hier möchte ich ich einmal vorstellen was sich im Laufe der Jahrzehnte so alles an Modellen der Pr. P8, BR38.10 so angesammelt hatte. Es waren einmal insgesamt 12 Stück gewesen, wovon jetzt noch 7 Stück bei mir vorhanden sind.
Den Anfang macht hier das älteste Modell. Eine Lok von Liliput Austria in der allerersten Ausführung. Die ist einmal für ganz kleines Geld auf einer Börse in meinen Besitz gekommen. Ich fand das unverbastelte Modell historisch interessant zumal es noch einige Austattungsmerkmale aufweist welche später bei Liliput wegrationalisiert wurden. So gibt es hier tatsächlich noch 2 Glühlampen für die Stirnbeleuchtung vorne, ein Glühbirnchen für jede Lampe. Später sparte man sich ein Birnchen und setzte statt dessen dafür einen langen asymetrischen Lichtleiter ein. Als Folge war eine Stirnlampe immer etwas dunkler als die andere. Dann sind hier noch die Nuten in den Treib- und Kuppelstangen so wie in den Kreuzkopfgleitbahnen noch richtig vertieft. Später waren die Stangen völlig glatt und die Nuten wurden mit roter Farbe einfach nur aufgedruckt. Ich weiß nicht genau wann die P8 bei Liliput das erste Mal erschienen ist, einige Quellen sprechen von 1960, andere nennen gar 1955. Vielleicht können da Forumsmitglieder Licht ins Dunkel bringen. Bemerkenswert ist für die damalige Zeit die Nachbildung von Stehkesselrückwand und Führerhausinneneinrichtung. Zwar sehr spartanisch und rudimentär, aber immerhin vorhanden trotz Antrieb in der Lok selber. Nicht selbstverständlich für die damalige Zeit waren auch die extra angesetzten Pumpen und Vorwärmer als auch Luftkessel. Also damals eine recht fortschrittliche Konstruktion hinsichtlich der Detaillierung. Die einzige Änderung die ich hier gemacht habe waren der Austausch der Vorlaufräder. Die Originalen waren Kullerrädchen mit umgerechnet 750mm Durchmesser, aber dafür mit fast 2mm hohen Riesenspurkränzen. Weil 3 der Räder von von Zinkpest befallen waren und noch Tenderräder von einer anderen Liliput Lok übrig waren, habe ich diese statt dessen eingebaut. Von Speichenzahl (10) und Durchmesser (11,5mm/1000mm) stimmen sie mit dem Vorbild überein. Die Lok ist noch analog und soll mit ihrem Tuning aus zeitgenössichen Originalteilen so erhalten werden. Später fand sich noch durch Zufall eine Originalschachtel ein. Deren originale Schaumstoffeinlage habe ich jedoch entsorgen müssen weil sie sich zersetzt hat.
sehr schön, vielen Dank! Die P8 war damals sicher ein echter Knaller und der erste große Schritt der Österreicher auf den deutschen Markt. Die jüngere Version mit Bremsbacken habe ich auch noch irgendwo. Was mich erstaunt hat, sind diie Laufeigenschaften. Da hatte ich nicht so Tolles gelesen, aber meine ist ganz manierlich. Was übrigens auch für meine 78er gilt.
Mit herzlichen Grüssen Stefan
Und ist der Ruf erst ruiniert, baut sichs gänzlich ungeniert.
aus ihrem Dornröschenschlaf auf dem Dachboden kurzzeitig herausgerissen:
Eine weitere P8 von mir mit einer etwas bewegteren Entstehungsgeschichte.
Auf den ersten Blick eine wie aus dem Laden. Jedoch stammen Lok und Tender von 2 verschiedenen Herstellern.
Die serienmässig mit Epoche 4 Beschriftung von GFN ausgelieferte Lok wurde mittels Neusilber Ätzschildern von Gaßner in die Epoche 3 zurück versetzt. Bei Fleischmann brauchte man damals auf eine Epoche 3 Version nicht zu hoffen, die Gebrüder Fleischmann waren sehr dickfellig als auch auch blind und taub gegen die Wünsche der Kunden. Epoche 3 war zu diesen Zeiten der Mainstream und die daraus sich ergebenden Umsatzmöglichkeiten wurden von der Modellbahnindustrie praktisch nicht beachtet, aber das ist ein anderes Kapitel. Also griff man als interessierter Modellbahner bei den unabhängigen Zubehöranbietern zu.
