Hallo Waldi,
jetzt bin ich bei dir gelandet, das Thema hat mich her gezogen. Ich hab die Heimat auch versucht,
einzufangen. Durch die ständigen Umzüge ist nie was brauchbares draus geworden. Hätte wohl
damals auch Module bauen sollen.
Ich werde jetzt mal mit Styrodur & co experimentieren, alles andere wird zu schwer. Gips nehme
ich nur bei Felsen und die sind im mittleren Bergland, was mir vorschwebt, nicht so verbreitet. Deshalb
mal was anderes mit Styrodur. Haust du dann Gips als Schicht noch drüber?

Hallo Waldi,
ich finds auch herzerfrischend, wie du an den Anlagenbau ran gehst und wie du drüber schreibst. Echt flott.
Aber wie Tom schon anmerkte, hast du nicht die optimale Masse für die Felsgestaltung, weshalb du zuerst gegen die Zeit und dann gegen die Härte arbeiten must. Das von Tom empfohlene Rotband ist natürlich extrem günstig, aber mehr für Flächen als für dicke Aufträge, die geschnitzt werden sollen.
Ich kaufe mein Zeugs auch bei Tedox, aber die hier sichtbare Spachtelmasse (früher Füllspachtel):



Die Masse hat eine Beigabe von Zellulose und entspricht damit dem bekannten (und viel teureren) Moltofill. Preis ziemlich gleich mit dem von dir gekauften Produkt. Diese Beigabe verlängert die Bearbeitungszeit um mehr als eine Stunde. Ich schnitze meine Felsen in der Regel zwei bis drei Stunden nach dem Auftrag der Masse, vier Stunden geht auch, danach wird es mühsamer.
Gruß

Otto

Servus Ricky, hallo Jens, huhu Otto und Grüße an alle...

Erneut ein großes DANKESCHÖN für all die netten Worte, Tipps und Beiträge.

@Ricky:
Nur das FREMO-E96-Kopfstück ist gelasert und wurde so eingekauft.
Der Rest ist zuhause mit dankenswerter Unterstützung der Ich-AG "Tischkreissäge und Co." gefertigt worden.
Schau mal mit Hilfe des Links in meinem ersten Beitrag in den anderen Faden von mir.
Da ist ein Bild von meiner "schönwetter Werkstatt" 🙈.
Als ich 2020 mit Ottilienstein begann, hab ich mir bei Ebay mal einen Schwung Kopfstücke gleich für zukünftige Spinnereien geordert.
Die (damaligen, vielleicht auch immer noch) 8€ pro Stück waren es mir wert und genauer als handgesägt ist es so allemal.
Gerade bei den Modulübergängen kommt es doch auf Passgenauigkeit an.


@Jens:
Ja, ich kann dich voll und ganz verstehen.
So ein Heimat-Diorama wollte ich ursprünglich schon vor ca. 10 Jahren in meinem schweizer "Exil" erschaffen - quasi was Representatives für's Bücherregal.
Doch der Spieltrieb in mir überredete mich dazu, erst die Kehrschleife zu bauen. 😁
Bei den bisher letzten beiden Bildern erkennst du gut den weißen Gipsüberzug im Vergleich zum vorherigen grünen Styrodur.
Sowie das Styrodur die richtige Form hat, kommt eine sehr dünne Gipshaut darüber, die eigentlich das Anlagenteil kaum schwerer macht.
Sie dient dazu, die Oberfläche zu stabilisieren und Löcher und Fugen zu verschließen.
Ob man das so machen soll/muß/kann, ist bestimmt wieder so eine modellbahnbiblische Glaubensfrage.
Ich habe mir diese Technik vom Verein abgeschaut und bisher sind wir immer gut damit gefahren.

@Otto:
Der Hinweis und die Erklärung zu der Spachtelmasse ist natürlich erste Sahne und wird bestimmt mal ausprobiert.
Vermutlich habe ich mich beim Kauf von dem Produktnamen "Modellgips" leiten lassen.
Aber wie beschrieb Harald Lesch mal die Herangehensweise in der wissenschaftlichen Forschung so schön: "Wir irren uns nach oben!"

In diesem Sinne, euch allen allzeit gute Fahrt,

Waldi.

Moin Otto,

Zitat von OOK im Beitrag #22

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Das von Tom empfohlene Rotband ist natürlich extrem günstig, aber mehr für Flächen als für dicke Aufträge, die geschnitzt werden sollen.

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Hallo Tom

Zitat von DL7BJ im Beitrag #24

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... Bernd Schmid im Regal. Er verwendete damals (Mitte der 70er?) Moltofill. Das hatte ich früher bei meinen ersten Modellbahnen im Jugendalter auch verwendet, ging gut. Aber Moltofill ist heute richtig teuer, da kann ich so zustimmen.

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Hallo liebe Leser,

heute präsentiere ich euch die "Schlussetappe" dieses Bauberichtes.
Wir sind stehengeblieben mitten im Februar...



14.02.2023 > Mit klebrigen Grüßen an Valentin



Eine Technik, die ich von meinem Verein übernommen habe:
Mit Pinsel und 1 zu 1 verdünntem Holzleim wurden gerissene Fetzen Maler-Abdeckpapier überall dort aufgeklebt, wo später mal Laub und Waldboden entstehen sollen.
Vor allem die Ränder an den Anlagenkanten müssen gut verleimt sein.
Die eigenen Finger hingegen nicht...!

Die braune Farbgebung des Krepppapiers ist für den späteren Waldboden sehr von Vorteil und erspart somit ein entsprechendes Einfärben.
Wieder so ein positiver Nebeneffekt, den ich dankend mitnahm.
Denn egal zu welcher Jahreszeit man zur Ottilie spaziert, im dortigen Umfeld liegt immer braungelbes Laub auf der Erde.

Gut zu erkennen sind hier um den großen Felsen weitere, kleine Gesteinsformationen, die genauso faltenartig aus dem Boden hervortreten.
Vor allem der Felsen ganz oben in der Ecke war mir besonders wichtig.
Er sollte mein Probierfelsen werden, an dem ich zuerst alle Farbarbeiten austesten würde.
Schließlich ist er später vom Betrachter am weitesten entfernt und fällt somit nicht sonderlich auf.
Und sollte ich da doch mal etwas "versauen", wäre es ein Leichtes, diese Stelle unauffällig zu kaschieren.



15. - 18.02.2023 > Waldis Hände bemalen Stein und Wände

Nachdem die Krepphaut durchgetrocknet war, ging es nun endgültig zum kreativen Teil über: der farblichen Gestaltung.
Dies ist ja etwas, das ich so gar nicht mag.
Schließlich kann man dabei mit einem einzigen Ausrutscher einiges kaputt machen, was man zuvor mühselig aufgebaut hat.
Bitte nicht falsch verstehen, vor dem Pinselschwingen an sich hatte ich keine Angst; aber einen heiden Respekt!
Ich wollte dennoch keinesfalls aufgeben und irgendwo tief in mir kitzelte ein gewisser Reiz, mich dieser neuen Aufgabe zu stellen.
Und sei es nur aus purer Neugier, um zu erfahren, was ich kann... oder eben auch nicht, lach.
Bewaffnet mit allerlei Acrylfarbtuben aus dem hiesigen Tedox, ging ich also frisch, fromm, fröhlich und frei ans Werk.





