verfehlt da keine Idee dazu.
So geht ein Fahrwerk auch: die mit Abstand beste Lokomotive in meinem Fuhrpark, die sä XI H. Keine Aussetzer durch Verschmutzte Gleise, schlecht verlegte Gleise oder wie auch immer. Für Großserienhersteller wohl nicht umsetzbar. Ein Doppelwipplager:
An den Radreifen zu sehen hat die Lokomotie wohl schon einige Meter auf den Gleisen hinter sich.
Mit einer einfachere Lösung wäre ich aber auch schon zufrieden.
ich lese hier auch schon die ganze Zeit sehr gespannt mit und finde die angesprochenen Dinge sehr interessant. Insbesondere auch konfigurierbare Loks. Gut fände ich, wenn ein Modell anstatt mit aufgedruckter Nummer mit einem Satz Decals raus käme und man so recht leicht eine Lok personalisieren kann. Auch würde ich es begrüßen, wenn es in H0 Modelle ohne Lack und stattdessen nur grundiert geben würde. Lenz macht es bei der Spur 0 vor. So etwas würde die Hersteller nicht sehr viel Aufwand kosten.
Bei den Fahrwerken gibt es leider nur wenige Hersteller, die es richtig verstanden haben. Im Moment sehe ich da neben den beiden Beispielen von Lenz (Köf, V20) auch Brawa auf einem guten Weg. Die BR 57.10 hat, wie ich in irgendeiner Zeitschrift gelesen habe, so eine doppelte Wipplagerung wie Peter oben gezeigt hat. Dort steht auch etwas von einem Mindestradius von immerhin 420 mm. (https://www.brawa.de/produkte/h0/lokomot...-br-057-der-db/) Auch mit den Zylinderabständen scheint man hier in die Richtung gegangen zu sein, die Ludwig gezeigt hat: https://www.drehscheibe-online.de/foren/...194469,page=all Link nur zum gemeinten Bild: http://up.picr.de/29322719ze.jpg
Die bereits vorgeschlagenen 600 mm als technischen Mindestradius finde ich auch eine sinnvolle Idee, damit kommt man eigentlich auch bei einer Anlage im IVAR-Regal relativ gut um die Ecke.
Ich bin sehr gespannt, was hier noch alles diskutiert wird und fände es schön, wenn dabei ein kleines Resümee herauskommen könnte.
Hallo, den Mindestradius werden die Firmen nie nach oben schieben, zumindest nicht für die Massenware. Vielleicht mal für sowas wie Trix Fine Art. Überlegt mal, wie viele Kunden auf einmal die Loks nicht mehr kaufen könnten, weil ihre Anlagen 360er Radien haben. Was dann schon eher denkbar wäre, sind verschiedene Produktlinien. Das es einen gehobene Produktlinie gibt, die dann genauer detaliert ist und bessere Fahrwerke, incl. Bereifung hat. Die dann, ähnlich wie Micro Metakit, erst durch 1000er Radien fahren. Gruß Thomas
ein Micro Metakit B-Kuppler kommt auch durch360mm Radien. Eben so das hier: Selbst 250mm Radien sind kein Problem. Ist zwar keine 4-8-8-4; so größenwahnsinnig bin ich nicht, daß ich einen derartigen Apparat unbedingt durch diesen Schweineradius kloppen MUSS. Mit ein bischen Bescheidenheit bei der Größenwahl der Lokomotiven funktioniert das ganz entspannt. Die dicken Dinger haben entweder Vitinendienst, oder bei Fremo Treffen Auslauf.
Es gibt auch andere Firmen, die Wipplager und gefederte Achsen in Serienmodellen verbauen.
@Thomas Gib es auf. Hast Du mal nachgeforscht, wieviele Modellbahner es gibt, die deswegen nichts mehr kaufen. Irgenwo muss ja das Jammern der Hersteller herkommen, wenn die Kunden ausbleiben. Und es nur immer auf die alten Argumente zu schieben, ist doch arg kurz gesprungen, wie wir hier sehen.
Das es bei den Großserienhersteller kein Wipplagerfahrwerk geben kann nehme ich dankend und gerne zurück! Welch ein schönes Teil wird von Manfred doch gezeigt. Darf ich denn fragen welche Lokomotve dazu gehört?