Eine dem Vorbild entsprechende Umsetzung der Rahmenpartie über der 1. Vorlaufachse hat bislang noch keiner der Großserienanbieter einer P8 korrekt hinbekommen. Wie auch schon an anderen Stellen erwähnt, die Kompromißlösungen für die Tauglichkeit auf Küchentischradien, so wie Berg- und Talbahnen zwingen zu entstellenden optischen Aussehen bei Dampflokmodellen. Auch hier habe ich mir selber behelfen müssen um dem Vorbild vom Aussehen wenigstens etwas näher zu kommen und ohne die Betriebtauglichkeit all zu sehr einzuschränken.
Nachdem die Lok jetzt optisch aufgehübscht war, konnte sie in Betrieb gehen, noch alles Analog. Damals war ich noch Fahrdienstleiter, d.h. die Züge wurden mit einer fest eingestellten Spannung betrieben. Aber was mir gar nicht gefiel war waren die mehr als bockigen Fahreigenschaften. Hatten Trix-Express Loks noch einen Auslauf von "0" bei Stromunterbrechungen oder beim planmäßigen Anhalten, so waren es hier bei dem Fleischmann Wannentender "-1" oder gar "-2". So heftig bremste der Tender ab und so ruckartig kam die Lok zum Stehen. Geschah das in einer Kurve waren entgleiste Wagen dahinter schon die Regel und nicht die Ausnahme. Andere GFN Loks mit dem Traditionsmotor konnte man rel. leicht zähmen indem man die Getriebe umbaute, so daß sie langsamer fuhren. Hier jedoch war eine anderer Motor im Wannentender verbaut der längs liegend über Schnecken auf die beiden äusseren Achsen des Triebtenders wirkte. Die Gesamtübersetzung von 1:10 war ebenfalls sehr rasant und Formel 1 verdächtig. Mein Verdacht bestätigte sich: https://www.slotcar-treff.de/motoren.htm Hier kommt dieser rasant bockende Motor im Wannentender her. Die Gebrüder Fleischmann hatten einstens auch einmal Autorennbahnen (engl. Slot Car Racing) hergestellt als der große Boom dafür in den 1960/1970er Jahren war. Wahrscheinlich hatten sie sich die Lager bis unter die Decke mit diesen Autorennbahnmotoren gefüllt, die zwar für ein Rennauto die idealen Eigenschaften aufwiesen, aber als Modellbahnantrieb eben nichts taugen. Jüngstes Beispiel für einen Fehlgrif bei den Motoren ist die erste Serie der DB V100.10 rsp. 211 von Brawa mit ihren zickigen Fahreigenschaften. Aber bei GFN war der Fehlgriff beim GFN Wannentender der ersten Serien extrem. Ein Umbau des Getriebes mit Änderung der Übersetzung schied aus. Um den Tender möglichst schwer zu machen hatte man viel Metall vergossen. Nur mit Sägen und Feilen Platz für eine zusätzliche Getriebstufe zu machen schied aus. Dafür bedarf es einer massiven Fräseinrichtung über die ich damals nicht verfügte. Spätere Bauserien des Wannentenders bei GFN bekamen ab Werk einen Bühler Motor verpasst.
Alle Versuche der Lok mit diesem Autorennbahnmotor sanftere Fahreigenschaften beizubringen scheiterten jedenfalls. Die Lok wurde vom Betriebsdienst ausgeschlossen, zur Seite gelegt und fristete ettliche Jahre ein Schattendasein unter der Anlage. Ich hatte sie schon als Fehlkauf verbucht und war darauf und daran sie mit Schmackes erst auf den Betonboden zu pfeffern und anliessend die aufgekehrten Reste in die Mülltonne zu hauen.
Jedoch die Rettung für einen Teil der Lok und die Lösung der Antriebsprobleme kam etwa 10 Jahre später nach der Wende in den 1990er Jahren. Gützold bot seinen Wannentender auch einzeln an. Der hatte hinsichtlich seiner Fahreigenschaften und Detaillierung durchweg gute Kritiken in der Fachpresse bekommen. Also habe ich mir einen besorgt. Allerdings hat diese P8 von mir ein offenes Führerhaus und ein damit gekuppelter Wannentender muß eine Übergangsbühne haben. Der Kohlenkasten wurde vorne abgeschrägt und eine Übergangsbühne aus Messingdraht und PS- Plattenmaterial gebaut.