Ich begann damit, alles von oben nach unten mit einem stark verdünntem Schwarz einzupinseln.
Allein nur schon diesen neuen Look fand ich mega!!!
Allerdings schäumte mein Gemisch etwas und hinterließ in den Felsritzen kleine Bläschen.
Mühselig kreiselte ich nachträglich mit einem trockenem Pinsel umher, bis ich alle (v)erwischt hatte.
Schnell trocknete diese erste Grundierung durch.
Aber bei DER blassen Graufärbung konnte es nicht bleiben!
Das Gestein am Domberg ist bedingt eisenhaltig, weshalb in vergangenen Jahrhunderten sogar Erzstollen in die Hänge getrieben wurden.
Die Eisenerzgewinnung der umliegenden Berge bildete ursprünglich den Grundstein für die Suhler Waffenproduktion, die der Stadt in früheren Zeiten, vor allem im 30jährigen Krieg, zu europäischem Ansehen verhalf.
Aufgrund dieser geologischen Umstände weisen manche Erdflecken, Steine und Felsen in der Umgebung eine rötliche Färbung auf.
Und dies trifft natürlich auch auf den Ottilienstein zu.





Die zweite Färbung:
Hier hab ich mit einem verdünnten, reinen Braunton gearbeitet.
Auf dem Foto wirkt es etwas fleckig, ja sogar ein bisschen glänzend.
Viel zu hell schimmerte noch der Gipsuntergrund hindurch.
Es war wohl zu wenig Farbe im Spiel gewesen.
So sollte es nun auch nicht aussehen...

Gut zu erkennen ist am oberen Felsrand eine Stützmauer aus Naturstein, die zuvor von der "Felsenfärberei" ausgeschlossen wurde.
Die Mauern der Besucherplattform sollten nämlich andere Farbtöne erhalten.





Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Plattform habe ich ein Stück Natursteingemäuer graviert.
Im Original ist da eigentlich keine, aber ich sehe es ja mittlerweile nicht mehr so eng.
"Künstlerische Freiheit" sei an dieser Stelle das passende Stichwort.
Aufgrund der gemachten Erfahrungen kann ich nun Modellbaufreunde deutlich besser verstehen, die der Überzeugung sind, dass es in erster Linie auf die Wirkung einer Modelllandschaft ankommt, anstatt auf einen absolut exakt umgesetzten Miniaturnachbau.
Man muss sowas halt selbst erstmal ausprobiert und erlebt haben.
Ich glaube, das nennt man Lernprozess .





Das Gemäuer erhielt mit einer Mischung aus Blau, Schwarz und ganz wenig Wasser eine deutlich dunklere Grundierung.
Meine Befürchtung, dass die zäh wirkende Acrylmasse die Fugen zuschmiere, erfüllte sich zum Glück nicht.
Ich fuhr nach dem Auftragen der Farbe noch einmal vorsichtig mit einem leicht angewässerten, feinen Pinsel über die Steine, wodurch die Farbe endgültig in alle Ritzen kroch.

Die Entstehung einer solchen Mauer ist schnell erzählt:
Mit Gips wird eine leicht geneigte, ein wenig unebene Fläche anmodelliert.
Nach dem Austrocknen skizziert man mit Bleistift den Verlauf möglicher Fugen.
Ich habe keine fachliche Ahnung, ob es in der Realität beim Setzen solcher Natursteine gewisse Vorgaben oder Richtlinien einzuhalten gilt.
Zwei Schwerpunkte habe ich darum für mich selbst nach "gesundem Menschenverstand" festgelegt:
1.) In den unteren Reihen liegen möglichst große, schwere Steine, da dort die Belastung des Bauwerkes am größten sein dürfte.
2.) Ein gewisser Fugenbau, wie man es einst mit Bauklötzen spielerisch im Kindergarten lernte, dürfte auch bei solch einer Konstruktion nicht das Verkehrteste sein.
Gemäß dieser eigenen "Werksvorgaben" zog ich also gemütlich meine Striche auf dem hellen Untergrund.
Vergnüglicherweise ging das irgendwie ganz von selbst und vermalte ich mich doch einmal, konnte dies problemlos mit dem Radiergummi ausgebessert werden.
Eventuelle Unebenheiten auf dem Gips kann man übrigens geschickt miteinbeziehen und als kleinere Verschiebungen der Steine hervorheben.
Als nächstes nahm ich Schatzis Prickelnadel zur Hand und ritzte ohne viel Druck, aber deutlich sichtbar die gezogenen Linien nach.
Man sollte ruhig jeden Stein zwei bis drei Mal umrunden, da somit die Kanten etwas entschärft werden und es nicht mehr ganz so exakt aufeinander abgestimmt ausschaut – Naturstein eben.
Dieses Werkeln hat mir eine Menge Spaß bereitet und ging mir rasch von der Hand.
Es wird definitiv nicht die letzte Mauer gewesen sein, die ich im Modell errichten werde, hihi.
Zum Abschluss wird alles vorsichtig abgebürstet und mit Tiefgund behandelt, bevor die Farben ins Spiel kommen.

Nebenbei:
Zur Prickelnadel sei noch erwähnt, dass mir dieses Werkzeug schon mehrfach hilfreiche Dienste leistete und bereits fest in meinen Bestand integriert wurde.
Ob meine Herzensdame sie also jemals wieder zurückbekommt, ist stark zu bezweifeln.





Mein Ottilienstein und seine kleinen Freunde mussten nun bereits die dritte Grundierung über sich ergehen lassen.
Eine ähnlich "dicke" Mischung wie bei der Mauer sollte es diesmal sein, allerdings ein Mix aus einem Hell- und einem Dunkelbraun.
Das Ergebnis überzeugte mich sofort und auch die Konturen waren nach dem Trocknen noch sehr gut auszumachen.
Schatzi kommentierte zwischendurch meine Arbeiten mit: "Das sieht schon sehr routiniert aus, wie du das machst."
Und ich selbst befürchtete auch allmählich, dass mir kein Mensch mehr glauben wird, dass dies mein allererster selbstgebauter Felsen sein soll.

Nun wollte ich aber Eines noch unbedingt wissen: Wie nah lag ich denn mit dieser neuen Farbgebung am realen Aussehen?
Ich hatte wohlweißlich vom letzten Besuch in Suhl zwei Steine vom Original mitgenommen, die mir nun als Referenz sehr dienlich sein würden.
Es war also an der Zeit für den "ultimativen Vergleich"...