Einer der möglichen Tender für die Lok. Und er hat auch Allradauflage, wie seine Geschwister.
Mal das Fahrwerk von der Seite. Da dürfte sie sich schon fast verraten.
Für mich die besten Großserienemodelle, die die deutsche Modellbahnindustrie auf die Beine gestellt hat, die 58.30 und die 03.10 von Gützold. Gutes Fahrverhalten, hohe Zugkraft und gute Modellumsetzung, auch wenn sie nicht fehlerfrei sind. Aber damit kann ich wirklich leben.
Das Fahrwerk hatte ich erwerben können, als Herr Gützold aufhören wollte. Das hatte ich mal für eine 58.10 vorgesehen. Aber die Baustelle hat eine sehr niedrige Priorität.
bezüglich Wippen bei Gützold Loks. Schon bei dem ersten Nachwende Modell, der BR52 Altbau, gab gefederte Wippen. Diese aus Bronzeblech gefetigten Teile verbargen sich im Inneren des noch nicht durchbrochen dargestellten Rahmens. Leider war die Funktion eingeschränkt, weil die Bodenplatte nicht die entsprechenden Aussparungen aufwies um der Radsätzen das Ausfedern nach unten zu ermöglichen.
Kleinserientechnisch ist mir eine Tenshodo Lok aus en späten 1970ern untergekommen, welche ein komplttes Wippfahrwerk hatte. Bei einer Achsfolge 2-10-2 (deutsch 1'E1') waren selbst die Vor- und Nachlaufachsen über Wippen abgestützt.
Stellvertretend hier das Bild einer anderen Lok mit Wipplagern. Es handelt sich um das vordere Triebgestell einer Gelenklok. Deutlich sieht man die Wippe über die sich der Vorläufer abstützt. Das mittige Widerlager sitzt am Rahmen und das hintere Ende der Wippe stützt sich über ein T-förmiges Ende vorne auf die beiden Wippen ab. Ebenso die beiden Wippenpaare zwischen 1. und 2. als auch 3. und 4. Kuppelachse sichtbar. Einen Schönheitsfehler gibt es hier allerdings. Das ist die Diagonalsteifigkeit. Daß die hinteren Wippenpaare weit auseinander liegen und sich links und rechts am Rahmen abstützen ist o.k. Das ist hier die Wankstütze. Aber die beiden vorderen Wippenpaare sind nicht in Ordnung. Hier hätte man besser eine einzige sich in der Mitte zwischen den Rahmenwangen abstützende Wippe genommen oder zumindest die beiden Wippen so gekröpft, daß sie sich mittig zwischen den Rahmenwangen abstützen. Das T-Stück hätte man entweder als separates Teil ausfühen oder ganz wegelassen. Die Wippe hätte sich dann an ihren hinteren Ende in der Mitte der 1. Kuppelachse abgestützt; evtl. wäre hier noch ein zusätzliches Lager auf der Achswelle angebracht.
Unter dieser Diagonalsteifigkeit leiden leider auch die hochgelobten Teichmann Fahrwerke für die BR93.5 und BR94.5. Abhilfe wie oben geschildert. Ebenso sind der Wannentender von Gützold als auch der gezeigte T26 diagonalsteif.
Bei angetriebenen Achsen sollte der Drehpunkt, vertikal gesehen, der Wippen im Hauptrahmen möglichst auf Höhe der Achsmitten liegen. Roco hatte hier bei der BR23 DB Neubau 1980 den Triebtender als Steifrahmentender ausgeführt. Um das abzumildern wurden die beiden "Drehgestell" Achspaare in Wippen gelagert, aber man hat dabei den Fehler gemacht die Drehpunkt der Wippen deutlich oberhalb der Achslagermitten anzuordnen. Ein Link zum Ersatzteilblatt möge das veranschaulichen: http://www.roco.cc/doc/ET/1/DE/63226_10255.pdf Ergebnis war eine im Vergleich unzureichende Zugkraft. Egal wo man die Haftreifen anordnete oder wieviel man nahm, die Lok blieb in der Steigung mit heftig rappelnden Triebtender stehen. Das liess sich zwar ganz ohne Haftreifen vermeiden, aber ohne Haftreifen zieht ein Triebtender nichts oder fast nichts.
Auch hier beim Thema Wippen und Wipplagerfahrwerke kommt man um eine statisch durchdachte 3-Punktauflage nicht herum.