Damit wies diese Lok dann endlich die schon lange gewünschten ordentlichen Fahreigenschaften auf. Aber, Ironie der Geschichte, die Anlage wo sie eigentlich eingesetzt werden sollte, existierte mittlerweile nicht mehr. Sie musste wegen Umzug abgerissen und entsorgt werden. Meine Interessenslage bezüglich Modellbahnen hat sich darüber hinaus auch geändert. So ist die Lok bei mir obsolet geworden. Ich habe sie zum Fotografieren für diesen Beitrag noch einmal vom Dachboden geholt.
danke für die kleine Spritztour mit der P8. Am Anfang meiner Modellbahnkarriere haben mich die P8 überhaupt nicht interessiert: nicht die schnellsten, nicht die stärksten, nicht die schönsten. Allerdings gab's dann einmal zu Weihnachten meine Wunschlok nicht mehr (GFN Br 50, Ep. II). Weil ich Ep. II wollte (wegen den schönen Farben), habe ich mich für "die Großohrige" von GFN entschieden. Diese wurde zu meiner absoluten Lieblingslok und durfte mit (ehem. pr.) Schnellzugwagen recht hochwertige Züge befördern. Sie macht auch heute noch eine gute Figur, auch wenn die Form auf die 40 Jahre zu geht (Erstauflage 1981?). Ein neues Modell auf der Höhe der Zeit wäre durchaus angebracht für dieses "Mädchen für Alles". Wer traut sich?
Patrick
P.S. Ein Artikel, der mich inspirierte und zeigte, was in der P8 steckt, wurde von Jochen Kretschmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Jochen_Kretschmann) geschrieben und war seinerzeit im Eisenbahn Kurier abgedruckt (evtl. ein Vorabdruck von "Feuer - Wasser - Kohle"). Sehr lesenswert!
Zitat von Atchison im Beitrag #3 Hier jedoch war eine anderer Motor im Wannentender verbaut der längs liegend über Schnecken auf die beiden äusseren Achsen des Triebtenders wirkte. Die Gesamtübersetzung von 1:10 war ebenfalls sehr rasant und Formel 1 verdächtig. Mein Verdacht bestätigte sich: https://www.slotcar-treff.de/motoren.htm Hier kommt dieser rasant bockende Motor im Wannentender her. Die Gebrüder Fleischmann hatten einstens auch einmal Autorennbahnen (engl. Slot Car Racing) hergestellt als der große Boom dafür in den 1960/1970er Jahren war. Aber bei GFN war der Fehlgriff beim GFN Wannentender der ersten Serien extrem. Ein Umbau des Getriebes mit Änderung der Übersetzung schied aus. Um den Tender möglichst schwer zu machen hatte man viel Metall vergossen. Nur mit Sägen und Feilen Platz für eine zusätzliche Getriebstufe zu machen schied aus. Dafür bedarf es einer massiven Fräseinrichtung über die ich damals nicht verfügte. Spätere Bauserien des Wannentenders bei GFN bekamen ab Werk einen Bühler Motor verpasst.
Hallo Ludwig,
schön gemachte Verfeinerung, und der Gützold-Tender ist sicher eine gute Wahl.
Den angesprochenen Motor des GFN-Wannentenders - manchmal auch "Walzenmotor" genannt - kann man mit heutigen Decodern (ESU LoPi v4, Zimo) ganz gut zähmen, insbesondere was die Langsamfahreigenschaften anbetrifft. Der steckt nämlich (mit anderen Getrieben) auch in den Tendern der BR 56 und 39 (Auflagen bis etwa 2000). Es bleibt zwar ein Dreipoler, ist aber bei entsprechender Einstellung kein Vergleich zu dem analogen Geruppe.