(Die Akteure: oben > Original, unten > Modell)


Tscha...
Hmmmm...
Doppel-Hmmmm...
Des lass 'ma erst mal so, ge?
Für 'ne Grundierung ganz okay

Leichte Färbungen und Nuancen sollen demnächst mit dem (wie ich mir sagen ließ) "Dry-Brush-Verfahren" eingearbeitet werden.
Ob und wie das klappen wird, da bin ich ja mal sowas von gespannt drauf.
Gespannt wie ein Flitzebogen...




27.03.2023 > Ein Schlusswort für den Augenblick!!!

So Freunde... ihr seid nun Up to Date.
Nun wisst ihr, was die Stunde geschlagen hat.
Dies ist der "aktuälteste" Stand der Dinge - unwiderruflich und unmissverständlich!
Oder anders gesagt: "Wir sind jetzt im Jetzt!", wie es bei Mel Brook's SciFi-Komödie "Spaceballs" so schön heißt.

Ratzfatz haben wir hier binnen weniger Wochen die über 2 Jahre andauernde Bau- und Bastelzeit Revue passieren lassen.
Weiter, als bis zu dem zuletzt Gezeigten, bin ich noch nicht gekommen.
Doch mein ganz großes Ziel ist es, Ottilienstein im Laufe dieses Jahres fertigzustellen (den Baumbewuchs klammere ich davon mal aus).
Und wenn es davon Fortschritte zu vermelden gibt, werde ich hier im Thread zukünftig neue Einträge veröffentlichen.
Ich lade darum alle Interessenten recht herzlich ein, diesem Projekt weiter zu folgen.
Es stehen noch so manche, mir meist erneut erstmalig auszuführende, Arbeiten auf dem Zettel.
Zum Beispiel liegt die Anfertigung der Treppenstufen, Steinkanten sowie sonstigem Gemäuer und deren Ausgestaltung an.
Die Landschaftskontur auf dem Unterteil soll auf den selben Stand wie beim Aufsatz gebracht werden.
Zuvor sollen aber erst noch das Tunnelportal und die dazugehörigen Flügelmauern im Eigenbau entstehen.
Das Gleis muss geschottert werden und bevor erste Sträucher und Gräser wachsen dürfen, bedarf es eines glaubwürdigen Laubbodens.

Es gibt also viel zu tun, schaut es euch an (wenn ihr möchtet).

Ich bedanke mich sehr bei allen, die meinen ausführlichen Ausführungen aufmerksam Aufmerksamkeit geschenkt und gerne auch mit einem Kommentar dazu kommentiert haben .



Mit den besten Grüßen an alle kleinen und großen Modellgestalter da draußen,

der Waldi.



P.S.: Und wie es mit dem Bau weiterGEHT, liebe Freunde, erfahrt ihr in den nächsten Tagen... (Wochen... Monaten... Jahren???)

Moin Waldi.

Ich hab zwar noch nicht mit einem Kommentar kommentiert, schaue mir den Fortschritt trotzdem gerne weiter an. Gern in Monaten, aber lieber in Tagen:-)

Gruß

Jôrg

April 2023 – April, April, da mach' ich, was ich will.
(und an der Ottilie mal nicht vill... äh... viel.)

Stümmt, viel ging in diesem Monat nicht am Ottilienstein.
Darum tut es mir leid, dass du, Jörg (aka Lernkern), nun doch einen guten Monat warten musstest.
Diverse alltägliche Verpflichtungen des ganz normalen Wahnsinns fressen einem gelegentlich -schwuppdiwupp- entweder die Zeit oder die Lust auf das Hobby.
Und wenn ich mir doch mal etwas Zeit freischaufelte, hatten diesmal die Wartung und Ersatzteilbeschaffung der Vereinsfahrzeuge oberste Priorität.
In diesem Rahmen habe ich mich intensiv mit dem Lok-Einmessen der Software TrainController auseinandergesetzt und dafür auf dem Fußboden eine Messstrecke aufgebaut.
Diese Messprozedur ist an sich schon 'ne feine Sache, muss ich sagen.
Wenn alles klappt, erfolgt darum zukünftig diese doch recht zeitaufwändige Arbeit nicht mehr direkt auf der Vereinsanlage, sondern kann durch mich als externe Servicekraft "geoutsourced" werden.
Ich glaube, früher hieß sowas einfach nur Heimarbeit.
Die ersten Lokdateien aus meinen Einmessfahrten mit der TC-Demo-Version sehen zumindest ganz brauchbar aus.
Wenn dann nach erfolgtem Umzug in das neue Vereinsdomizil die Clubanlage wieder einsatzbereit und Fahrbetrieb möglich ist, werden wir mehr wissen.
Als angenehmen Nebeneffekt konnte ich durch diese Messstrecke die Geschwindigkeits-CVs meiner eigenen Triebfahrzeuge justieren, sodass in der Roco-Z21-App die simulierte km/h-Anzeige nun recht gut übereinstimmen dürfte.
Dieses gänzlich andere Betätigungsfeld war mal eine nette Abwechslung zum bisherigen Landschaftsbau an dem Modulaufsatz.
Doch all das nur mal so am Rande (der Bande).
Ihr kennt sowas doch sicherlich auch...
Durch die tolle Vielfältigkeit des Modellbahnhobbys tanzt man halt auf etlichen Hochzeiten gleichzeitig.
Oder, um es eisenbahntechnischer auszudrücken, man ist halt mehrgleisig unterwegs.
Hmmm... das könnte man jetzt auch falsch verstehen, oder?

Allerdings war ich auch im April in Sachen Ottilienstein nicht so ganz untätig, wie ihr nun sehen werdet.



07.04.2023 – Karfreitag

Eigentlich war es für mich eher ein "Car"-Freitag, befuhr ich doch nach langer Zeit mal wieder meine alte Stammstrecke: Schweiz > Thüringen (A1CH>A2CH>A5>A6>A81>A3>A7>A70>A71, diese Angaben wie immer ohne Gewähr!)
Nach so einer dezent längeren Autofahrt ist ein Spaziergang immer gut.
Und wenn man schon mal zum Osterbesuch in der Heimat ist, spaziert man natürlich wohin?
Richtig!
Wieder einmal zur Ottilie.
Diese Gelegenheit nutzte ich prompt, um noch das ein oder andere Detail im Bild festzuhalten.
Mittlerweile haben sich insgesamt knapp 190 Fotoaufnahmen, Skizzen und andere Dokumente angesammelt.
Dennoch fehlte immer mal so manch wichtiger Blickwinkel oder gerade dieses oder jenes Detail, um die Szenerie glaubwürdig nachzustellen.
Zwei Beispiele:

1.)


Im Hintergrund erkennt man hier das Suhler Stadtzentrum mit dem Marktplatz.
Er liegt zwar "nur" ca. 80 Höhenmeter tiefer, trotzdem wirkt diese Aussicht auf mich immer wie ein Blick auf eine hübsche Modellbahnanlage.
Diese Aufnahme ist für mich deshalb von besonderem Interesse, da in dieser Flucht ziemlich genau die Schnittkante des Segmentes verläuft.


2.)


