Moin,

wenn ich mir die Angaben der Hersteller zu gleichzeitig fahrenden Loks anschaue, sind die recht unterschiedlich, bis zu 16.384 Loks bei ESU. Okay, sie schreiben selbst dazu, das wäre nur ein theoretischer Wert. Andere geben um die 100-120 gleichzeitig fahrende Loks an. Wenn ich die Spezifikation von DCC lese und grob mit Mittelwerten überschlage, würde ich eine Grenze bei max. 50-60 Loks setzen. Ein Befehl kann zwischen 3 und 6 Byte lang sein, wenn die gleichmässig aus 0 und 1 Bits bestehen, ergibt sich eine mittlere Zeit von ~150µs, d.h. pro Lok ca. 5ms. Das ist aber nur eine theoretische Betrachtung, im Mittel mit 4 Bytes und gleichmässiger Verteilung von 0 und 1 zu rechnen ist für die Praxis kaum haltbar. Dazu könnten die Funktionsdekoder und evtl. noch Weichen- und Signaldekoder kommen, wenn diese nicht über eine getrennte Zentrale betrieben werden.

Nun hat man als "Einzelkämpfer" daheim wohl kaum 50-60 Loks gleichzeitig am Laufen (oder hat das hier jemand?), aber wie schaut es bei größeren Treffen aus, Forumbahn, FREMO usw.? Was sind da so die Werte für eine DCC Zentrale aus der Praxis, wann kommt es zu spürbaren Latenzen? Oder wird dort gleich mit mehreren Zentralen gearbeitet?

Gruß
Tom

Hallo Tom,

es wird mit nur 1 Zentrale gearbeitet. Das kann z.B. eine ganz normale Uhlenbrock Intellibox 2 sein:

Dafür gibt es mehrere Boosterbezirke. Jeder Booster ist auf 14V und 3A eingestellt. Diese Spannung reicht völlig aus und das aus Sicherheitsgründen eingestellte Ansprechen der Sicherung bei mehr als 3A reicht aus. Bei US fahren wir gar gar nicht so selten 12m - 14m lange Züge bei den 6 Loks am Zug sind bzw. sein müssen um den zu ziehen. Es fährt jeder seine Lok bzw. Zug händisch mittels Handfahrregler Fredi.

Praktisch habe ich keine Verzögerungen des Loconet DCC Signals beim Fahrbetrieb beobachten können.

Was dagegen Probleme gemacht hat waren etwas überkandidelte Elektroniksteuerungen von Betriebsstellen. Durch intermittierend auftretende Interferenzen war in diesem Boosterabschnitt als praktische Auswirkung das Loconet gestört. Als weitere unerwünschte Auswirkungen stellten sich u.a. Weichen alle 2 bis 5 Minuten selbständig ohne händischen Eingriff von aussen um. Besonders ärgerlich wenn das unter dem fahrenden Zug passiert.
Erst als Loconet und Betriebstellensteuerung strikt getrennt wurden hörte der Spuk auf.


mfG

Ludwig

Moin,
ja, hatte ich, und so wie Ludwig schrieb, sind die Booster entscheidend. Ich hatte in Chur/GR ein riesiges Zimmer, in dem stand die Anlage, gesteuert von einer IB IR, Booster hatte ich
keinen, damals (ca 2007/08) war ich noch nicht soweit. Auf der Anlage standen alleine in den SBh's und in beiden Bw's (alle Gleise einzeln versorgt) um die 90 -100 Loks. Ich steuere mit WinDigipet
und da kannst du dem System sagen, ob der letzte Status beim einschalten wieder geschaltet werden soll. Ich stellte alles so ein, dass die Beleuchtung off ist, beim abschalten.
Anfangs dachte ich, liegt an der Lokbeleuchtung, kaufte Booster von LDT (DB2) Problem blieb aber. Die Verzögerung von Befehlen war merklich in über einer Sekunde. Saft hatte
ich genung, aber trotzdem waren zu viele Daten im refresh, WDP hat teilweise eine ewigkeit gebraucht, um die queue abzuarbeiten. Da ich aus der IT komme, habe ich auch keinen
alten Scheiss zum steuern gehabt. Erst weitere Booster alleine in den Sbh's und für jedes Bw extra brachte Besserung, aber WDP war trotzdem noch beschäftigt. Teilweise wurden
Weichen einfach nicht gestellt. Ursache war wahrscheinich die lahme COM zwischen IB und PC, die stand auf 19.200 Baud. Als ich umzog, wurde die Anlage kleiner.
Jetzt mit der Config habe ich eigentlich nur den bottleneck bei den ollen Samsung, wenn ich mal mit den Dingern steuere, egal, ob mit der Z21 APP oder der WDP APP, Apple
schaltet da schneller, allerdings sind die devices auch neueren Datums.

