Atchison - Ludwig hat einen sehr schönen Thread gemacht wo er umbauten zeigt von Roco BR 50 Lokomotiven. Er hat die Fahreigenschaften wesentlich verbessert. Zuletzt ging es im Thread um dem Aussehen der Fahrzeuge und die (manchmal) schlechter durchdachte Konstruktionen der Fahrwerken als vor zwanzig Jahren.
Ludwig hat zurecht geschrieben das dieser Diskussion einen eigenen Thread wert ist, auch um seinen Thread nicht vollzumülen mit allerhand Kritik oder Wünsche.
Gerne darf jeder hier seine Meinung abgeben.
- Wie Ludwig richtig bemängelt sind die Fahreigenschaften der Lokomotiven. Was nutzt denn der letzten Niete als das Fahrzeug beim geringsten Unebenheit oder verschmutzte Gleise (wer kennt es nicht?) gleich belohnt mit einem stotternden Lauf? Dabei ist es doch so oft eine einfache Maßnahme die Abfederung und Stromabnahme der Fahrzeuge optimal zu gestalten. Da hat Willy Ade schon ende der Sechzigern schon gezeigt was geht. - Ein Modell lässt sich nur verkaufen wenn auch der Spielbahner es fahren lassen kann. Zumindest trifft dies den Großserienhersteller zu. Das geht nur wenn die Modelle dafür auch ausgelegt sind. Somit sind Steuerungen auch breiter als beim Vorbild, den Rahmen schmaler als beim Vorbild. Somit kommen die Zylinder damit nach aussen. Das lässt sich aber wohl nur in Kleinserien beheben mit dementsprechenden Minimumradien auf der Anlage.
Es bleibt wohl immer ein Mittelding auf der Anlage. Es müssen sowohl der Modellbahner als auch der Spielbahner berücksichtigt werden. Gleichwohl wird keinem von Beiden glücklich mit Fahrzeugen die gerne mal entgleisen oder eine mangelnder Stromabnahme ihr Eigen nennen.
den Umbauten von Ludwig zolle ich auch vollsten Respekt, auch wenn ich dazu nicht die notwendige Geduld und Ausdauer aufbringe, Federn selber zu wickeln. Im Moment befindet sich das Modellbahnhobby (bzw. die Hersteller, die die Kundenwünsche umsetzen) auf einem aus meiner Sicht etwas kuriosem Weg. Da man bei den Herstellern erkannt hat, dass ein Großteil der Fahrzeuge doch nur in Vitrinen und Internet-Vorstellungsthreads landen, legt man weniger Wert auf eine gute Funktion der Fahrzeuge. Da auch die Maßstäblichkeit und Detaillierung recht hoch geworden ist und nur wenige Kunden für drei weitere Niete ein neues Modell kaufen, hat man sich auf die Digitalisierung und deren Möglichkeiten verlegt. Im Moment wird die Soundausrüstung vorangetrieben und dort kosten neue Features quasi nichts, da nur Software. Die Hardwareausstattung ist meist am unteren Rand angesiedelt (Hauptsache macht Krach), was die vielen Umbauanleitungen insbesondere in Bezug auf die verwendeten Lautsprecher und deren Einbau zeigen. Da nun aber das Problem auftaucht, dass eine bescheidene Fahrwerk- und Stromabnahmekonstruktion den Krach zum Erliegen bringt (und das auch dem Kunden auffällt, der sich an dem kleinen Ruckler auf der Weiche nie gestört hat), ist im Moment die hohe Zeit von Powerpack, Kondensatoren und co. Völlig unnötig, wenn die Stromabnahme der Fahrzeuge brauchbar wäre, was natürlich mit einer ordentlichen Fahrwerksauslegung problemlos zu erreichen wäre. In der Folge gäbe es auch weniger Probleme mit Entgleisungen, auch bei Verwendung vorbildnäherer Spurkranzhöhen. Dazu kommen dann noch die von den Herstellern geforderter Preise, für die ich (ganz persönlich) nicht mehr bereit bin, Halbfertigerzeugnisse zu akzeptieren, die mit Aufwand in Höhe des Einstandspreises erst zu brauchbaren Fahrzeugen werden. Im Prinzip ist der Modellbahner an diesen Entwicklungen selbst Schuld, wenn aber die Mehrzahl tröten und blinken und Schnittstelle AyB-irgendwas höher bewertet als gute Fahrwerk, machen die Hersteller nichts falsch - schnell ausverkaufte Auflagen sind der beste Beweis dafür. Tja, ist jammern auf hohem Niveau, aber ich habe ganz einfach für mich die Schlußfolgerung gezogen, solche Produkte nicht mehr zu kaufen. Das hat die Folgen, dass das Budget vorhanden, die Wunschliste lang, die Bestellliste aber derzeit leer ist. Die Marktlücke für die Verbesserung der Fahrwerke in Optik und Funktion(!) ist groß und ein AW Lingen kann nicht die (Modellbahn)Welt retten.
Thomas
Das Schöne an einheitlichen Standards ist es, dass es so viele verschiedene davon gibt. Toleranz ist die Erkenntnis, dass es sinnlos ist, sich aufzuregen.
von anderer Stelle habe ich mal einige Aussagen von mir hier herüber kopiert weil sie in das Thema passen:
" ... man sollte in diesem Zusammenhang einmal die historische Entwicklung in Westdeutschland betrachten. Anno Nachkrieg anfang der 1950er Jahre gab es 3 Hersteller von Elektrischen Eisenbahnen: - Märklin -Trix - Fleischmann
Allen gemeinsam war: - die Nennung der Baugröße "H0" - das nominelle Maß der Spurweite von 16,5mm - Küchentischfähig, Daher der Tischbahnradius von etwa 360mm weil die Küchentische alle 80cm Tief waren
Und danach war es vorbei mit den Gemeinsamkeiten. Weder vom Maßstab - Märklin 1:87, - Trix 1:90, - Fleischmann 1:82,
noch vom Stromsystem - Märklin WS, - Trix WS, aber andre Art Der Fahrtrichtungsänderung, später GS, - Fleischmann GS
der Stromzuführung - Märklin Mittelleiter, nicht isolierte Radsätze - Trix 3 Leiter, isolierte Radsätze - Fleischmann 2L, isolierte Radsätze
den Radsatzmaßen
den damit verbundenen Weichenmaßen
den Kupplungen
war irgend etwas kompatibel miteinander
Kurz gesagt Mischen impossible. Lediglich Trix bot ab 1960 herum einige Modelle in International Ausführung für 2L an, so wie Austauschradsätze und -Kupplungen für die Wagen
Das waren von den Herstellern ganz geziehlt so angelegte Inkompatibilitäten um den Kunden bei der Stange zu halten und ausschliesslich auf die eigenen Produkte zu fixieren. Daneben gab es noch die sog. Kaufhausbahnen, die aber in einer anderen Liga spielten und als nicht ausbaufähige Systeme hier nicht betrachtet werden. So war die Welt der Elektischen Miniatureisenbahn bis in die 60er Jahre festgefügt und als Kinderspielzeug gedacht. Erwachsene die sich damit beschäftigten wurden von den Herstellern schlicht als Spinner abgetan. Der Papi musste schon einen Sohn haben um die moralische, gesellschaftlich anerkannte, Berechtigung zum Kauf einer Elektrischen Eisenbahn zu haben. Ja harte Zeiten in der Epoche 3 damals.