Diese herangezoomte Perspektive hätte ich bereits etwas früher gebraucht.
In natura ist das Gemäuer nämlich etwas nach außen gewölbt.
Auf dem Modell habe ich bereits den Mauerverlauf leider einfach so aus den Kopf heraus modelliert.
Und zwar viel deutlicher nach innen gewölbt.
Ich weiß, ich weiß... ich will ja mittlerweile nicht mehr alles soooo akribisch und genau nehmen.
Aber als jemand, der es gewohnt ist, auf Arbeit Teile in µ-Toleranzen zu fertigen, fällt mir das "fünfe gerade sein lassen" im Freizeitbereich nun mal etwas schwerer.
Naja, sei's drum.
Mir gefällt mein Modell-Mäuerchen auch so.
Huch – geht ja doch mit den "fünfen gerade sein lassen" ... ein bisschen zumindest.



22.04.2023 – Die Feierabendbrigade rückt zum Subotnik an

Keinerlei Lust verspürte ich, den Felsen und die Mauer farblich weiter zu gestalten.
Irgendein Grund fand sich immer, sich davor zu drücken.
Immerhin hatte ich mir in der Zwischenzeit das Modul wieder in Sicht- und Reichweite gestellt, um mich tagtäglich selbst daran zu erinnern, dass ich doch bitte bald weitermachen möge.
Frau Holles Apfelbaum und der Backofen lassen lautstark grüßen.
Kurz entschlossen nahm ich dann doch an diesem Samstag, den 22.04., in einem spontanen Motivationsanfall die Pinsel und die Farben zur Hand und legte einfach los.



Zunächst erhielt jegliches Felsgestein ein paar farbliche Akzente, indem ich zum allerersten Mal die Dry-Brush-Methode ausprobierte.
Junge, Junge, das war interessant!
Mit einem Hauch von schwarzen oder weißen Acryltönen strichen die Pinselspitzen über die Formationen.
Ich war überrascht, wie schnell und einfach ich zu einem ansehnlichen Ergebnis kam.
Hier und da landeten zwar ein paar zu kräftige Farbtupfer, doch mit einem erneuten Pinselwisch über diese Stellen, war das Problem sofort behoben.
Leider ist die Qualität des Bildes nicht sonderlich gut, aber die finalen Färbungen sind trotzdem ein wenig auszumachen.
Die kleinen weißen Punkte in der Mitte sind übrigens keine Flecken auf der Kamera oder so etwas.
Nein, da habe ich schlicht und ergreifend zu kräftig gewischt.
Und zwar dummerweise solange, bis der Untergrund aus Gips wieder hervortrat.
Nun, da wird sich später bestimmt noch irgendein Bewuchs zum kaschieren finden lassen (hoffe ich).





Weiter ging es dann zwar nicht auf, dafür aber an der Mauer.
Inspiriert durch diesen tollen Forumsbeitrag hier >>> eine Vereinsanlage in Nienburg/Weser (3), wollte ich nun ebenfalls ausprobieren, einzelne Steine in leicht helleren und dunkleren Farbtönen hervorzuheben.
Dazu mischte ich mir mit den vergleichsweise simplen Acrylfarben von Tedox (Weiß, Schwarz & Lila) und etwas Wasser verschiedene Farbabstufungen zurecht und brachte sie mit einem feinen Pinsel auf.
Dem Schmutzwasser im Schnapsglas sollte noch eine wichtige Rolle zukommen.
Gleich mehr dazu.

So sah das Mäuerlein dann erstmal aus:



Irgendwie viel zu Lego-mäßig neu, oder?
Halt nicht wirklich alt und viel zu kontrastreich im Vergleich zum Felsen daneben.
"Nööö, so kann das nicht bleiben." sagte ich mir.
Das muss auf jeden Fall matter werden... und heller!
Nur wie?
Mein Blick fiel auf das Wasserglas, in dem mich ein interessantes Hellgrau anblinzelte.
Sollte ich wirklich...?
Zögerlich ging ich wieder einmal zu meinem Probierfelschen und pinselte diesen steinigen Vorkoster mit dem Schmutzwasser ein.
Das sah erstmal nach... NICHTS aus.
Viel zu wässrig, keinerlei Farbwirkung.
Aber die Idee an sich fand ich gut und wollte es nun genauer wissen.
Ich mischte die restlichen Farben, von denen eh mal wieder viel zu viel aus den Tuben gedrückt worden waren, in das Glas.
Da freut sich der Ökonom, wenn Arbeitsmaterialien anderweitig sinnvoll aufgebraucht werden.
Mein Ziel war es, den eigentlichen Farbton nicht all zu sehr zu verfälschen, das Wasser aber deutlich anzudicken.
Eine Mehlschwitze sollte es allerdings nun auch nicht gleich werden.
Der nächste Versuch am Testfelsen zeigte, dass mir ein leider unbekanntes, aber gutes Mischungsverhältnis gelang: leicht flüssig und trotzdem etwas färbend.
Ich glaube, so eine Brühe wird von den Profis als "Wash" bezeichnet.
Zufrieden mit meiner Mixtur begann ich nun, das Mäuerchen einzustreichen.
Der Pinsel glitt über die Steine und tauchte sie somit komplett in einen wässrigen Grauschleier.
Ja, das gefiel mir schon deutlich besser!
Es musste jetzt nur noch trocknen.
Hmm... das Schnapsglas war mit dem edlen Tropfen immer noch gut gefüllt.
Irgendwie zu schade zum Wegkippen.
Uiii, na klar... der Ottilienstein könnte doch sicherlich auch noch etwas Verschmutzung vertragen.
-Zack- ich schnappte mir einen etwas breiteren Pinsel und tränkte erst den großen und danach alle anderen Felsen in das "Grau der Vergangenheit".
Mir schien, als gäbe die Aktion dem Ganzen irgendwie nochmal so einen gewissen Kick.
Um dieses spezielle Schnäpschen wirklich vollends auszukosten, fanden sich zum Schluss sogar noch ein paar neue H0-Container, die nun meinen "sauren Regen" über sich ergehen lassen mussten.
Es ist schon erstaunlich, wie eine einfache, wässrige Färbung diesen spielzeughaften Glanzlook der Kunststoffteile verschwinden lassen kann.
Eine professionelle Alterung ist diese Methode sicherlich nicht, aber als Basis durchaus brauchbar, denke ich.

Nach dem Trocken bot sich mir dann dieses Bild:



Damit war ich schon deutlich zufriedener.
Aber... hmmm... eigentlich geht da doch noch was.
Einen kleinen Ticken heller könnte es doch noch werden.
Aber schon wieder pinseln...?!
Naja, belassen wir es erstmal dabei.
Vielleicht findet sich die Tage noch eine brauchbare Idee...