herzlichen Dank für die Vorstellung der P8 - Modelle ! Sehr informativ, bezüglich der Wannentender - P8 von Flm jedoch für mich auch sehr ernüchternd ! - So eine Lok wollte ich mir doch eigentlich immer noch besorgen. Aber nun..... Zum Thema Erscheinungsdatum der Lilikaput-P8 kann ich folgendes sagen: In meinem Archiv habe ich das MIBA -Heft Nr. 1/1959 , und in diesem Heft wird die P8 in einem größeren Bildbericht als " endlich auf dem Markt " vorgestellt ! - Ach, was wurde die Lok dort bejubelt ! Allerdings kann man in dem Artikel auch lesen, daß der 5-polige Motor ( Leistungsaufnahme im Leerlauf 0,2 A ) nicht über 0,8 A belastet werden sollte. - Nun gut, der Durchschnitts-Modellbahner weiß damit zunächst vielleicht nichts anzufangen. - Was es aber letztendlich bedeutete, zeigte ein Modellbahn - Vergleichstest in der "DM-Test" - Ausgabe von 1962, wo die Liliput - Modelle sehr schlecht abschnitten, und ein Foto einen zer - schmolzenen P8-Kessel zeigte, der von dem überhitzten Motor aufgeheizt wurde. - Eine Kessel - heizung der besonderen Art eben.... Schöne Grüße
Zitat von Ohnemichel im Beitrag #6Sehr informativ, bezüglich der Wannentender - P8 von Flm jedoch für mich auch sehr ernüchternd ! - So eine Lok wollte ich mir doch eigentlich immer noch besorgen. Aber nun.....
Hallo Wolfgang,
davon würde ich mich nicht abhalten lassen - von der Wannentender-P 8 gab es aber neuere Versionen mit Bühler-Motor (4166K), die sehr ordentlich laufen!
ich erinnere mich an die berüchtigten DM Tests. Bei einem anderen Test (1969?) haben sie damals eine Röwa T3 ausgebrannt. Die Herren Tester haben den Unterschied zwischen Kindespielzeug und Modellen für Erwachsene nicht erkannt. Kein Wunder, filigrane hochdetaillierte Modelle sind für Erwachsene gedacht die auch damit umgehen können; als Kinderspielzeug sind sie nicht geeignet und auch nicht vorgesehen. Von daher betrachtet haben diese DM Testreihen ein gewisses Geschmäckle an der Glaubwürdigkeit des Instituts hinterlassen.
Die Motoren in den Lililut Österreich Modellen gehen auf eine Pittman Konstruktion aus den 1930er Jahre zurück: Die habe ich reihenweise aus den Messingloks ausgebaut wenn sie digitalisiert werden sollten. Hier auf dem Foto ist ein Teil davon abgebildet. Es sind hier Original Pittman USA als auch deren Nachbauten aus Japan darunter. Schwachpunkt bei allen diesen Motoren sind die Magnete. Die Magnetwerkstoffe waren damals noch nicht so weit entwickelt wie Heute. Des weiteren lassen die Magnetkräfte im Lauf der Zeit immer weiter nach. So mutieren diese Motoren dann zu Stromfressern, die wenig Leistung an der Motorwelle abgeben und die in sie hinein gesteckte Energie dafür in Wärme umwandeln. Um gleich einmal der Häme über ein ausländischen Produkt den Wind aus den Segeln zu nehmen, auch die Firma Fleischmann hat enorme Schwierigkeiten mit ihren Magnetwerkstoffen gehabt. Vor gar nicht allzulanger Zeit gab es hier einen Thread der die magelnde Leistungsfähigkeit einer GFN E44 behandelte. Die Ursache war ein schwach gewordener Ringmagnet dessen Magnetkräfte nachgelassen haben. Die einfache Erklärung wenn ältere GFN Lok auf nicht mehr so gut ziehen.
Bei Liliput Österreich gab es damals Qualitätsprobleme. So habe ich einen Tenderradsatz einer Liliput P8 dessen Räder einen Unterschied der Durchmesser von sage und schreibe 1mm aufweist. Rechts beträgt der Durchmesser 10,5mm und links 11,5mm. Sicherlich ein einmaliger Ausrutscher. Ich habe ich mehrere Liliput P8. Eine habe ich als defekt geschenkt bekommen weil sie absolut nicht rund laufen wollte. Dauern klemmte das Gestänge. Die Ursache war, der Lagersitz für die 3. Kuppelachse war im Werk bei der Herstellung 1mm zu weit nach hinten versetzt in den rahmen gefräst worden. Damit stimmen die Stichmaße nicht mehr und es ist kein Wunder daß die Lok dann nicht läuft. Nach Korrektur des Lagersitzes auf das korrekte Stickmaß lief diese Lok einwandfrei. Aber erst einmal auf so etwas kommen Der Herr Kommerzienrat aus Wien wollte wohl sparen und hat billig Rohstoffe eingekauft, deren Qualität nicht so "optimal" war. Und auch an der Qualitätskontrolle eingespart. Das gleiche was die Bankster aus Salzburg auch Heute machen. Die Folgen bei Liliput waren dann von vorne herein schwache Magnete (sind billiger) und die daraus resultierende übermässige Erwärmung der Motoren. Wenn man dann aber P8 von Liliput erwischt hat deren Magnete in Ordnung waren, dann liefen diese einwandfrei ohne sich zu erwärmen oder gar ihre Gehäuse aufzuschmelzen.