Bis dann irgendwann einmal die Betriebswirtschaftler feststellten, daß sie ihre Bähnchen auch an Väter verkauften welche nur Töchter hatten oder gar an Erwachsene ohne Kinder. Auf einmal wurden die Spinner als Kaufkraft wahrgenommen. Dann gab es auf einmal auch richtige Modelle, d.h. keine irgendwie stilisierten Nachempfindungen, sondern genaue Verkleinerungen der großen Vorbilder, die in den Augen der Erwachsenen Kunden bestehen sollten.
Auch erkannte man, daß man im, bislang durch die Inkompatibilitäten geschützten, Reservat des Mitbewerbers wildern musste. Trix hatte ja schon den Anfang mit seinen Inernational-Modellen und Austausch-Radsätzen und -Kupplungen gemacht, Märklin zog mit 2L Hamo Lokmodellen und Austauschradsätzen nach und Fleischmann liess sich zu Austauschkupplungen hinreißen.
Anfang der 1970 Jahre erschien Roco als Newcomer auf dem westdeutschen Modellbahnmarkt und mischte diesen allergründlichst auf. Richtige Modelle, ein richtiges Gleissystem abseits von den Zwängen des Küchentischs und keine überzogenen Preisvorstellungen.
Die weitere Entwicklung nur einmal kurz angerissen. Märklin schuf sich neue geschützte Reservate wie Spur 1 und Spur Z, wobei hiermit schon der Keim der späteren Insovenz gelegt wurde, und setzte stark auf den Limitierten Sammler, wobei "Northlander" und Krokodil Spur 1" eine gewisse Hysterie auslösten und den Kristallisationspunkt für die folgenden Sammlermodelle bildeten. Man machte jedenfalls auch ein neues Gleissystem im 2L Look, das K-Gleis. Antriebstechnisch wurde zwar etwas gemacht, aber nur um die Hestellungskosten zu senken.
Trix liess sich zuerst von Willi Ade als Lohnauftrag neue "Supermodelle" machen, später schuf man sich als Nische bay. Länderbahnmodelle und hielt sich an den Maßstab 1:87. Trix war auch der einzige Hersteller welcher seine Antriebe überarbeitete. Jedoch erwies sich das Trix Express System zunehmend als historische Altlast.
Fleischmann machte den Übergangsmaßstab von 1:85 und schuf selber richtige Modelle wie die BR01 NBK und die BR50, welche für die damalige Zeit als Supermodelle galten. Später ging man zu 1:87 über, aber Antriebstechnisch blieb alles beim Alten.
Röwa war ein kurzzeitig hell leuchtender Stern am Modellbahnerhimmel und setzte Maßstäbe indem die Grenzen des Machbaren weiter ausgedehnt wurden.
Roco profiteirte von Röwas Untergang, übernahm fast alle Werkzeuge und machte in Röwas Sinn weiter, hier war ein stetiger Fortschritt zu verzeichnen. Jedes neue Modell damals war besser als sein Vorgänger.
Das ist jetzt mehr als 40 Jahre her und ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die weitere Entwichlung in Westdeutschland ab den 70ern dürfte hier wohl den Meisten bekannt sein. Als gelernter BRD Bürger ist mir zwar die Entwicklung in der DDR in groben Zügen bekannt, aber ich maße mir nicht an hier darüber zu posten. Das möge bitte bei Bedarf jemand aus den neuen Bundesländern machen. Bleibt dann nur noch die Entwicklung in Österreich zu ergänzen.
Das war jetzt einmal mein Senf dazu. Aber in 40 Jahre hat sich die Welt weiter gedreht und die technische Entwicklung ist nicht stehen geblieben. Auch die Modellbahn deutscher Prägung ist vom Fortschritt betroffen (oder bedroht?). "
In der heutigen Zeit ist einiges mehr miteinander kompatibel. Aber leider hat man das Prinzip des, so nenne ich es mal, "Gröbsten Gemeinsamen Nenners" gemacht.
Als illustration möge diese alte Bergwerkslore aus dem Mittelalter dienen. Es funktioniert, aber wir wissen, Eisenbahnräder sehen heutzutage ganz anders aus.
Es gibt also gewisse "Traditionsbefindlichkeiten" bei der Modelleisenbahn deutscher Prägung. Technisch sind sehr viele davon schon lange obsolet und überholt, man hält jedoch eisern daran fest. Rational ist dieses zähe Festhalten an den Traditionen nicht zu erklären, man muß es zur Kenntnis nehmen und und im Rahmen der Toleranz anderen zugestehen. Das heißt aber noch lange nicht, daß man diese Traditionen selber gutheißen und demütig hinnehmen muß. Und am Ende der Kette schlägt sich das auch bei den Fahreigenschaften und Aussehen der Modelltriebfahrzeuge nieder.
Zu den Antrieben, auch einige Traditionsbefindlichkeiten:
Mittelalterliche Kirchturmuhren
So schleierhaft ist das gar nicht wenn man den historischen Kontext betrachtet. Im Prinzip lassen sich die Traditionsantriebe von Märklin und Fleischmann bis auf mittelalterliche Kirchturmuhren zurück verfolgen. Später um 1512 hat der Nürnberger Schlossermeister Peter Henlein eine tragbare Uhr gebaut.
Uns interessiert hier im Lauf der Geschichte die klassische mechanische Weckeruhr. Seit der Gründerzeit wurden solche Rasselwecker für die Arbeiter (und Eisenbahner) produziert die pünktlich zur Schicht bzw. zum Dienst erscheinen mussten. Solche Wecker wurden damals billig in Massen produziert damit sie auch für Arbeiter erschwinglich waren. Im Prinzip besteht so ein rein mechanischer Rasselwecker aus 2 sog. Platinen, 2 äussere Rahmen könnte man sagen, zwischen denen die Zahnradgetriebe und Federwerke angeordnet sind.