28.04.2023 – eine brauchbare Idee ward gefunden

Mr.Spock von der U.S.S. Enterprise würde sagen: "Faszinierend!"
Ich sage: "Ist schon komisch, woher solche Ideen manchmal kommen."
Was war geschehen?
Als ich neulich nach Feierabend zusammen mit einem netten Arbeitskollegen an meinem Auto die Reifen wechselte, hielt ich zum Markieren ein Stück Kreide in der Hand.
Schlagartig ließ mich dieses alberne Stückchen Kalk an meine vergangenen Experimente mit Pastellkreide beim Bau der Ottilienkapelle erinnern.
Ein ganzer Kasten verschiedenster Farben lag noch immer im Bastelregal herum, mit denen ich damals dem Modellhäuschen eine coole Alterung verpasst hatte.
Ob ich damit jetzt auch meine Natursteinwand behandeln könnte?
Einen Versuch war es allemal wert.
Gesagt, getan!
Mit weißer, hellgrauer, hellgelber, rötlicher und im unteren Bereich sogar grüner Kreide fuhr ich mehrmals über die Steine.
Dabei brachte es das Hellgrau aufgrund der besten Wirkung auf einen Anteil von ca. 85%.
Die Vorgehensweise war typisch für Kreide - nämlich kinderleicht:
ordentlich Pastellkreide auftragen und mit einem kurzhaarigen, festen Pinsel kreisförmig einarbeiten.
Fehlt es an Farbwirkung, einfach nochmal ankreiden... äh... nachkreiden.
Aber schaut bitte einmal selbst:



So sieht das Mäuerchen momentan aus.
Ganz gut, finde ich.
Das lass' ich jetzt so. (Schatzis Kommentar dazu: "Mal gucken, wie lange...")
In den Fugen und Konturen hatte sich die Kreide abgesetzt und auch die Kraft der Grautöne wurde deutlich entschärft.
Ob dieser Effekt allerdings ohne Fixierung auf Dauer anhält, weiß ich nicht.
Ich hab jedenfalls mehrmals mit der Hand darübergewischt... > die Frisur hält!
Flüssigkeiten oder Regentropfen dürften für diese Patina allerdings pures Gift sein.
Ein Nachkreiden ist aber sicherlich auch später noch jederzeit in unkomplizierter Ausführung möglich.

Die eingangs erwähnte Wölbung der Mauer ist in all diesen zweidimensionalen Bildern nicht zu erkennen.
Doch glaubt mir, in 3D ist sie da!
Ein paar Entwässerungsrohre, wie sie auf dem Vorbildfoto zu erahnen sind, kann ich bestimmt noch anbringen.
Aber diese Details - oh Pardon - besser gesagt Ausstattungselemente, wie ich neulich im empfehlenswerten ADJ Nr.8 lesen durfte, kann ich zu einem späteren Zeitpunkt einarbeiten.
Ausstattungselemente sind es deshalb, weil das Gemäuer auch ohne diese Drainagerohre ja als ein solches zu erkennen wäre.
Die Mauerfugen und gravierten Steinstrukturen hingegen sind ganz klar Details, denn sie lassen die Natursteine erst so richtig zur Geltung kommen.
Ohne die Fugen könnte es halt irgendeine x-beliebige Betonwand oder so etwas sein.
Okay, zugegeben, man muss nicht gleich aus allem eine Wissenschaft machen.
Ich finde es dennoch nicht verkehrt, sich über gewisse Dinge und Begrifflichkeiten zumindest mal Gedanken zu machen.
Und solange uns der Gegenüber versteht, schnattern (oder schreiben) wir dann ja doch so, wie uns der Schnabel gewachsen ist.

Zum Abschluss noch ein Foto vom felstechnisch fertigen Ottilienstein.



Das hat doch was!
Ich bin zwar kein Bergsteiger, aber wenn ich das so sehe, bekomme ich schon ein bisschen Lust, da mal hochzukraxeln.
Allerdings soll das Gestein später noch verunkrautet und zugewuchert werden.
Für diese Art der Modellierung habe ich bisher aber noch so gar keine Ideen am Start.
Naja, vielleicht dann im Herbst beim nächsten Reifenwechsel...
Übrigens... Dieses Bild wurde mal mit Schatzis Handy aufgenommen.
Alle bisher gezeigten mit meiner alten "Gurke".
Vielleicht sollte ich zukünftig nur noch mit Schatzis Knipse arbeiten?
Sieht ja doch um einiges besser aus...



Und wie es mit dem Bau weitergeht, liebe Freunde, erfahrt ihr in den nächsten... ich sag mal Wochen...

Beste Grüße,

der Waldi.

24.05.2023
Liebes Tagebuch...

Zuerst einmal entschuldige ich mich bei dir dafür, dass ich dir ursprünglich einen falschen Namen gegeben habe.
Du bist leider alles andere als ein kleines "TAGE"-Buch geworden, sondern hast dich eher zu einem umfangreichen Monatsbericht entwickelt.
Bitte sieh es mir nach, denn Basteln UND Schreiben in kurzen, beinahe täglichen Zeitabschnitten schaffe ich leider nicht.
Ich habe mir aber fest vorgenommen, wenigstens einmal im Monat das bisher Erreichte hier umfassend zu dokumentieren.



Hallo Freunde.

Da dieses wichtige Anliegen nun geklärt ist - Was ist denn seit dem letzten Eintrag am Ottilienstein so geschehen?

Am Anfang war... ein Schreck.
Naja, nicht ganz soooo ein böser Schockschreck, sondern eher ein... Schreckchen.
So ein Sich-einer-unangenehmen-Tatsache-bewusst-werden-Schreck ist gemeint.
Und diese unangenehme Tatsache war nichts banaleres, als ein beiläufiger Blick auf den Kalender.
"Wie jetzt?! ... Schon fast 1.Mai??? ... Himmel, wo rennt dieses Jahr denn die Zeit nur hin!!!" lauteten meine Gedanken, als sich in mir das Gefühl ausbreitete, mit dem Baufortschritt irgendwie schon viel weiter sein zu wollen.
Darum entschloss ich mich, meine nächsten Aktivitäten auf den Weiterbau des unteren Modulteils zu fokussieren.
Quasi um in der Fläche mal wieder etwas mehr sicht- und zählbares zu gestalten.
Denn wenn ich in diesem Bautempo weitermache wie bisher, wird es eng mit einer Fertigstellung zum Jahresende (Bäume davon mal ausgenommen).
Also Ärmel hochkrempeln und sich wie ein Jäger auf die Lauer legen.
Im Fadenkreuz: Freiwild namens Bastelzeit.