wieder habe ich Interessantes dazugelernt ! - Mit dem Motor meiner einzigen Lok von Liliput/Wien der älteren Generation habe ich bisher doch Glück gehabt - die Lok ( E94) fährt und zieht recht ordentlich; aber dafür ist ihr mal vor Jahren ein Zwischen- zahnrad weggerutscht. - ( Es lies sich aber wieder haltbar fixieren, man mußte halt etwas basteln.) Seit dem fährt sie , bis heute. Gruß
die nächste P8 die ich vorstelle ist aus einem Revell Bausatz entstanden:
Ursprünglich sind diese Plastikbausätze von der Firma Esci in Italien entwickelt und auf den Markt gebracht worden. Hierzulande hat dann die Firma Revell den Vertrieb übernommen und später dann auch die Formwerkzeuge. Die Bausätze tauchen immer mal wieder von Zeit zu Zeit auf. Meinen Lokbausatz habe ich in den frühen 1980er Jahren gekauft. Damals habe ich noch vom Bafög gelebt und der Bausatz als auch die noch hinzugekauften Ersatzteile von Roco und Fleischmann sprengten nicht den finanziellen Rahmen. Also richtig Geiz. Eine nähere Inaugenscheinnahme des Bausatzes ergab, es war ein Abklatsch der Fleischmann P8. Damals waren nicht die Chinesen, sondern die Italiener die Kopierweltmeister. Aus dem Plastikbausatz konnte man nach Bauanleitung ein unbewegliches Standmodell zusammenbauen. Da ich aber mehr wollte als einen Statisten, habe ich meinen Kopf angestrengt und nach Lösungswegen gesucht hier ein fahrendes Modell daraus zu machen. Intensives Nachdenken, vergleichen von Ersatzteilen, ausfindig machen anderer Quellen und letztendlich Erstellen eines eigenen Konstruktionskonzepts führten zum Ziel. Die im Bausatz vorhandenen Räder waren ebenfalls gemäß der Materialmonokultur aus Plastik oder genauer bezeichnet aus Polystyrol gespritzt und damit für den Fahrbetrieb nicht brauchbar. Die Räder waren das erste Problem, was aber durch Kuppelradsätzen von der Roco BR23 gelöst werden konnte. Auch die Vorlaufradsätze stammen von der Roco 23er. Die Tenderradsätze sind von der Roco BR17.10. Kopfzerbrechen machte auch die Steuerung. Beim Plastikbausatz war sie zwar gut detailliert und fein nachgebildet, aber die Italiener haben alle Teile zu einem einzigen Spritzgußteil vereinigt; also unbeweglich. Hier war die Lösung die Steuerung der Roco BR93.0. Damals waren die Ersatzteilpreise von Roco noch recht zivil und vor allem verfügbar weil der damals noch existente Fachhändler vor Ort sie bestellen konnte. Die einzigen Teile welche ich von dem Bausatz übernommen habe, waren die Kuppelstangen. Sie ware auch maßstäblich fein und filigran aus PS-Kunststoff gespritzt. Da die Lok selber nicht angetrieben wird, ist das Gestänge blosse Dekoration und muß keine Kräfte übertragen. So haben die zerbrechlichen Kuppelstangen aus PS bis Heute anstandslos gehalten.
Der Antrieb war die nächste Hürde (im Bild unten). Der Motor war ein Sonderangebot von einen großen Elektronikversender, die Zahnräder wiederum von Roco. Dann hieß es mal wieder den Denkkasten anzustrengen um aus diesen Komponenten einen funktionsfähigen Antrieb zu machen. Im Bild sieht man, daß beim 2'2' T21,5 die 1. und die 3. Tenderachse angetrieben sind. 2. und 4. Kuppelachse sind gefeder und mit Stromabnahme versehen. Ich habe damals leider den Fehler gemacht mich zu stark an das Fleischmann Vorbild zu orientieren. So neigt dieser Triebtender trotz Bleipackung dazu sich unter Last über die 3. Kuppelachse aufzubäumen und ein "Wheelie" zu machen. Einige weitere Details aus der Grabbelkiste vervollständigten dann diese P8. Am Ende bin ich an Ausgaben für das Material einschliesslich Bausatz bei knapp 75,- DM (damals noch Deutsche Mark) gelandet, auch noch mit dem Sparfög Budget bewältigbar. Dafür mussten für einige Abende der Besuch diverser angesagter Studentenkneipen ausgesetzt werden. Statt der Füllung diverser heruntergekippter Bierkrüge (die am Ende doch in der städtischen Kanalisation landen), stand jetzt diese Lok auf meinem Schreibtisch.