Als die ersten Uhrwerkseisenbahnen aufkamen benutzte man weiter die gewohnte Technologie und damit das vorhandene billige mechanische Uhrwerk als Kraftquelle. Es wurde für die Blecheisenbahn dementsprechend angepasst. Man bewegte sich weiter innerhalb des bisherigen Erfahrungshorizonts und innerhalb der gewohnten Denkschemata.
Statt der Zeiger wurden nun Räder angetrieben die sich funktionsbedingt ausserhalb der Platinen befanden. Da ein frisch aufgezogenes Uhrwerk den kleinen Zügen irrsinnige Geschwindigkeiten verlieh, ferner die Radien wahnsinnig eng und alle Achsen fest gelagert waren, musste man die Spurkränze extraordinär hoch machen, damit die flitzenden Züge überhaupt im Gleis blieben.
Als die kleinen Züge dann elektrisch wurden, bewegte man sich ebenfalls in den gewohnten Denkschemata. Also baute man Elektromotoren die in ihrer äusseren Form und Abmessungen den bekannten Uhrwerksfedern entsprachen. So entstand der Pfannkuchenmotor als Nachfolger der Uhrwerksfeder. Bis dahin wurden die Spielzeugeisenbahnen ausschliesslich aus Blech gefertigt.
Als man in den 1930er Jahren auf neue Fertigungstechnologien wie dem Zinkdruckguß umstieg, übernahm man auch hierbei die Antriebstechnik des Rasselweckers. Man bewegte sich nur innerhalb des bisherigen Erfahrungshorizonts und weiterhin innerhalb der gewohnten Denkschemata. Selbst als Fleischmann nach dem Krieg völlig neu mit der Fertigung von elektrischen Miniatureisenbahnen anfing, sozusagen auf der grünen Wiese, übernahm man kritiklos die Rasselweckertechnik. Man bewegte sich innerhalb des bisherigen Erfahrungshorizonts und innerhalb der gewohnten Denkschemata...
Der Fluch der Denkfaulheit.
Bei den Antrieben hat sich seitdem etwas getan als eine junge Firme Roco damals (1970er Jahre) mit technischen innovationen den Deutschen Modellbahnmarkt aufmischte. Hier mit dem für Westdeutschland neue Standardantrieb mit Mittelmotor - Gelenkwellen zu den Drehgestellen - Schnecken / Stirnradgetriebe auf alle Achsen. Mit dem Ausscheiden eines Mitinhabers war bei Fleischmann Mitte der 1990er jahre der Weg frei hinsichtlich der Antriebstechnik mit Roco gleichzuziehen. Selbst beim Traditionalisten Märklin hielt mit den in China gefertigten Hobby Modellen der neue Standardantrieb nach Art von Roco Einzug.
Die irrsinnigen Geschwindigkeiten haben sich bis heute jedoch noch gehalten. Mit solchen Antrieben, die eher für Rennautomodelle auf Slot Car Bahnen geeignet sind, lassen sich keine vernünftigen Langsamfahreigenschaften erziehlen. Selbst Digital sind viele Decoder damit überfordert.
Das war mir jetzt wichtig die historische Herleitung, das Warum, wir hierzulande vor so einem Dilemma stehen. Zwar kann man mittlerweile optisch schöne Modelle kaufen, deren Fahreigenschaften jedoch teilweise weiterhin zu wünschen übrig lassen.
Zitat Thomas "…die von den Herstellern geforderter Preise, für die ich (ganz persönlich) nicht mehr bereit bin, Halbfertigerzeugnisse zu akzeptieren, die mit Aufwand in Höhe des Einstandspreises erst zu brauchbaren Fahrzeugen werden…" Das sehe ich genauso. Da ich nicht auf den letzten verdünnisierten Haltegriff Wert lege, nehme ich dann z.B. eine 20 Jahre alte Lok. Die macht zwar genauso viel Arbeit, aber kostet zum einen nur einen Bruchteil und lässt sich zum anderen besser Zerlegen und Anfassen. Von der Zugkraft mal ganz zu schweigen.
"…machen die Hersteller nichts falsch - schnell ausverkaufte Auflagen sind der beste Beweis dafür..." Noch. Da kauft immer noch eine Generation mit guter Rente oder Aussicht auf brauchbare Rente. Ich bin Familienvater mit abzubezahlender Immobilie. Wenn ich meinen Rentenbescheid sehe ist klar, daß für das Hobby nie mehr Geld zur Verfügung stehen wird als heute. Sammlungen von hunderten Loks wie ich sie von älteren Semestern noch kenne, sind meine ich kein langfristig tragfähiges Zukunftskonzept für Modellbahnhersteller. Das halte ich für einen „noch Mitnehmen was an Umsatz geht“-Ansatz. Sicher gibt es immer einige Wohlhabende, die sich das auch in 20 Jahren noch leisten können, aber der Mittelstand wohl eher nicht in größeren Mengen wie früher. Mal ganz davon abgesehen, daß meine Generation, aber vor allem jüngere Leute, eine Freizeitwelt von zig Möglichkeiten kennengelernt hat, für welche man Geld ausgeben und seinen Spaß haben kann. Hobbybudget nur für Modellbahn halte ich für ein Auslaufmodell. Wenn sich dann mal einer mit Modellbahn beschäftigt und feststellt, daß man bei Loks mit Bahneinsatz für relativ hohe Beträge auch noch einige ärgerliche Kompromisse bekommt , könnte das die Begeisterung schnell ablöschen. Das ist mir selbst mehrfach seit dem Wiedereinstieg so ergangen, ich war öfter mal maßlos enttäuscht von Neuware (habe allerdings nur Erfahrung mit Epoche I/II).. Als Konsequenz habe ich auf dem Gebrauchtmarkt mechanisch durchdacht konstruierte (und sehr sorgfältig montierte) Ware für mich gefunden, welche ich selbst auf den technisch letzten Stand bringe (dann habe ich auch eine für meinen Geschmack optimale Lösung in Sachen Decoder und Soundeinbau). Auf Vitrinensammler zu setzen halte ich langfristig für fatal.
...ein AW Lingen kann nicht die (Modellbahn)Welt retten... Richtig. Und auch dort muß man technisch und damit finanziell richtig ans Eingemachte, um aus einer in Sachen Kontakt problematischen Lok was Feines zu machen. Der beliebte Rädertausch bringt da erst mal wenig bzw. ist nur ein Teil der Kosten.