Der Zustand am 30.04. präsentierte sich so:



Die Baustelle "Felsen & Co" war vorerst geräumt und die Trasse wieder zugänglich.
Mein nächstes Ziel war nun, den Landschaftsbau im unteren Teil auf den gleichen Zustand wie den des Aufsatzes zu bringen.
Dafür stand als erste Zwischenetappe der Selbstbau eines Tunnelportales auf dem Zettel.
Dass so ein Selbstbau durchaus mit einfachen Mitteln möglich ist, habe ich bereits mehrfach in meinem Verein erfahren dürfen.
Wenn irgendwo ein Tunnelportal gebraucht wurde, hat unser Landschaftsarchitekt wunderbar gestaltete Exemplare aus der heimischen Werkstatt zum Einbau vor Ort mitgebracht.
So ein Kunstwerk jedoch selbst einmal zu bauen, hatte ich mich bisher noch nie gewagt.
In der Theorie war mir der Ablauf bekannt:
Gips auf Holzbretter gießen, aushärten lassen und in Form bringen, gravieren, bemalen, montieren, fertig!
Doch wie geht das im Detail?
Wo verstecken sich die Knackpunkte?
Manch einer sagt dazu: "Wer nicht fragt, bleibt dumm."
Ich sage dazu: "Oder er probiert es zuerst selber aus und kann danach nochmal fragen, wie es richtig geht."
Schade eigentlich, dass diese Textzeile zu lang für die Strophe im Lied ist, hihi.

Um nicht irgendein albernes Phantasieportal zu erfinden, das bestenfalls nur als Stargate hätte herhalten können, orientierte ich mich an Vorbildaufnahmen aus dem Internet.
Für mein Vorhaben am geeignetsten erschienen mir die eingleisigen Tunnelportale der heimatlichen Bahnstrecke Zella-Mehlis - Wernshausen, wie zum Beispiel die der Tunnel "Rote Wand", "Rote Bügel" oder "Hirschberg".
Interessanterweise stellte sich bei meinen Recherchen heraus, dass es den Rote Bügel-Tunnel als sehr schönes Modell bereits von Vampisol gibt.
Den Kauf dieses Bausatzes hielt ich mir als Option in der Hinterhand, falls es mit meinem Freestyle-Eigenbau nicht so recht klappen sollte.
Ob dies allerdings notwendig war, erfahrt ihr jetzt:



Dieses Brett aus 12mm Pappelsperrholz lag eigentlich bereits in der Feuerholzkiste.
Vor etwa einem Jahr fertigte ich mir daraus eine Profilschablone gemäß NEM105 für eingleisige Gewölbetunnel.
Nun sollte dieses Reststück als Grundkörper für das Portal meines Ottilienstein-Tunnels herhalten.
Aus dem selben Baumaterial wurden die Trägerplatten für die Flügelmauern gesägt und anschließend ihre Oberflächen mit Schleifpapier P80 aufgeraut.





01.05. - Tag der (Hobby-)Arbeit

Vom Hörensagen war mir die Theorie des Gipsgießens bekannt, praktisch wollte ich das schon immer einmal ausprobieren.
Dieser Augenblick war nun gekommen.
Mit Holzleisten, Streifen aus Margarinedeckeln und Isolierband fertigte ich simple Einschalungen an.
Um später die Tunnelröhre nicht mühselig aus einer geschlossen Gipsplatte "sprengen" zu müssen, versah ich die Röhrenschablone ebenfalls mit Iso-Band und fixierte sie wie die Leisten mit doppelseitigem Klebeband.
Übrigens wurden die Kunststoffstreifen an den Holzleisten ganz einfach festgetackert, denn was lehrte uns das "Bildungsfernsehen" der 90er Jahre? > "Heb' nicht ab vom Acker, ohne deinen Tacker!"



Meine Formen waren bestens präpariert und ich voller Neugier ebenso bestens motiviert.
Der eigentliche Gießvorgang stand nun an.
Dabei ging ich wie folgt vor:
- Gips wie gewohnt anrühren und dann mit etwas Wasser verdünnen
- gleichmäßig in die Form einfüllen
- Form kurz leicht hin und her schwenken



Zwei Dinge lernte ich bei dieser Aktion:
1.) Gips in Formen zu gießen ist eine recht einfache Arbeit.
2.) Nachträglich nochmals fast schon zähflüssige Gipsreste einzuarbeiten, führt zu weniger guten Resultaten, wie man in der Form der langen Flügelmauer erkennen kann.
Da bildete die restliche Masse dann doch schon keine glatte Oberfläche mehr.
Mit dem Spachtel erreichte ich gerade so noch ein ausreichend gutes Ergebnis.
Ich wollte halt den angerührten Gips nicht einfach so wegwerfen, das war mir irgendwie zu schade.
Beim nächsten Mal mach ich aus solchen Resten aber besser was anderes draus.
Murmeln oder so was...
Merke: Gipsgießen ist wie Eierkuchen backen – mit nur einem Schwupps "Teig" sollte möglichst alles passen.



04.05. - Lass die Zeit für dich arbeiten

Nach dem Aushärten und dem anschließendem Ausschalen präsentierte sich das Ganze bei einer ersten Stellprobe so:



Das sah im Groben schon gar nicht schlecht aus.
Ich war überrascht, wie gut der Gips am Holz haftete.
Leider bröckelten beim Ausdrücken der Schablone die Kanten an der Röhre etwas ab.
Zum Glück hielt sich der Schaden aber in Grenzen!



06. & 07.05. - ein intensives Bastelwochenende... und es sollte nicht das letzte dieser Art sein!

Es folgte das Schleifen und Begradigen der Rohlinge.
Dies geschah mit diversen Feilen und Schleifpapier schneller als gedacht.
Wieder einmal eine Arbeit, die man bitte möglichst im Freien durchführen sollte, hust hust... NIES!



Den finalen Schliff der Oberfläche erzielte ich mit kreisenden Handbewegungen des 320er Schmirgelleinen.
Nach dem Entstauben folgte eine Lasur mit Tiefgrund.
Mein Gedankengang dabei war, dass dies beim Gravieren ein zu starkes Ausbrechen der Steinkanten verhindern sollte.



Mit Bleistift und Stahlmaßstab wurde nun Fuge um Fuge und Stein um Stein angezeichnet.
Die ersten horizontalen Linien waren recht genau auf einen Abstand von 1cm festgelegt.
Dazwischen zog ich dann immer zwei weitere Fugen in unregelmäßigen Abständen.
Die Länge der Steine begrenzte ich nach Gefühl und zog die Linien freihand, wobei ich auf den Fugenversatz achtgab.



Und dann kam wieder die Geheimwaffe zum Einsatz: Schatzis Prickelnadel
Ganz ausgezeichnet ließen sich damit, wie zuvor schon mit dem Bleistift, die Fugen gravieren.
Und wie ich es mir erhofft hatte hielten die Kanten Dank des Tiefgrundes recht gut.
Grobe Ausbrüche und Abplatzer waren keine zu erkennen.
Allerdings dauerte das Gravieren eine gewisse Zeit.
Wie lautete noch gleich eine alte Maurerregel?
"Ein Stein - ein Korn. Ein Stein - ein Korn. Ein Stein - ein Korn..."
Nun, ich habe sie nicht beherzigt, obschon dies sicherlich den nächstgelegenen Spirituosenhändler zwecks grandioser Umsatzsteigerung besonders erfreut hätte.

Die Flügelmauern mussten natürlich das selbe Prozedere über sich ergehen lassen.
Und eines schönen Tages (es war immer noch der 06.05. nur viel später halt ) sah das Ganze dann so aus:



Um später die Ecken zwischen Portal- und Flügelmauern bestmöglich zu kaschieren, habe ich nachträglich noch schräge Ansatzfugen eingearbeitet.
Auch hierbei überraschte mich erneut, was mit Gips machbar ist, wenn man mit Ruhe und Vorsicht zu Werke geht.