Schönes Beispiel mit der Lokomotive. Allerdings finde ich es schon etwas aufwendig ausgeführt. Wenn es schon zu aufwendig wird, werden Fehler auch schnell gemacht bei der Konstruktion. Das mit dem Roco Tender: da wirkt das Kraftenpaar wohl gegengesetzt? Jeweils zwei Radsätze möchten sich so vom Gleis abheben? Wenn ich mich richtig dazu ausdrücke.
Als weiteres Beispiel eines gefederten Fahrwerkes möchte ich noch dieses Fahrwerk eines XII HV zeigen. Schon auch woanders auch gezeigt, aber dies quasi als Zusammenfassung.
Die Achslager der Radsätze sind Höhenbeweglich ausgeführt. Um ein herausfallen dieser Radsätze aus dem Rahmen zu verhindern sind von unten Messingdrahtstückchen angeordnet. Der vorderer Radsatz ist fest im Rahmen gelagert. Der hinterer Radsatz ist mittig fest und wird von seitlich im Rahmen angelötete Federstahldrähtchen im Gleis gedrückt. Der mittlerer Radsatz wird einfach von einem breiteren gebogenen Messingstreifen nach unten gedrückt.
Der Vorläufer stammt vom Piko XII H2. Dieser ist umgebaut auf Dreipunktlagerung: der vorderer Radsatz ist pendelnd gelagert und wird durch Federstahldraht im Gleis gedrückt. Der hinterer Radsatz ist original fest gelagert. Der Drehpunkt liegt weit nach hinten im Rahmen. Von einem gebogenen Messingstreifen wird der Vorläufer vom Rahmen im Gleis gedrückt. Ein Rückstellfederchen steuert die Lokomotive durch den Bogen, so wie es beim Original auch gemacht wird. Dies kann auch nur wirken wenn die Radsätze im recht schmalen Tenderrahmen mit Ringen hinterlegt werden. Der Vorläufer ist zusätzlich noch durch Blei erschwert. Klar zu sehen ist das 'freischwebend' der Vorläufer deutlich nach 'unten durchhängt'.
Im Gleis sieht es dann so aus. Um die Lokomotive auch engere Bögen durchfahren lassen zu können, ist die Steuerung weiter nach aussen gesetzt. Ausserdem werden dei Kolbenschutzröhre nach aussen gebogen. So läuft die Lokomotive zuversichtlich im Gleis.
ein gelungener Umbau. Alles ist statisch bestimmt und hier dürfte kein Beinchen mehr gehoben werden.
Diesen Fehler mit zu hoch angesetzten Wippachsen, rsp. Drehpunkten haben auch andere gemacht: Das hintere Fahrgestell ist hier gemeint. Hier sitzen die Auflager und Drehpunkte quasi unter dem Dach. Diese Auflagerpunkte sind gleichzeitig auch die Punkte wo der Kraftverlauf beim Befördern eines Zuges hindurch verläuft. Dadurch wird unter Zug die jeweils vorauslaufende Achse von beiden Drehgestellen entlastet und das DG versucht sich aufzubäumen. Haftreifen lösen dieses Problem nicht, sondern verschlimmern es nur. Das Rappeln des Roco Triebtenders ist eine noch recht harmlose Auswirkung, bei echten DG ist dabei mit einer Entgleisung zu rechnen.
Der Fehler ist auch oft wiederholt worden, so z.B. beim H0 Modell der ME6 eines ehem. dänischen Importeurs. Trotz ihrer 4 Haftreifen ist sie von einer gleich großen haftreifenlosen Lok eines anderen Fabrikats über den Tisch gezogen worden. Auch hier waren die Wiippenlager bei der ME6 zu hoch angebracht.
[OT] Wer einmal genau hinschaut, entdeckt am unteren Fahrgestell im Kunststoff Motorlagerschild des Traditionsmotors eine eingesetzte Bronze-Sinterlagerbuchse. Damals als ich diesen Umbau gemacht habe, gab es Subminiaturkugellager noch noch gar nicht. [/OT]
Das ist genau was ich dazu gemeint habe. Nur natürlich falsch umschrieben. 'Entlastung' ist das richtige Wort gewesen.