Für mich wären Fahreigenschaften (= anständige Fahrwerke) ganz klar wichtiger als die letzten 10% Detaillierung. Inklusive nicht gesperrter Decoder/Soundprojekte sowie Lautsprechern, die dem letzten Stand der Technik entsprechen. Mit etwas Hirnschmalz muß eine Lok trotz Digitalisierung auch nicht unbedingt zum Leichtgewicht mutieren. Mit einem gut gemachten Fahrwerk brauchts auch keine Kondensatoren, die wieder wertvolles Gewicht kosten. Und wenn feine Detaillierung, dann bitte gerade Griffstangen aus Metall und filigrane Kunststoffteile so robust auslegen, daß sie nicht beim zweiten oder dritten Platzieren auf einer Schaumstoffunterlage zum Service abbrechen, weil sie vielleicht auch noch mit Material versprödenden Klebern angebracht wurden. Überhaupt, das Montagepersonal mal schulen, wo Kleber Sinn macht und wo nicht. Für Loks mit den heutigen Preisen, oft in Fernost produziert – m.E. nicht zu viel verlangt. Für 300-500 Euro sollte (für mich) der Lokkauf keine Lotterie in Sachen Konstruktion und Serienstreuung sein, insbes. wenn man keine Händler mehr vor Ort hat zum Besichtigen und Ausprobieren. Dann bin ich bereit solche Beträge für Neuware auszugeben, sonst nicht.
Gruß Bernd
P.S.: @Ludwig - Spitzen Ausführungen - das Meiste davon wußte ich noch nicht. Jetzt verstehe ich auch den historischen Hintergrund, warum Du gern anregst, über den Tellerrand hinaus zu schauen
Hallo, es ist schwer für die Industrie, uns das bestmögliche Material zur Verfügung zu stellen. Ich persönlich finde RP25 Bereifung gut, ich mag Radien unter 600mm nicht, ich würde auch nie mit maßstäblichen D Zugwagen durch einen 600mm Radius fahren. So ist jeder Modellbahner anders, auch die Gleisverlegung ist sehr unterschiedlich, bei jedem von uns. Wenn die Gleise ordentlich plan verlegt sind, brauche ich keine gefederten Pendelfahrwerke. Auch die Spurkränze könnten bei optimaler Verlegung und großen Radien viel niedriger sein. Nur das ist nicht bei jedem von uns gegeben. Wir wollen aber alle Modelle kaufen, also muss die Industrie auf unsere Besonderheiten reagieren, damit möglichst viele Kunden die Produkte kaufen. Es muss passend sein, für den, der in einer kleinen Wohnzimmer Ecke, einen 10-gleisigen Hauptbahnhof mit maßstäblichen D-Zugwagen bespielt (darf er auch, weil es ihm halt so gefällt) und es muss für den passend sein, der einen großen Hobbyraum hat und nur einen kleinen Nebenbahn Bahnhof mit 4 Gleisen darstellen und befahren will, dafür aber ziemlich vorbildgetreu. Diese beiden Extreme, wollen beide die gleiche Lok kaufen, das funktioniert nur, mit sehr großen Kompromissen, für alle Beteiligten. Ich finde wir hier in Deutschland haben ein super Angebot, mit einer sehr guten Qualität. Wer gern näher an das Vorbild ran möchte, muss dann halt zu Micro Metakit oder andren Edelschmieden greifen. Das ist meine Meinung zu dem Thema "Fahreigenschaften und Detaillierung von Modellfahrzeugen", vor allem bezogen auf H0 - 1:87. Gruß Thomas
Hallo Zusammen Ich sehe es in vielen Punkten sehr ähnlich wie Peter und Ludwig!
Verstehen kann ich den Betriebswirtschaftlichen Aspekt dem die Hersteller irgendwie genügen müssen. Was ich aber nicht verstehe, ist dass der Markt nicht entwickelt wird. Ich würde mich freuen und auch kaufen, wenn ich von Roco, Trix und Co Modelle angeboten bekäme, die auf eine Art Konfigurierbar wären. JA - das macht das Leben als Hersteller nicht einfacher, aber es ist wie in der Automobilbranche - die Kunden wollen individualisierte Produkte.
Woran würde ich das merken? - Einstieg: R1 (360mm) oder RP25/100 (Rmin =900mm) => Der Default ist R1 und wer was anderes will, muss eine Meldung bestätigen, dass er sich sicher ist, was er da bestellt. - Nummern: Individualisierung fängt bei den Nummern an. Mit den heutigen Möglichkeiten wäre es relativ einfach möglich, passende Nummern als DECAL bei der Lok mitzubestellen (Default ist die Vorbild-Lok, wer was anderes will gibt die Nummer ein ...) Alles was identisch ist kann ja als Tampon-Druck aufgebracht werden. Für die EPIII Fahrer kann man ja auch einfach die Ätzteile für die Nummern mitliefern - wir ja heuer mit dem Default schon gemacht. Hier lohnt vielleicht auch das Zusammenarbeiten mit Nothaft und Co. Dann haben alle was davon. - Anbau/Zurüstteile: Hier gibt es auch mehrere Level - Default wieder die Vorbildlok und für die RP25 Freaks kann man ja z.B. mit Weinert zusammenarbeiten und Zurüstsätze definieren und mitverkaufen. Und für Einsteiger kann man ja ein "Budget" Modell machen, wo nicht alles Filigrane drann ist, aber nachgerüstet werden kann... - Decoder/Elektronik: Ich bin SBB'ler - Warum ich bei jeder Lok die Beleuchtung ändern muss erschliesst sich mir nicht. Sowas geht besser - und bitte DECODER NEUTRAL. Ich als KUNDE sage, was ich gerne einbauen möchte. Der Default Decoder kann ja gern von Esu kommen... - Fahrwerk: Gute Motoren sind das eine (auch Roco baut sowas). Es muss nicht zwangsläufig Maxon oder Faulhaber sein. Was GAR NICHT geht, sind die Fahrwerke von Heute. Mit der Option RP25 bekomme ich bitte das gefederte Fahrwerk. Dazu braucht es nichtmal die riesigen Form-Anpassungen. Und Formeinsätze kann man heute auch Laser-Sintern und muss dann nur noch das Finish machen und nicht mehr aus dem Block fräsen. Spart viel Zeit... .
Mit relativ wenig Einsatz wäre hier eine Individualisierung zu machen, die nicht auf teure Formen rausläuft und Dinge modularisiert, die sich einfach machen lassen.
Alternativ wäre das Vorbestellen so wie das die US Kollegen machen.
Natürlich ist es einfacher als Hersteller zu Lamentieren, aber ich sehe halt viele Verpasste Chancen und ungenutzte Gelegenheiten, die sich mit der Digitalisierung der Industrie bieten. Führerstands-TV sind nur ein Beispiel... Ohne Digitaltechnik gar nicht möglich... Warum bedient man nur die Spielbahner statt den ganzen Markt? All die RP25 Freaks wäre ja wahrscheinlich bereit meht zu zahlen. Wobei mehr jetzt nicht in die Richtung von Exklusiv-Modellen eine Herstellers verstanden werden soll... .