Die Konstruktion und der Bau dieser Lok haben mir jedefalls jede Menge Spaß gemacht. Ich habe es genossen die Herausforderungen, welche sich ergeben haben, trotz aller Widrigkeiten, eingeschränkten Möglichkeiten und mit nur sehr schmalen Budget anzunehmen und letzten Endes zu bewältigen. Das Erfolgserlebnis danach ist jedenfalls unbezahlbar. Es mir auch sehr wertvolle Erfahrungen bei der Konstruktion von Mechaniken gebracht.
Hallo Ludwig, großartig ... noch jemand, der aus den Revell - Bausätzen eine fahrbereite Lok gebaut hat. Bei mir war es die 18 505 mit dem 2'3T38 Tender - ebenfalls mit Roco Teilen - passt aber nicht hierher.
Diese Lok habe ich Anno 1981 gekauft. Es ist die Erstauflage der BR38.10 von Fleischmann und war damals in Ep.2 mit großen Windleitblechen. Sie sollte dann auch eine lange lange Zeit die einzige Ausführung einer deutschen P8 mit Kastentender bleiben. Wer eine DB Lok haben wollte musste selber dafür sorgen und ich habe lange an dieser Lok immer wieder herumgebaut und verbessert: - Witte Windleitblechen von Günther - 3. Spitzenlicht - richtige Lokschilder von Gaßner. - Getriebeumbau, die Lok braucht keine ICE Höchstgeschwindigkeit - original GFN Schwungmassenanker, na ja brachte ein bischen etwas, aber auch nicht das Gelbe vom Ei
Irgendwann nervte dann der GFN Traditionsmotor und ich entschied mich sich davon zu trennen: Das berüchtigte Foto vom Pfannkuchenmotor in der Bratpfanne was in der Paralellwelt gequälte Aufschreie bis hin zu Morddrohungen auslöste.
Eine GFN P8 ohne Antrieb?
Mitnichten. Das kann dabei herauskommen wenn man sich nicht mehr an sinnlos gewordenen Traditionen festklammert.
Später gab es dann noch 3-Punktlagerung, so wie abgedrehte Räder und damit auch Räder und Radsätze nach Norm.
im Paralellforum schlagen sie sich mal wieder die Köppe ein.
2 Bilder zum direkt selber vergleichen.
Einmal das altehrwürdige Modell von Fleischmann von 1981 und das neuere von Märklin/Trix von 2006. An beiden Modellen habe ich kräftig umgebaut damit sie ihrem Vorbild ähnlicher werden. Die P8 von GFN ist hier im Thread schon vorgestellt worden. Für mich stellt sich immer die Frage; was man aus einem gekauften Modell machen kann. Beide Modelle waren damals alles andere als perfekt. Und auch damals beim Erscheinen der Märklin/Trix P8 gab es heiße Diskussionen mit vielen ideologischen Anwürfen von denen 99% nicht haltbar waren.
Schaut guat aus, Ludwig!👍 Ich bewundere immer Bastler wie dich, die sich trauen, nagelneue Maschinen umzubauen. Darf man fragen, welche Maschine dir als Bastelgrundlage besser gefällt, Mätrix oder GFN?
wenn Du mich so direkt fragst, Heute würde ich keine von beiden als Neuanschaffung in Betracht ziehen. Daher kann ich nur meine Gründe von 2006 darlegen.
Die Fleischmann P8 habe ich ja schon im Beitrag #13 beschrieben. Ihr erstes Erscheinungsjahr war 1981 und sie war nach dem damaligen Stand der Technik ausgeführt.
Die 2006 neue P8 von Mätrix hatte damals zum praktisch gleichen Preis, für den die GFN P8 angeboten wurde, schon einen Glockenankermotor ab Werk eingebaut. Das war für mich ein starkes Kaufargument für Mätrix.