Hallo Tom,

für kleine und luftig-mittelgroße Treffenarrangements, wie Ludwig es in seinem Bild zeigt, kann ich der Aussage mit einer Zentrale zustimmen. Ich kenne aber auch FREMO-Treffen, z.B. in Turnhallen der Größe 1000m² und mehr mit recht enger Packung, da wird dann mit einer Zentralenumschaltung zwischen mehreren LocoNet-Zentralen gearbeitet. Die Umschaltung sorgt für die Übergabe von Freds und Lokomotiven zwischen den Zentralen. Für weiterführende Informationen kann ich dich mangels eigenem Wissens zu dieser Webseite verweisen.

Viele Grüße Jan

Moin,

@Ludwig

Störungen kann man da schnell haben, LocoNet ist ja kein RS485, wo die eingestreuten Störungen auf einer Leitung durch die differenzielle Übertragung selten ein Problem sind. Alles was da irgendwie einen Massebezug hat ist schnell von Störungen betroffen, insbesondere in einem Umfeld, wo man keinen guten Potentialausgleich hat. Da bilden sich auf den Leitungen Störpegel und Ausgleichsströme, in denen die Nutzsignale einfach untergehen. So ein Problem haben wir gerade an der Arbeit, nennt sich auch die "verPENnte Installation", das wird demnächst durch andere Einspeisungen an den Hauptverteilungen behoben, sobald das Wetter besser ist für die Außenarbeiten, da müssen neue Versorgungsleitungen gelegt werden, 5-adrig statt 4-adrig, damit eine Sternpunkt-Erdung möglich ist. Wir haben auf dem Schirm der Netzwerkleitungen Ausgleichströme von mehreren Ampere. Das ist vom Prinzip her identisch.

@Jens

Das ist eben auch meine überschlägige Rechnung und ich glaube nicht, dass es an den Boostern liegt. Wenn man nun mal das LocoNet ganz ausser Acht lässt, da werden bei LocoNet B doch nur die DCC Signale in der Leitung mit übertragen (statt der Betriebsspannung), ohne große Leistung, d.h. ohne Booster. Bei einem Refresh für 100 Dekoder ist man bei den einfachsten Daten schon bei einer halben Sekunde. Wenn dann neben den Fahrbefehlen noch eine Reihe Schaltbefehle dazu kommen, kann ich mir das gut vorstellen, das die Verzögerung merkbar wird. Die Booster könnten aber einen Einfluß haben, wenn man Ludwigs Beobachtungen einbezieht, viele Telegramm-Wiederholungen durch Störungen auf den Leitungen. Die 19.200 Baud von WDP zur Zentrale ist ungefähr die doppelte Übertragungsgeschwindigkeit von DCC.

Waren Eure Booster denn durch Optokoppler am Eingang galvanisch getrennt? Das kann auch ein entscheidenes Kriterium sein, weil durch die galvanische Trennung keine Masseschleifen entstehen können, durch die leitungsgebundene Störungen entstehen können.

@Jan

Danke für den Link! Wenn ich das richtig verstehe, vermindert man damit die Datenverarbeitung pro Zentrale. Das macht durchaus Sinn und ist vom Prinzip her eine typische Netzsegmentierung (Jens, das kennst Du dann sicher auch).

