N'Abend,

heute werd ich mich hier erstmalig zu Wort melden:
Ich bin Sven, Modellbahner bzw. Sammler mit einem recht umfangreichen Fuhrpark.
In erster Linie bin ich aber seit vier Jahren Vater einer wundervollen Tochter, Besitzer eines neu gebauten Eigenheims und neben der Vorliebe für das Hobby natürlich auch berufstätig.
Und so kommt es, dass die Möglichkeiten (40m² ausgebauter Dachboden) und die Träume (riesige Anlage mit 20 gleisigem Schattenbahnhof, Kleinstadtbahnhof und langer Paradestrecke durch das südliche Niedersachsen) aufgrund der vielen Verpflichtungen und dem Mangel an zeitlichen und finanziellen Ressourcen noch nicht in Einklang gebracht werden können.
Aber der Tag wird kommen, an dem dieses Großprojekt in Angriff genommen wird und um die Zeit zu überbrücken habe ich im vergangenen Jahr ein Fertiggelände angeschafft!

Für 25,- € konnte es in unmittelbarer Nachbarschaft abgeholt werden und ich konnte nicht "Nein" sagen, auch wenn es das komplette Gegenteil dessen ist, was ich mir als Modellbahnanlage erträume und wünsche.

Es handelt sich um das 1980 erschienene Fertiggelände "Birkenfeld" von NOCH, dessen Zustand dem Alter entspricht - seht selbst!



Mein Ziel ist es, darauf eine kleine, ansehnliche Rangieranlage zu gestalten, um zumindest einem Teil des Rollmaterials Auslauf geben zu können, mich mit Techniken, Methoden und Material vertraut zu machen, Schaltungen und Komponenten zu testen und am Ende vielleicht auch ein wenig Spielspaß auf dem kleinen Gelände zu haben.

Der Vorbesitzer hatte das Gelände auf eine Spanplatte geschraubt und die Zwischenräume mit Styropor gefüllt, d.h. zunächst stand eine umfangreiche Grundsanierung an.
Die Entscheidung, die alte Spanplatte unter der Anlage zu entfernen, fiel mir leicht — und das war auch gut so!
Was sich in den letzten 40 Jahren an Dreck, Gekrümel, Spinnenweben und toten Insekten dort im Hohlraum gesammelt hat, kann sich jeder denken. Also, Platte ab und Staubsauger an!

Danach habe ich das Fertiggelände auch oberflächlich abgesaugt, abgeschrubbt, angeschliffen und bin erneut mit dem Staubsauger drüber gegangen. Da ist schon ne Menge Dreck herunter gekommen, aber manch Kleberest hält sich hartnäckig und würde bei weiteren Schleifvorgängen zu viel Material von der ohnehin dünnen Platte abtragen.
Ich bin mir sicher, man wird die verbleibenden Spuren später landschaftlich gut kaschieren können.

Die umlaufende Rahmenkonstruktion des Geländes habe ich geschliffen und anthrazit lackiert, was ein wenig das Alter der Platte kaschiert und etwas moderner wirkt.
Danach habe ich noch zwei Querstreben ergänzt, die durch Auflagen in Längsrichtung des "Bahnhofsbereich" und den späteren Güterumschlag abstützen. Für die Tunneltrasse (die der Vorbesitzer nur auf Styropor aufgebaut hatte) wurde eine Sperrholzplatte eingepasst und verleimt, bzw. am hinteren Rahmen verschraubt. Durch die geringe Größe von lediglich 1,4 x 1 Meter ist mit den nun eingebauten Verstrebungen genügend Stabilität vorhanden, um die Platte bequem anzuheben, zu bewegen und so zwischen Betrieb auf Bödenhöhe oder mit passenden Arbeitsböcken zu wechseln oder sich beim Arbeiten doch einmal vorsichtig abzustützen.




Danach stand schon die Gleisverlegung an — und das war wahrlich kein großes Vergnügen... aufgrund der Tatsache, dass das Gelände wirklich sehr klein ist (siehe Maße) und die Gleispläne nur für Märklin M-Gleis und das damalige Fleischmann Gleis vorlagen, war ordentlich Fleißarbeit gefragt.

Aus praktischen Gründen soll bei diesem Projekt das RocoLine Gleis mit Bettung zum Einsatz kommen, dessen Optik ich bereits durch das Abdunkeln des Schotterbettes und anschließendem Drybrushing mit hellem Grau etwas aufgewertet habe. Der Gleisplan besteht etwa jeweils zur Hälfte aus R2 und R3 Bögen, was ich bei den Abmessungen des Geländes für sehr erstaunlich halte. Eine selbst angefertigte 1/2 R2 Kurve ergänzt die 15° Abzweigung der DKW und rundet damit den Innenkreis ab. Die Verbindung zwischen Bogenweiche und DKW war nur durch ein Flexgleis zu lösen und die ebenfalls selbst gesägte 1/8 Gerade vor der kleinen Brücke schafft den, durch die unterschiedliche Lage der Bogenweichen bedingten, Ausgleich.

Das vordere Abstellgleis konnte ich leider nicht gemäß der Originalpläne durch eine Bogenweiche hinter der DKW angeschlossen werden, da es sonst die Fläche in zwei Hälften geschnitten und somit viele Gestaltungsmöglichkeiten geraubt hätte. So fällt es nun etwas kürzer aus und lässt Raum für einen kleinen Schuppen und Lagerflächen.
An der hinteren Tunnelausfahrt versteckt sich zudem noch eine weitere Bogenweiche, die in ein rund 60cm langes Abstellgleis führt. Dies ist mit einem Entkupplungsgleis ausgerüstet worden, so dass dort auch Lokomotiven ohne Digitalkupplung von ihrem Zug getrennt werden können.