Hier sind jetzt in kürzester Zeit (relativ gesehen natürlich) ein paar schönste Beiträge entstanden zu dem Thema! Erstaunlich was dabei so herauskommt. Nicht nur an Kritik, aber auch gute Ideen. Der einer zeigt sich zufrieden, der anderer nicht so echt.
In der Tat haben wir die bestmögliche detaillierte Modelle auf der Anlage oder in der Vitrine. Durch die technischen Entwicklung beim Entwurf, Fertigungstechnik und Materialauswahl gibt es die tollste Möglichkeiten. Leider hat diese Entwicklung meiner Meinung Halt gemacht bei der Entwicklung der Fahrwerken. Da sind eher Rückschritte zu bezeichnen. Fortschritte habe ich nicht so viel erkennen können (Umbauten an Roco BR 58; erstaunlich wie die Fahrwerke dann technisch doch etwas vereinfacht worden sind). Dabei bleibe ich bei meiner Meinung das es sehr gut möglich ist vertretbar bessere Fahrwerke zu konstruieren, die auch schlechtere Gleislage oder verschmutzte Gleise verkraften. Es ist kein Rocket-Science die hierfür gefordert wird, sondern nur das bei der Konstruktion von Anfang diese einfache Maßnahmen umzusetzen. Mag es bei DrehgestellLokomotiven oder -Triebwagen schon wegen der Konstruktion irgendwie so etwas wie der Dreipunktslagerung geben, so ist diese bei z.B. Dampflokomotiven nicht der Fall. In der Modellbahnpraxis ist nicht mit absolut eben liegende Gleisen zu rechnen. Dann rede noch gar nicht von dem Kleinkind, der auf alte Gleisen seine erste Runden mit der Modellbahn macht. Bleibt es eine Stotterfahrt ist der Spaß schnell wieder vergangen.
Es würde sich für den Hersteller sehr lohnen sich diese einfachste Gedanken zu machen. Damit bleibt der Spaß an einem Fahrzeug bei jung und alt sicher besser erhalten und wird sicherlich mit einem festen Kundschaft entlohnt.
Der Gedanke individueller Modelle der gerade von Axel gerade genannt wird finde ich besonders gut. Dank 3D Druck wird es diese Möglichkeiten in Zukunft gut geben. In Japan ist dies, glaube ich, schon recht normal. Da ist der Deutsche Modellbahner eher recht konservativ. Aber es wird so kommen.
einen Zahn muß ich schon mal ziehen. Eben das "RP25" nicht für Spielbahnen geeignet wäre. Ich halte das schlicht für "German Angst Myth".
Das sind die Räder eines Spencer. Ich hatte diese Bachmann Lok als dringenden Reparaturauftrag vor Weihnachten auf meiner Werkbank gehabt. Wie man deutlich sehen kann, sind die Räder RP25. Und erstaunlich, diese Lok kommt ohne ausgebeulte Zylinderblöcke aus, die bleiben hübsch unauffällig im Gesamtprofil der Miniatur.
Diese Lok stammt aus dem Thomas The Tank Engine Imperium* und ist, nein nicht für Modellbahner, sondern ausdrücklich für Kinderhände vorgesehen. Ein glattes stabiles Modell bei den wenig Gefahr besteht etwas abzubrechen. Maßstäblich ist es nicht, hier wäre es 00 1:76, gibt aber in etwa den Eindruck einer A4 der LNER wieder. International finden die Kiddies das gut. Jeder, ich muß leider sagen fast Jeder, versteht das als Kinderspielzeug ohne ernsten Vorbildbezug. Hierzulande halten einige Kollegen diese Miniatur des Spencer für für ein echtes Modell einer LNER A4. Sie sind nicht in der Lage hier Spielzeug von Modell zu unterscheiden. Das ist der Kernsatz. Die weitere Konsequenz daraus. Man erreicht mit einem einzigen Modell nicht alle Interessensgruppen. Zu vielschichtig sind die Ansprüche. Allen wohl, niemanden wehe, das funktioniert hier nicht, es müssen Grenzen gesetzt werden.
* https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas,_die_kleine_Lokomotive Typischer Britischer Humor ist es auch Loks zu verkleiden um Kindern eine Freude zu machen. Die Briten erwarten nicht, daß Deutsche das verstehen, sie gelten dort als humorlos.
Eine wirklich interessante Diskussion, gefällt mir. Ich bin mal gespannt was noch so kommt. Das RP25 auch flächendeckend geht, sehen wir an Amerika, wir müssen die für viel Geld nachrüsten.
Unterscheidungen zwischen "einfach", "gehoben" und "Extraklasse" lohnen sich aber bei den Stückzahlen bei gleichen Produkten einfach nicht. Das geht bei einigen Modellen in den klassischen Epochen 3 und 4. Aber welchen Anspruch soll denn eine badische Dampflok haben, die es so in in Epoche 1 und 2 gibt? Aktuell gibt es die jedoch in den verschiedenen Preissegmenten. Rocos Einfach-Serie erfüllt den Anspruch einfach, Brawa irgendwie gehoben und diverse Messingschmieden Extraklasse. Früher gab es im Katalog eben nur eine BR 01, V100, V200 usw. Die war dann auch 10 Jahre verfügbar, weil es eben nur eine geringste Zahl an unterschiedlichen Ausführungen gab. Dieses Zeitalter des dicken immer fast komplett lieferbaren Fleischmann-Katalogs haben wir nun schon länger hinter uns gelassen. Resultat ist eine viel größere Vielfalt. Eine noch weitere Auffächerung brauche ich nicht. Da muss ich dann ja praktisch alles bestellen ... der lokale Händler kann jedenfalls nicht x Produkte in y Varianten zeigen. Früher gabs eine überschaubare Modellzahl, die nicht gleich wieder überholt war. Wenn er heute sich von allem 10 Artikel ins Lager legt, kann er seinen Laden gleich zumachen ... da werden 3 verkauft und die restlichen 7 muss er irgendwann verramschen, weil die bei ihm lokal keiner kauft.
Wer kauft denn unvollständige Modelle? Nummern per Decails sind ja schon und gut ... aber sind die Decails auch nach 5 Jahren noch nicht spröde? Jedes Kleinteil kostet und solche Modelle werden von der Großzahl derer nicht gekauft, die sowas eben nicht anbringen können.