Bei den Vorbildfotos erkannte ich, dass die Portalsteine vom übrigen Gemäuer etwas hervorstehen.
Dieses dreidimensionale Aussehen aus dem puren Gips herauszu-"schnitzen", stellte ich mir von Anfang an als zu gewagt vor.
Die Ausbrüche an den Portalkanten gaben mir ja auch recht, es besser bleiben zu lassen.
Darum griff ich auf einen Trick aus der Vereinsarbeit zurück.
Aus gebrauchten Eisstielen lassen sich nämlich einzelne Steine oder gar ganze Mauersimse erzeugen.
Noch so eine Idee, die ich schon immer einmal ausprobieren wollte.



Mit der kleinen Tischkreissäge, Seitenschneider, feinen Feilen, Gel-Sekundenkleber und gaaaaaanz viel Zeit setzte ich nun Stein um Stein.
Da jeder Portalstein aus zwei Teilen besteht (Front- und Innenseite), konnten somit die erwähnten Ausbrüche problemlos weggetarnt werden.
Eigentlich dachte ich, die letzten Sommer waren warm genug gewesen, um einen entsprechenden Vorrat anzusammeln...
Doof nur, wenn man sich dann genau für die Sorte Eisstiele entscheidet, von denen man nur 6 Stück parat hat.
Aber sie waren nun mal perfekt dafür geeignet und 6 Stück sollten doch für die paar Holzstückchen locker reichen, oder?



10.05. - an langen TV-Fußballabenden kann man prima basteln



In der Mitte liegt hier der letzte, mickrige Rest - wieder einmal mehr Glück als Verstand gehabt (dreimal auf Holz klopf).
Um das Sockelgemäuer und den Schlussstein besonders hervorzuheben, verwendete ich dort jeweils stärkere Eisstiele.



13. & 14.05. - Eine Krönung mit Hindernissen

Tunnelportale übten auf mich schon immer einen besonders erhabenen Eindruck aus.
Dies liegt unter anderem daran, dass sie nicht nur mächtige, imposante Zweckbauten mitten in der Natur sind, sondern auch oftmals in ihrer Architektur sehr aufwändig gestaltet wurden.
Besonders die Tunnelkrone wurde mancherorts mit allerlei Zierrat wie Türmchen oder Scharten als "besonders wehrhaft" in Szene gesetzt.
Mein Portal sollte hingegen deutlich schlichter ausfallen.
Hier ist die erste Stellprobe der Tunnelkrone aus Holzleisten und einzelnen 0,7cm langen Holzstückchen zu erkennen.



Dabei bemerkte ich, dass die Oberkante des Grundbrettes noch etwas zu hoch war.
Nun ja, dann sägen wir es halt ab.
Was soll dabei denn schon schief gehen?!



Auweia, was ist denn da passiert???
Wie war das noch mit den eingangs erwähnten Knackpunkten beim Selbstbau???
Aber so wörtlich hätte es dann doch nicht kommen müssen.
Im Nachhinein ist der Fall glasklar.
Obwohl ich so vorsichtig wie möglich sägte, geriet das Holz an der dünnsten Stelle dennoch in Schwingung und der Gips riss.
Da hatte ich wohl das Holz in diesem Bereich zu sehr geschwächt – Mist!!!
Glücklicherweise ging kein Bruchstück verloren und ich sah schnell eine Chance, den Schaden wie bei einer zerdepperten Vase durch Kleben zu beheben.
Zuvor musste aber erst das Grundbrett stabilisiert werden.



Schnell war eine passende Leiste angefertigt und mittels Schraub- und Klebeverbindung mächtig gewaltig befestigt – da wackelt jetzt nüschts mehr.
Problemlos ließen sich die Bruchstücke wieder in ihre angestammte Position bringen.

Zufrieden mit dem bisher Erreichten ging es nun an die farbliche Gestaltung.
Wie bereits bei meiner "neuzeitlichen Felsmalerei", benutzte ich auch dieses Mal ausschließlich die Tedox-Acrylfarben - mal mehr, mal weniger verdünnt.

Der Einfachheit halber folgt nun ein kleine Bildfolge ohne große Erklärungen:

1.) 14.05. - Grundierung mit Hell- und Dunkelgrau





2.) 15.05. - Färbung der Portalsteine und der Tunnelkrone in verschiedenen Brauntönen





3.) 16.05. - Absetzen einzelner Mauersteine in verdünntem Hellgelb und Mint





4.) 18.05.(3x) - Auf den verbliebenen Steinen wurden drei weitere Brauntöne verteilt





5.) Die Kraft der gelben und mintfarbenen Steine entschärfte ein leichtes Hellbraun
Und an den Portalsteinen wurde mit einem angemischten Orange der Gefahrenanstrich aufgetragen (ehem. DR-Signal So 113)





6.) Nach dem Durchtrocknen in der warmen Nachmittagssonne ergab ein Überzug aus verdünntem Grau eine erste Alterung



Später, wenn der Tunnel fest eingebaut ist, erfolgt, wie bei der Natursteinmauer vom vorherigen Beitrag, eine finale Alterung mit Kreidepulver.
Dies wird dem ganzen Aussehen bestimmt noch etwas mehr Charme verleihen.



20.05. - Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund... Flügel für die Tunnelwand

Um auf dem Modul die endgültige Einbauposition des Portals festzulegen, war es notwendig, die Flügelmauern zu montieren.
Ursprünglich wollte ich diese mit der Grundplatte verschrauben.
Da ich aber befürchtete, dadurch zu viel Spannung und Risse in den Gipswänden zu erzeugen, beließ ich es bei einer einfachen Verklebung.
Die seitlichen Stützmauern liegen zwei Mauerreihen tiefer als die Portalwand.
Darum mussten zuvor noch passende Aussparungen im Trassenbrett angefertigt werden.

Schaut euch hier bitte das bisherige Ergebnis an:



Kann sich doch sehen lassen, oder?
Die Stirn des Steuerwagens steht genau am Portal und ich finde, die Proportionen sind stimmig getroffen.
Ganz unverhohlen muss ich zugeben, dass ich auf mein Erstlingswerk schon ein wenig stolz bin.
Es hat zwar wieder einmal eine gewisse Zeit in Anspruch genommen, aber das war es mir definitiv wert.
Die noch fehlenden Mauersimse auf den Flügelmauern dürften keinen großen Akt darstellen und werden demnächst angefertigt – so nebenbei halt... irgendwie...



Die unterschiedlichen Ausführungen in Länge und Winkel sind der geplanten Landschaftskontur geschuldet.
Bei dem größeren Gemäuer ist schlicht und ergreifend einfach mehr Berg dahinter.
Was auf jeden Fall noch fehlt, bevor das Styrodurgeschnippel wieder beginnt, ist die Gestaltung im Bereich der Tunnelröhre.
Da muss erst noch das Gleis geschottert und die Röhre mit Fallers Mauerplatte 170607 "Klinker" ein paar Zentimeter weit angedeutet werden.