Ich habe hier eine Vergleichstabelle von Digitalzentralen erstellt, dort steht auch dabei, was ich aus Handbüchern und sonstigen Quellen für die maximale Anzahl gleichzeitiger Loks ermittelt habe. Bei OpenDCC schreibt Wolfgang Kufer, dass mehr als 64 gleichzeitige Loks bei DCC nicht sinnvoll wären (und eine Priorisierung durchaus sinnvoll ist), so war ich darauf gekommen, das mal zu überschlagen und kam bzgl. dem Zeitverhalten auf ähnliche Werte. Basis für meine überschlägigen Rechnungen sind die Normblätter zu DCC. Da ich das aber nur theoretisch überschlagen kann, mangels ausreichend Fahrzeugen und Gleisen, interessieren mich praktische Erfahrungen. Meine Überschlagsrechnung scheint sich nach den Schilderungen von Jens ja zu bestätigen.

Gruß
Tom

Zitat von DL7BJ im Beitrag #5

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Das ist eben auch meine überschlägige Rechnung und ich glaube nicht, dass es an den Boostern liegt. Wenn man nun mal das LocoNet ganz ausser Acht lässt, da werden bei LocoNet B doch nur die DCC Signale in der Leitung mit übertragen (statt der Betriebsspannung), ohne große Leistung, d.h. ohne Booster. Bei einem Refresh für 100 Dekoder ist man bei den einfachsten Daten schon bei einer halben Sekunde. Wenn dann neben den Fahrbefehlen noch eine Reihe Schaltbefehle dazu kommen, kann ich mir das gut vorstellen, das die Verzögerung merkbar wird. Die Booster könnten aber einen Einfluß haben, wenn man Ludwigs Beobachtungen einbezieht, viele Telegramm-Wiederholungen durch Störungen auf den Leitungen.

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Hallo,

ich sehe auf der 08/15 Privatanlage von ~ 2 * 3 Meter selten den bedarf mehr als 5 - 10 Züge fahren zu lassen.
Ich habe ich als Teppich und Schachtelbahner das Problem, das die Anzahl der Fahrzeuge bei meiner Redbox endlich ist. Wen dann die Wagen auch Decoder für Licht haben, wird es eng.

Grüße

Ralf

Moin Thomas,

Zitat von topla im Beitrag #6

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Boostereinflüsse erscheinen mir unlogisch, die Zentrale bekommt von verloren gegangenen Befehlen ja nichts mit.

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Moin Tom,

Übertragungsstörungen können natürlich ein Problem sein, allerdings sollte man da eher den Ursachen hintersteigen und nicht nur die Auswirkungen bekämpfen.
Wolfgang Kufer hat damals bei der Auswahl des Endstufentreibers für die BiDiB-Baugruppen messtechnisch einigen Aufwand betrieben (Flankensteilheit) und wenn ich heute so manchmal sehe, dass da eine 0815-Wald-und-Wiesen-Vollbrücke als Endstufe drangetackert wird, bekomme ich schon so meine Zweifel. Ja, oft funktioniert es, aber wenn es Probleme gibt, hat der geneigte Probleminhaber meist keinerlei Mess- und Analysemöglichkeiten und die ganze Welt ist schlecht und digital ist schuld. Gute Booster mit entsprechender Signalqualität sind preiswert, aber nicht billig.

Thomas

Moin Thomas,

Zitat von topla im Beitrag #9

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Wolfgang Kufer hat damals bei der Auswahl des Endstufentreibers für die BiDiB-Baugruppen messtechnisch einigen Aufwand betrieben (Flankensteilheit)

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Moin Tom,

genau der war das Ergebnis der Diskussion damals. Klar, das ist schon alt, aber das Prinzip bleibt ja gleich. Problematisch für die Störungen waren die geringen Anstiegszeiten mit entsprechendem Überschwingen, aber wem sage ich das, da bist Du deutlich fitter als ich. Ich weiß auch nicht, was da heute verbaut wird.

Thomas