Dieses Anspruchsdenken "der Ingenieur muss einfach nur ein bisschen länger entwickeln" ist extrem teuer. Wisst ihr eigentlich, was ein vernünftiger Ingenier im Monat so kostet? Der baut Allradfahrwerke nicht aus Spaß, sondern weil er Geld verdienen will. Wenn ihm das die Firmen nicht zahlen wollen, so findet sich schon ein Industriebetrieb, der ihm dann 500 € im Monat mehr bietet. Technisch sind Modellbahnmodelle alles andere als einfach konstruiert. Die Technik mag einfach aussehen, aber im Bereich der Fahrwerkskonstruktion und des Formenbaus müssen sehr viele Details beachtet werden. Der Konstrukteur muss nicht nur die Funktion sicherstellen, sondern auch eine nahezu 1:1-Kopie des Vorbilds. Und das muss alles praktisch im ersten Anlauf stimmen. Nullmuster gibt es praktisch nicht ... wenn da etwas in größeren Umfang abgeändert wird, bedeutet das oft schon neue Formen.
Hallo, ich melde mich auch nochmal zu Wort, was wir alle auch nicht vergessen dürfen ist, --ebay---. Was früher in einem hohen Prozentsatz "entsorgt" wurde, wird heute wieder angeboten. Der Kreislauf hat sich erweitert, die Kundenzahl schrumpft permanent, unsere Ansprüche werden höher und individueller, dies alles schlägt sich in den Entwickulngsbüros, der Hersteller nieder. Das alles sind Komponenten, auf die sie reagieren müssen/sollten. Was ich schon mal geschrieben habe, die Zahl der Kunden schrumpft, die Kundschaft wird jünger /anspruchsvoller/individueller. Trotzdem müssen die Preise einigermaßen gehalten werden. Die Hersteller müssen sparen, einige versuchen mit Epoche 3 oder 4 einen Großteil des Umsatzes zu machen, es gibt Hersteller, die Epoche 1 und 2 komplett gestrichen haben (Gützold), die machen das nur um Kosten zu sparen. Ich kann mich täuschen, meine Meinung ist, es wird teurer oder bedeutend teurer, wenn wir weitere Individualisierungen haben möchten. Ich denke wichtiger wäre es, das die Hersteller versuchen sich auf einheitliche Maße kompromisslos zu einigen. Warum hat Mäklin heute noch andere Spurkranzmaße und Achsinnenmaße wie der Rest??? Wo ist die Begründung? Es wäre bei gleichen Standards viel einfacher, dann doch mal ein Modell umzurüsten von DC auf Ac oder umgedreht. Gruß Thomas
Du hast die Antwort schon selbst gegeben. Märklin verkauft doch lieber selbst, die Möglichkeit DC Modelle mal schnell auf AC umgerüstet zu haben kann nicht von Interesse für Märklin sein!
immer dieses Totschlagargument: "Das lohnt sich nicht." Resignieren gilt aber nicht. Die Märkte im Ausland beweisen, daß es sich für die Anbieter lohnt verschiedene Produktlinien zu fahren. Aber da gilt auch "You get what you pay for." Das heißt frei übersetzt, kaufst du billig, dann bekommst Du auch billiges Zeug geliefert, also beklage dich nicht, du hat schliesslich bekommen wofür du bezahlt hast. Geiz ist dann auf einmal gar nicht mehr so geil.
In diesem Zusammenhang gilt das auch für beigelegte Zurüstteile. Hier kann der geneigte Modellbahner sie selber anbringen und spart Geld dabei. Es gibt dann auch solche Spezeln, die das gerne ab Werk angebracht haben möchten. Mehr bezahlen für diesen Service möchten sie seltsamerweise aber nicht. Ich bin kein Jurist, aber ich glaube der Fachbegriff dafür heißt Leistungserschleichung.
Das Anspruchsdenken an die Konstrukteure geht nicht in Richtung "länger entwickeln", sondern in Richtung Gehirnschmalz benutzen. Ausgetretene Pfade verlassen, querdenken und mal etwas neues versuchen. Das hat in letzter Zeit keiner der großen etablierten Hersteller gemacht, was Antriebstechnik und Fahrwerke betrifft. Ich hatte u.a. auch in meinen Umbauberichten geschrieben, daß für die Roco V60 in der Produktion keine Mehrkosten angefallen wären, hätte man eine Allradauflage von Anfang an vorgesehen.
Wir werden auch hierzulande von dem bisher praktizierten Vertriebsmodell Abschied nehmen müssen. Nicht nur der Fachhändler, sondern auch der Hersteller rsp. Importeur will sich keine großen Bestände auf Lager legen. Es wird am Ende auf "Built To Order" hinauslaufen. Das wird in den USA schon seit Jahrzehnten so gehandhabt. Dabei wird eine Vorankündigung gemacht und der interessierte Modellbahnkunde kann seine Vorbestellung tätigen. Danach dauert es oft noch mehrere Jahre bis das Modell entwickelt, produziert, verschifft um dann endlich beim Fachhändler zur Auslieferung bereit liegt. Für den Anbieter ist das eine Risikominimierung, es gab auch schon Modelle welche zwar angekündigt, aber dann wegen einer zu geringen Vorbestellquote doch nicht produziert worden sind. Man lässt dann auch die Stückzahl herstellen welche vorbestellt worden ist, plus eines kleinen Prozentsatzes mehr. Diese Mehrmenge ist in den letzten Jahren sehr deutlich kleiner geworden.
So ein System, welches Geduld verlangt, ist natürlich nichts für solche Modellbahnerkollegen die eine Sinn- und Lebenskrise kriegen, wenn das im Februar in Nürnberg angekündigte Modell nicht spätestens Ende November bei den Händlern ist. Auch was traditionell im Februar auf der Spielwarenmesse in Nürnberg angekündigt wird, hat eine schon jahrelange Entwicklungszeit hinter sich. In den USA funktioniert das deswegen weil man eine gleich bleibende Qualität geliefert bekommt und der Käufer so vor unangenehmen Überraschungen bewahrt wird. Er weiß was ihn erwartet und womit er rechnen kann.
Hierzulande haben sich die einschlägigen Hersteller rsp. Importeure durch ihre Rationalisierungsmaßnahmen (Geiz-ist-geil geht nicht nur bei den Käufern) den oben geschilderten Vertriebsweg selber weitgehend verbaut. Die schleichend, aber stetig schlechter werdende Qualität hat nur ein tiefes Mißtrauen beim potentiellen Kunden ausgelöst.
Davon unbeeindruckt sind nur die Fanboys der einzelnen Marken. Die verfügen neben einer gewissen Leidensfähigkeit über die bemerkenswerte Eigenschaft (füher sagte man, man könnte sich jede Frau selber schönsaufen) auch schlecht gemachte Produkte klaglos zu akzeptieren. Für die Hersteller rsp. Importeure sind solche lautstark schreienden Fanboys ein Segen. Damit kann das nächste Modell dann noch einfacher, noch schlechter, noch mieser ausfallen, sie werden es schon kaufen. Kurz zusammengefasst die von vielen beobachtete Verschlechterung der Qualität ist selber durch einen Teil der Modellbahner verursacht. Es klingt hart, ist aber leider so.