Doch wie es damit weitergeht, liebe Freunde, erfahrt ihr im nächsten Monat.

Beste Grüße an euch,

der Waldi.



P.S: Schatzi zweifelte beim Korrekturlesen zum Schlusssatz an, ob es denn nächsten Monat wirklich einen Bericht geben wird.
"Bist du dir sicher? Soll da nicht doch besser - erfahrt ihr in den nächsten Monaten - stehen?" fragte sie.
"Also, ich habe es mir zumindest fest vorgenommen." antwortete ich leicht verlegen.
Nun ja... Wir werden es erleben...

Hallo,

jau das ist tatsächlich sehr schick. So komplett manuell bekomme ich das wahrscheinlich nicht hin, aber an "langen Fussballabenden" bin ich dann durchaus auch etliche fünf Stunden ins Stadion unterwegs statt die Bahn zu verfeinern!

Aber einen Tipp hab ich noch zur absoluten Finalisierung, falls das nicht eh noch kommt. Hast Du mal probiert das alles "zu brechen"? Meine mit sehr trockenem Weiss und sehr ausgestrichenem dicken Pinsel den Stein zu behandeln.
Da wird das noch sehr viel plastischer und sieht einfach noch mal realistischer aus!

Gruß
Ralf

Hallo Harald, hallo Ralf,

es freut mich, wenn euch gefällt, was ich so fabriziere und danke euch sehr für die Anerkennung.

@Harald:
Lass deinen Hut lieber auf, sonst gibt's noch kalte Ohren oder die Sonne blendet zu stark. Je nach dem, was momentan eher zutrifft.
Gravuren in Styrodur?
Klingt interessant, aber ist dieser Baustoff nicht zu weich und offenporig für solch feine Konturen?
Hast du damit schon Erfahrungen gemacht?

@Ralf:
Ich war mir auch nicht sicher, ob ich das komplett manuell hinbekomme.
Aber jetzt weiß ich es.
Die wichtigsten Hilfsmittel waren Geduld und eine Ahnung vom Ablauf der Arbeitsschritte.
Eine Möglichkeit für Letzteres hab ich hier nun dargestellt.
Es würde mich freuen, den einen oder anderen zum Nachahmen zu motivieren.
Schließlich habe ich es ja auch nicht erfunden, sondern ebenfalls nur abgeschaut und nachgemacht.
Ich glaube, ich schrieb das Motto schon mal: "Mach mit, mach's nach, mach's besser."
Und darum bin ich auch an jedem Tipp von euch interessiert, wie man etwas sinnvoll verbessern könnte.
Ob man das dann auch realisiert, steht wieder auf einem anderen Blatt.
Dein Vorschlag mit der Dry-Brush-Technik(?) ist nicht verkehrt.
Ich habe das beim Felsenbau ausprobiert und war sehr begeistert davon.
Was mir aber noch etwas besser gefiel war die Technik mit der ölfreien Pastellkreide, wie ich sie an der kleinen Natursteinmauer ausprobiert habe.
Das wird an dem Tunnelgemäuer zu einem viel späterem Zeitpunkt auch noch gemacht.
Dann dürfte es genau den von dir gewünschten, plastischen Effekt erzeugen.
Ich bin schon sehr gespannt darauf...

Mir selbst fiel noch ein, dass über der Portalmitte die typischen Rußverfärbungen von Dampf-und Dieselwolken fehlen.
Und ich höre schon meinen inneren Signalmeister rufen:
"Denk ja an die Pfeifftafel... Bloß nicht die Pfeifftafel vergessen!!!"
An was man aber auch alles denken muss...
Langeweile bleibt also nach wie vor ein Fremdwort.
Hach... Was für ein tolles Hobby

Beste Grüße an alle Hobbyfreunde,

der Waldi.
(der ganz sicherlich NICHT die Pfeifftafel vergessen wird)

Hallo Waldi,

ich habe in den letzten Wochen Deine Berichte über Deine Arbeiten am Segment Ottilienstein aufmerksam gelesen und angeschaut.
Was Du da technisch, optisch und dann farblich gestaltet hast, ist einfach "nur" grandios !
Zu dem (Zwischen-)Ergebnis gratuliere ich Dir. Und das Ganze mit der Vorgehensweise, wie auch ich sie praktiziere : learning by doing - einfach drauf los arbeiten, und schauen was sich wie machen lässt und seine Fähigkeiten ausbauen, lernen und sich später an dem Ergebnis erfreuen.
Nicht Alles klappt beim ersten Mal perfekt, aber es wird immer besser, je länger man sich da reinarbeitet. Deine farbliche Gestaltung ist äußerst realistisch !
Weiter so.....

Gruß
Martin

Moin.

Zitat von Waldi im Beitrag #32

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Gravuren in Styrodur?

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Hallo Harald & Jörg, huhu Martin

@Harald & Jörg:
Solche Fachsimpeleien mag ich.
Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass es so dünne Styrodurplatten überhaupt gibt und man sie durch Prägen gestalten kann.
Und wieder hat Krümel was gelernt .
Ich könnte mir vorstellen, die Portalsteine bei meinem nächsten Tunnelportal (ja, es wird bestimmt ein zweites Portal geben... irgendwann ) aus diesem Material zu fertigen.
Ausprobiert wird es auf jeden Fall.
Mir gefällt die räumliche Tiefe bei deinem Mauerwerk, Harald, nämlich sehr gut.
Daher auch dein Tipp mit dem Absetzen der weißen Farbpigmente.
Der Aufzugsturm wirkt absolut authentisch (hat sogar Schatzi zugestimmt ).

@Martin:
Das ist zuviel des Lobes *rotwerd*.
Vielen Dank für die netten Worte.
Das "learning by doing" war in diesem Fall besonders "hemmungslos", da die eingesetzten Materialien (Holz, Gips, Farben, Werkzeuge) bereits vorhanden waren, ja teilweise recycelt wurden.
Von daher war die Angst vor größeren, finanziellen Ausgaben, an deren Ende vielleicht nur ein teures Lehrgeld zu zahlen ist, nicht gegeben.
So etwas senkt die innere Hemmschwelle manchmal ungemein.
Einzig um die Arbeitszeit, wäre es bei einem Misserfolg schade gewesen.

Wenn ich mir manch anderen Beitrag hier im Forum ansehe, gibt es wahnsinnig tolle und kreative Bastler da draußen.
Inspirationen und Umsetzungsideen ohne Ende.
Dafür einfach mal ein kräftiges DANKÖÖÖ von mir und macht bitte weiter so.

Euch allen noch einen schönen Pfingstmontag,

der Waldi.

Hallo Jörg,

Zitat von Lernkern im Beitrag #35

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würde ich eher mit einem ordentlich spitzen 2HB Bleistift prägen

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HB oder 2H