Aber auch die Mätrix P8 hat ettliche Schwachstellen: - Rahmendarstellung über der 1. Vorlaufachse überhaupt nicht vorhanden, als ob da der schwäbische Rotstift angesetzt worden ist. - Vorlaufräder zu klein und nur 9 Speichen. Kennern der P8 sticht das direkt ins Auge. - Puffer wie üblich bei M* zu hoch angesetzt - Tenderräder zwar im Durchmesser passend, aber nur 10 Speichen. Das Vorbild hat hier Räder mit 12 Speichen. Im Formenfundus bei Märklin gibt es jedoch 1000mm Räder mit 12 Speichen. Schleierhaft warum die nicht eingebaut wurden; der Schneepflug basierend auf dem 2'2'T21,5 hat 12-speichige Räder. - Getriebekonzeption suboptimal. Hochtourig laufende Stirnzahnräder erzeugen ein jaulendes Geräusch as an die alten Berliner S-Bahntriebwagen erinnert. Mittlerweile ist das Getriebe von Märklin völlig neu gemacht worden. Es jault nicht mehr aber gleichzeitig ist leider auch der Fauli mit abgeschafft worden.
Wenn man dann den Umbauaufwand gegeneinander aufgerechnet hat, so kam hier eine Art Pattsituation heraus. Bei beiden Modelle ist der Aufwand etwa gleich hoch. Blieb als Argument dann der Fauli ab Werk über. Bei den Radsternen hat Märklin schon lange mit Fleischmann gleichgezogen. Beim Radstern gibt es de Facto keine Unterschiede in der Feinheit. Bei der Trix Version bekommt man Radsätze mit 1mm hohen Spurkränzen die voll der NEM310 entsprechen. Bei Fleischmann dagegen Radsätze nach hauseigener Werksnorm von Anno Knack.
Heute würde ich versuchen eine P8 von Os.Kar zu bekommen. Der Preis ist zwar ziemlich ambitioniert, dafür ist Os.Kar bislang das einzige Großserienmodell dessen Rahmenpartie über der 1. Vorlaufachse stimmig ist. Auch hier steht dann noch ein erheblicher Umbauaufwand an, um aus einer der europäischen Versionen eine Bundesbahn Lok zu machen.
Das ist mein Stand was man aus dem Mätrix Modell von 2006 heraus holen kann. Die Ordnungsnummer 3075 ist als temporärer Arbeitstitel zu verstehen, ich liebe geätzte Lokschilder aus Neusilber. An den 6-Kantschraubenköpfen störe ich mich gar nicht so. Wenn man konsequent objektiv ist, dann müsste man von Rechts wegen auch die ganzen Weinert Dampfer verdammen welche die gleichen 6-Kantköpfe haben.
Danke für die ausführliche Antwort, Ludwig. Die P8 hat's dir echt angetan, hm? Vielleicht kommt ja demnächst nochmal eine Serien-P8, die taugt, wer weiß. Ich habe auch eine GFN P8 (DRG-Version), die definitiv mein Highlight in meiner jugendlichen Modellbahnwelt war, bevor dann der typische Hiatus kam, der fast alle nach der Pubertät zu erwischen scheint. Das war damals echt ein schönes Modell, aber mit fast 40 Jahren auf dem Formenbuckel kann die heute natürlich nur noch schwer mithalten.
Das ist ein älteres Liliput Österreich Modell was ich vor Jahren angefangen habe aufzuhübschen.
Kurz die Arbeiten aufgezählt um vorne ein vorbildähnlicheres Aussehen zu erziehlen: - Ersatz der zu kleinen Vorlaufräder durch welche mit richtigen Durchmeser und richtiger Speichenzahl - Rahmenvorschuh durch Kunststoffplatten dem Vorbild angenähert - die Schutzbleche über der Vorlaufachse sind aus der LKW Teilebox - bessere Puffer - Pufferbohle zugerüstet - Riffelblech aus selbstklebender PVC-Folie (Hersteller weiß ich leider nicht mehr) - Lampen von Heinzel
Die Windleitbleche habe ich gelassen, in den 1950er Jahren waren tatsächlich einige P8 mit diesen großen Witte Blechen ausgestattet, wie sie für die Einheitsloks üblich waren. Später sind sie dann durch die kleineren Witte Bleche ersetzt worden.
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23.02.2020 18:53
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