Und damit stehen hierzulande die Anbieter und die Käufer vor einem Scheideweg. Die Hersteller rsp. Importeure werden versuchen ihr unternehmerisches Risiko zu minimieren und nur noch Einheitsbrei auf den Markt bringen. Das sind dann oft Wiederauflagen von schon jahrzehntealten Modellen aus schon längst abgeschriebenen Formen. Um einen (scheibaren) Fortschritt zu generieren kommt dann das zur Anwendung was ich elektronische Nebelkerzen nenne. Das Altmodell wird mit Elektronik aufgepeppt und als NEU verkauft. Was der Käufer dann nicht so richtig wahrnimmt sind Vereinfachungen im Produktionsprozeß. Die schlagen sich oft auf die Qualität nieder.
Beispiel für eine Verschlechterung. Links Räder von 2013. Rechts Räder von Anno 1989. Die linke Lok habe ich dem Fachhändler wieder auf die Ladentheke gelegt und mir das Geld zurückgeben lassen, es waren nicht nur die Räder, sondern auch ettliche andere Mängel. Gimmick am Rande, die linke Lok hatte ab Werk eine 3-Punktlagerung. Man muß manchmal auch hart zu sich selber sein und ein schlecht gemachtes Produkt trotz hohem Besitzwunsch (HABEN WILL!) nicht zu kaufen.
Davon abgesehen, hier hat auch eine Verschlechterung bei der Werkstoffauswahl stattgefunden wenn man die beiden Räder miteinander vergleicht. Rechts besteht der Radreifen aus Messing und ist schwarz vernickelt. Der Radstern ist aus glasfaserverstärkten Kunststoff und der lässt eine sehr feine filigrane Ausführung der Speichen zu. Des weiteren die Nachbildung der Nabe mit der Zentrierbohrung. Der Hersteller hat sich damals an die NEM Abmessungen gehalten. Links besteht das Rad einschliesslich Radreifen und Radstern aus einem Stück Zink und ist mit einer dünnen Schicht Schwarznickel überzogen. Die Nabe beseht aus der Isolierbuchse und die Radsatzachse ist frei sichtbar. Die Radsatzabmessungen sind nach hauseigener Werksnorm und mit keinem der hier angebotenen Gleissysteme (einschliesslich der Mitteleitergleise) zuverlässig unfallfei einsetzbar.
Zitat von Atchison im Beitrag #13 Das Anspruchsdenken an die Konstrukteure geht nicht in Richtung "länger entwickeln", sondern in Richtung Gehirnschmalz benutzen. Ausgetretene Pfade verlassen, querdenken und mal etwas neues versuchen. Das hat in letzter Zeit keiner der großen etablierten Hersteller gemacht, was Antriebstechnik und Fahrwerke betrifft. Ich hatte u.a. auch in meinen Umbauberichten geschrieben, daß für die Roco V60 in der Produktion keine Mehrkosten angefallen wären, hätte man eine Allradauflage von Anfang an vorgesehen.
Die Mehrkosten fallen eben leider doch an ... konstruiere ich ein Produkt in den letzten 50 Jahren mit der Technik x, so kann ich eben darauf zurückgreifen. Prinzipiell mag es richtig sein, das die Technik y nicht mehr kostet. Aber das Grundwissen dazu ist eben für den Konstrukteur nicht aus dem effeff beherrschbar. Solchen Quantensprüngen in der Entwicklung geht eben immer eine große Entwicklungszeit vorraus ...
Und solange alle wie die Lemminge kaufen, wird sich eh nichts tun. Aber wenigstens verkaufen einige ihre "alten" Loks und Wagen vermehrt. Für mich langt die Qualität von Roco und Fleischmann von vor 20 Jahren vollkommen aus.
Erstaunlich wohin die Diskussion sich entwickelt! Zu loben ist auch das der Ton positiv und konstruktiv bleibt. Viel zu oft werden solche Threads wie dieser dann später von Schlammschlägereien überschattet. Ich danke euch herzlich dafür!
Der Wünsch nach individualisierung von Modellen hatte ich hierbei nicht gedacht. Sie ist aber voll getroffen. Mit dem kommen von 3D gedruckte Modelle wird die Entwicklung schneller und billiger werden. Da führt ohne weiteres den Weg hin. Hersteller die moderne Entwicklungen nicht folgen werden, werden letztendlich von den Markt verschwinden.
Hierzu aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.
Richtig ist das viele Modelle zwar angekündigt werden, bei mangelnder Nachfrage gar nicht aufgelegt werden. Die Hersteller müssen nach wirtschaftlichen Prinzipien arbeiten, sonst geht bald der Tür zu. Hr. Bachmann hat mir früher mal erzählt das von einem Kleinserienmodell in den 90ern leicht 500 Stück verkauft worden sind. Zuletzt sind Auflagen von 100 Stück wohl das maximal Machbare gewesen. Das Angebot im Markt ist riesig zu nennen. Der kleinere Kundenkreis tut sein übriges. Roco hat immer schon bei Neuauflagen eine andere Betriebsnummer genommen. Da gibt es sogar Sammler für! Das geht natürlich auch und ist sehr zu loben. Ich kann mir gut vorstellen das in Zukunft nach Wünsch geliefert könnte. Es liegt einfach daran ob der Kunde das auch zahlen möchte, sonst nimmt er das Standardmodell. Erstaunlich ist zu sehen anhand des Radsätzebildes von Ludwig wie ein Modell vereinfacht wird, ohne es gleich den Kunden zu melden (würde ich als Hersteller auch nicht machen). Damit könnte ich mit dem Dreipunktlagerung aber noch sehr gut leben. Ist aber rein persönlich.
Ich möchte aber bei meiner Meinung bleiben das die Fahrwerke von Anfang an besser durchdacht sein sollten. Das kostet, ausser dem Wissen, nichts extra.
Hallo Zusammen So ganz kann ich die Argumentation von Erzgebirgsnebenbahner nicht nachvollziehen. Eigentlich erwarte ich von jedem, der Konstruiert und Entwickelt einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Nur weil etwas Neues schwierig ist, ist das keine Entschuldigung sich nicht damit auseinander zu setzen.