Es besteht also die Möglichkeit, an zwei Stellen Rollmaterial zu abzustellen und mit zwei weiteren Zügen zu fahren — die verbaute DKW bietet zudem die Möglichkeit, einen im Außenkreis abgestellten Wagen oder eine Lok zu umfahren.



Alle Weichen habe ich bereits mit digitalen Unterflurantrieben ausgerüstet und auch das Entkupplungsgleis hat einen Decoder bekommen. Die Programmierkabel wurden durch die Anlagenoberfläche geführt und sind so für spätere Anpassungen von unten erreichbar. Die Einspeisung der Gleisspannung erfolgt jeweils im Außen- und Innenkreis, jedoch ohne Isolierung der beiden Abschnitte.

Wie eingangs erwähnt, soll die kleine Anlage sowohl zum Lernen als auch zum Ausprobieren von Schaltungen und Technik dienen und so kommt hier an manchen Stellen mehr Material zum Einsatz, als bei so einem Projekt nötig wäre. Auf dem Brett für die Tunneltrasse hat noch ein Rückmeldemodul Platz gefunden, welches (ich glaube derzeit) 8 Reed-Kontakte überwacht. Diese befinden sich jeweils in den beiden Stumpfgleisen, den Bögen und der Kreismitte, also auf und unter der Brücke.
Im Zusammenspiel mit der ECoS ist so die automatisierte Schaltung von Weichen und Signalen für verschiedene Betriebsszenarien und vor allem Pendelzugbetrieb möglich.
Automatisiert habe ich inzwischen die Fahrt auf jeweils einem Kreis, sowie den Wechselbetrieb zwischen den Kreisen, sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn. Pendelzugbetrieb ist zwischen den beiden Stunpfgleisen (z.B. für kleine Übergaben) sowie vom späteren „Bahnsteiggleis“ in das hintere Abstellgleis und zurück möglich.

Neben der Konfiguration der technischen Komponenten, habe ich vor der Sommerpause dann noch die Gleiseanlagen fixiert. Der Schlusspunkt war dabei die große Bogenbrücke im hinteren Anlagenbereich, bei der ich zunächst die Brückenköpfe mit selbst erstelltem Mauerwerk beklebt und anschließend viel Arbeit in die Gestaltung des Gleisbetts gesteckt habe, so dass ein nahezu nahtloser Übergang vom industriellen Schotterbett gelungen ist.



Relativ schnell und unkompliziert ließ sich der Eindruck der alten Platte durch neue Hartschaum-Produkte aufwerten :)
So kam bei der Gestaltung des Tunnels, neben einer Innenwand aus selbst bedrucktem Karton, ein NOCH-Portal zum Einsatz, welches dort nach der landschaftlichen Einbettung sicherlich ganz harmonisch wirkt und am ansteigenden Gleis habe ich einen Sockel platziert und zwei Viessmann Signale über einen Decoder angeschlossen.



Im rechten Teil der Anlage habe ich nach der Sommerpause begonnen ein Gelände für einen Güterschuppen anzulegen, der später über einen unbeschrankten Überweg (damit auch diese Übung ihren Platz findet) hinter der Wellblech-Garage erreichbar sein soll. Dazu wurde eine Sperrholzplatte eingepasst und mit Spachtelmasse an das bestehende Terrain angepasst.

Lange Zeit habe ich mich mit den Versuchen bzgl. schmaler Sandstreifen entlang der Gleise befasst, um die Bettungsgleise etwas harmonischer in das Gelände einzupassen.
Das gelingt stellenweise auch bereits recht gut und Bedarf lediglich noch ein wenig zusätzlicher Begrünung. Insbesondere das Streuen, Beträufeln und Trocknen, sowie Wiederholung dieses Vorgehens beanspruchen leider viel Zeit. Dafür ging es im Bereich des kleinen Güterschuppens bereits gut voran. Hier wurden rissige Betonplatten verlegt und mit dem Greenkeeper begrast und rund um das Areal, welches ich noch mit einem kleinen Maschendrahtzaun begrenzen möchte, wuchert auch allerhand Gras, das noch durch kleinere Büsche und Gestrüpp aufgelockert werden soll.



Ich hoffe, ein paar von euch begleiten mich und die Wiederbelebung dieser alten Anlage in den nächsten Jahren, denn ich bin mir sicher, dass man auch bei so einem kleinen Anlagenprojekt viel voneinander lernen kann und sicherlich der Punkt kommt, an dem ich Ratschläge und Anregungen gut gebrauchen und einsetzen kann.

Viele Grüße
Sven

Hallo Sven,

herzlich willkommen hier im Forum und vielen Dank für die ausführliche Schilderung deiner Situation und deines Projektes. Ich finde, dass das ein guter Plan ist. Wenn es nicht schon mein Malchow am See provisorisch auf dem Tapeziertisch geben würde, könnte ich mir so einen (Wieder)Einstieg auch gut vorstellen: ein bisschen Rangieren, ein bisschen Basteln und Fahren... und als Fotohintergrund für die eigenen Modelle auch ganz nett. :-)
Und ich glaube, du wirst hier auch deutlich mehr Spaß am Hobby haben, als mit der Holzwüste zum 20gleisigen Schattenbahnhof...

VG Martin

Zitat von modellbausven im Beitrag #1

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Mein Ziel ist es, darauf eine kleine, ansehnliche Rangieranlage zu gestalten,

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