Das mit dem XII HV Fahrwerk ist für die Industrie wohl zu aufwendig um zu bauen. Da, wenn die Rohbau der Lokomotive fertig ist, der Achsdruck auf der Waage gewogen und ausgeglichen werden soll. Das verlange ich nicht. Nur eine einfache Abfederung, oder wie die gezeigte Gützold Fahrwerke, eine Wippe, in Kombination einer Dreipunktlagerung reichen für eine saubere Fahrkultur völlig aus!
Warnung! Dieser Beitrag enthält teilweise Polemik, Ironie und scharf ätzende Kritik. Lesen auf eigene Gefahr!
Hallo Peter,
ja das ist einer großen "unsterblichen" Legenden der deutschen Modellbahn, daß derartige Fahrwerke zu aufwendig und zu teuer wären. Fast jeder liest es, fast jeder plappert es völlig unreflektiert ohne nachzudenken nach und am Schluß glauben fast alle fest daran.
Fast alle? Nein eine unbeugsame Minderheit glaubt da nicht daran und entwickelt in geradezu ketzerischer Manier eigene Ideen dazu. Und noch schlimmer, sie realisieren sie auch noch. Und was noch viel schlimmer ist, sie verbreiten ihre Ideen auch noch öffentlich.
Mechanik, damit auch die Modellbahn, beruht nicht auf Glauben (das ist der Religion vorbehalten), sondern auf Naturgesetzen.
Als Beispiel:
Als ich anfing meine Loks umzubauen, war das auch mit als harsche Kritik an die Adresse der deutschen Modellbahnindustrie gedacht. Alle die hier zum Teil mit erheblichen Aufwand, gemachten Änderungen am Fahrwerk sind nachträglich gemacht worden.
Hätte man bei der Konstruktion des Großserienmodells an diese Schritte gedacht und sie ausgeführt: - von Anfang an eine 3-Punktauflage vorgesehen - so hätte man den eingeklebten Messingdraht duch einen an dieser Stelle angegossenen Steg ersetzen können - den Achslagerausschnitten von vorneherein diese Form geben können - welche eine vertikale Beweglichkeit der Radsatzachsen ermöglicht hätten - eine Feder war ohnehin vorgesehn und auch vorhanden - so hätte man von Anfang an eine funktionierende 3-Punktauflage bekommen - ohne Mehrkosten - sie wären hier gar nicht erst entstanden - es sind gegenüber der traditionellen Steifausführung keine Mehrteile - es sind daher auch keine Mehrteile zu beschaffen - oder Mehrteile beim Produktionsprozeß zu fügen - oder Mehrteile zu handhaben
Als weiteres Beispiel:
Hier wäre tatsächlich als einziges zusätzliches Teil eien kleine Spiralfeder hinzugekommen. Die Mehrkosten dafür dürften sich doch stark in Grenzen halten. Ansonsten gilt das gleich wie oben.
Aber Beharrungsvermögen (... das haben wir schon immer so gemacht) und Tradition (... das haben wir noch nie anders gemacht, was sollen die Nachbarn von uns denken) die die größten "Massenträgkeitmomente" welche hier bei der Konstruktion für die Großserie zu überwinden sind. Die Überwindung muß im Inneren des Kopfes geschehen, der vielleicht aufwendigste Teil das ganzen Konstruktionsprozesses. Als negatives Beispiel: Im Fall der angekündigten TGK2 (Konstruktionsdatum 2017) hat dieser Prozeß nicht stattgefunden.
Als positives Beispiel aus der Vergangenheit (Konstruktionsdatum 1980):
Eine kleine Wippe stellt eine 3-Punktauflage her. Hier ist das von Anfang an im Konstruktionsprozeß vorgesehen worden.
Und falls ich dennoch jemanden zu nahe getreten sein sollte, so entschuldige ich mich profilaktisch dafür. Das ändert aber nichts an den naturwissenschaftlichen Tatsachen und daran, daß auch die Modellbahn den naturwissenschaftlichen Gesetzen unterliegt.
Wieso zu nahe getreten? Solche einfachen Maßnahmen zur Beseitigung von Mängeln müssten den jeweiligen verantwortlichen Konstrukteuren die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Thomas
Das Schöne an einheitlichen Standards ist es, dass es so viele verschiedene davon gibt. Toleranz ist die Erkenntnis, dass es sinnlos ist, sich aufzuregen.
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06.01.2018 21:51 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2018 22:05)
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