3D Druck kann man sowohl für z.B. ein Lokgehäuse als auch für eine Gussform nutzen. Dann wird halt in Metall gedruckt. Der Hersteller, der das Kunststück hinbekommt, ein gutes Fahrwerk und eine gute Detailierung zu einem Annehmbaren Preis zu liefern gräbt den anderen das Wasser ab.
so ganz kann ich die die Argumentation im Beitrag #14 auch nicht nachvollziehen. Wer einen Abschluß hat, der sollte sein Handwerk und das dazugehörige Wissen aus dem eff-eff beherrschen. Ich habe aber auch den Eindruck die heutige Generation Konstrukteure versteht Mechanik nicht mehr. Des weiteren möge da auch gewisse Unternehmenskulturen eine Rolle spielen. Als Off-Topic Beispiel der VW Konzern wo das Führerprinzip von Anfang an (Führerbefehl: Heckmotor) über den Typ147 (Fridolin, das Raumverschwendungswunder) bis hin zum Diesel Abgas-Skandal der jüngsten Zeit führte. Derartige Unternehmen bestrafen selbstständiges Denken oder andere Denkansätze als wie von "Oben" vorgegeben. So konnten derartige Auswüchse entstehen. In der Modellbahnbranche ist ähnliches zu beobachten. Wenn ein gottgleicher Firmenpatriarch an einem Uhrwerks-Ersatzantrieb festhält, dann wird der Uhrwerks-Ersatzantrieb eingebaut, egal was die Kunden tatsächlich möchten. Wie ich schon in einem der vorherigen Beiträge geschrieben habe, war nach dessen Abtreten der Weg für neue zeitgemäße Antriebe frei geworden. Es waren schon immer die Leute welche nicht konform, sondern anders dachten und der Welt damit den technischen Fortschritt brachten. Angefangen von James Watt über die ersten Eisenbahnen, hatte sie immer gegen starke Widerstände, Vorurteile und starre Denkschemata zu kämpfen um ihre Ideen zu realisieren. Und dieser Thread ist auch so ein bischen, anstatt technische Aspekte zu diskutieren, geht es hier erst einmal modellbahnpolitisch zu.
Das Lemming-Kaufverhalten, das haben Wir selber in der Hand. Niemand wird gezwungen ein schlechtes Produkt zu kaufen und ehe man sich durch soziale Netzwerke unter Druck setzen lässt ("Leute esst Scheiße, Millionen Fliegen können sich nicht irren"), sollte man vorher seinen gesunden Menschenverstand gebrauchen.
Ein Beispiel für das Verlassen ausgetretener Pfade. Im Teamwork ausgedacht, realisiert und verkauft. Der einzige Zwang war die Vorgabe, sich so weit wie es machbar war an das Vorbild zu halten.
im großen und ganzen gehe ich mit deiner Meinung konform.
Trotzdem eine provokative Frage: Wie weit ist der Entwickler des von dir gezeigten DG gekommen? Inzwischen hört man/ich nichts mehr von ihm. Wirtschaftliche Zwänge?????
Nachteile des von Axel angesprochen "Auf-Bestellung-Bauen-Systems" bzw. die Abschwächung, nur geringe Margen aufzulegen, merkt man hier zu Lande auch. Versuche mal ET von Brawa (eigene Erfahrung) oder Brekina (Foren-Summen) zu bekommen.
Nichts desto trotz würde ich mir natürlich auch einen Fahrzeug-Konfigurator wünschen........
auch hier bei der Entwicklung konnten die Bäume nicht in den Himmel wachsen, eben auch hier wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Und einer der freiberuflichen Entwickler schreibt ja hier in diesem Forum.
Das von Dir angesprochende Ersatzteil Problem der angesprochenen Firmen sind nichts anderes als die Auswirkungen einer sozialistische Plan(mangel)wirtschaft welche in den Kapitalismus zu überführt wurde. Zu den Unternehmensentscheidungen nur wenig bzw. gar keine Ersatzteile anzubieten, kann ich Dir nichts sagen, da wären direkte Anfragen bei den Unternehmensleitungen zielführender. Ob sie darauf eingehen ist allerdings ein anderes Kapitel. Zum Teil ist das auch darauf zurück zu führen, daß die Produktionsstandorte auf der anderen Seite des Erdballs liegen und damit, wie bei Funksignalen zum Mars und zurück, eine gewisse "Laufzeit" vorhanden ist. Und wie schon erwähnt Geiz ist gar nicht so geil.
Das gilt auch für den Fahrzeug Konfigurator.
Technisch machbar ist das durchaus. Der deutsche Modellbahner will zwar alles und alle Extras haben, jedoch nichts dafür bezahlen. Und daran scheitert es hierzulande mit schöner Regelmässigkeit.
Im Paralellforum bemängelt ein User, daß die Durchbrüche für die Lüftungsöffnungen in der Seitenwand von Brillendoktors neuestem Ludmilla Modell eine konische Form aufweisen. Es beschreibt damit allerdings nur einen Sachzwang im Werkzeugbau für Kunststoffspritzgußformen. Hier muß das für die Durchbrüche formgebende Gegenstück in der Form eine gewisse Konizität aufweisen, damit sich das Gehäuse überhaupt es aus dem Werkzeug entformen lässt. Dieser Sachzwang ist dem Meisten hier unbekannt und nölen bringt da gar nichts. Mich würde die Konizität der Lüfteröffnungen gar nicht so stören, weil ich um die Zwänge weiß. Viel eher nervt mich da der verhärmte Sparantrieb auf nur 4 Achsen dieser großen 6-Achsigen Diesellok. Diese Billiglösungen beim Antrieb haben mich auch vom Kauf einer Piko G6 abgehalten, obwohl mich dieses Modell doch sehr interessiert hat. Aber hier hat das Preis-Leistungsverhältnis nicht gestimmt.
Die Bemerkung von Erzgebirgsnebenbahner kann ich durchaus verstehen. Auch Erzgebirgsnebenbahner beschreibt das nicht von den Herstellern nicht verlassen wollen von getretener Pfaden. Es ist doch schon lange gut gegangen, also warum jetzt was ändern? Natürlich es gibt schon Fahrwerke die es in sich haben im Spielbetrieb das Beste zu zeigen, aber die Normale ist das absolut nicht. Und eben da fängt es an. Das sollte bei der Konstruktion von Anfang an berücksichtigt werden! Also ein umgekehrtes Denken wird gefragt. Das es dabei zu Eigenentwicklungen kommt, wie z.B. das gezeigte Fahrwerk von Ludwig, oder eben mein Fahrwerk für den Piko XII H2 Tender ist nicht zu verwundern. Das gelingt auch nicht gleich gut. Es wird zu teuer für die kleine Auflage oder die verbaute Komponenten. Diese Erfahrung mache ich jetzt auch. Und zufrieden mit den Fahreigenschaften des eigenen Schaffens bin ich auch noch nicht.
Der Fahrzeugkonfigurator wird mit dem 3D Druck bestimmt kommen. Es wird nur noch nach Bestellung gebaut und nicht mehr auf Vorrat. Der Auslieferung erfolgt dann recht schnell danach.
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19.12.2017 20:52 (zuletzt bearbeitet: 19.12.2017 21:02)
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