Ich möchte in diesem Thema den Umbauverlauf von zwei GP9 dokumentieren, beide Modelle sind von LifeLike Proto 2000 und wurden in den USA vom Ramschtisch gekauft.
Ich war im Herbst letzten Jahres im Nordwesten der Staaten, was mir modellbahntechnisch die Augen geöffnet hat. Bisher habe ich eher halbherzig erst mit einer V60 und einer 64 herumgebastelt, doch DB lag mir nie so richtig. Schweiz in H0m hätte mich reizen können, aber ich bin eher ein Billigbahner und Bemo und das damalige Studentenleben passten nicht so zusammen. Dann stieg ich erstmal auf On30 um, das läuft jetzt aber eher nebenbei.
Also, September 2017 war ich also mit meiner Frau in Oregon, Washington State und Montana, immer die Bahn entlang und die Antwort auf die Frage was war in meinem Kopf: US-Bahn! BNSF!
BNSF in H0 ist aber so eine Sache und N ist mir (persönlich) zu frickelig. Doch in Oregon waren wir in Tillamook und Garibaldi und sahen dort die heutige Oregon Coast Scenic Railroad, die auf den Gleisen der ehemaligen Port of Tillamook Bay Railroad operiert. Perfekt – eine kleine Linie, die in schöner Landschaft fuhr.
Meine Bahn wird halb Freelance, nach dem Motto "was wäre wenn die POTB noch existierte und wenn sie bis Portland reingefahren wäre?" (letzteres, um ein wenig Stadtindustrie machen zu können). Das Thema hat für mich als Dieselfan Potenzial, da die POTB ausschließlich 1st-Generation fuhr und so Treffen von alten Dieseln und modernem BNSF- oder UP-Material plausibel sind.
Die POTB hatte zwei GP9, #101 im interessanten Kuh-Design (fährt heute noch bei der OCSR) und #3771, die leider inzwischen dem Schneidbrenner zum Opfer fiel. In einem Modellbahnladen fand ich zwei LifeLike P2K GP9s, für die ich zusammen gerade mal hundert Dollar hinlegte.
Diese werden jetzt umgebaut. Eine der GP9s hat leider nur die großen Lüfter, was für beide falsch ist – aber ehrlich, da pfeife ich drauf!
wenn die Lok große Lüfter hat, dann dürfte es sich wahrscheinlich um eine GP18 handeln. Gab es auch einmal bei Life-Like. Um einen Überblick zu bekommen: http://trainiax.net/index.php
Obwohl eine der beiden Loks die 8-polige NMRA-Schnittstelle hat habe ich mich entschlossen, bei Beiden die Decoder fest zu verdrahten, allerdings mit einem kleinen Kniff.
Die Ballaste beider Loks mussten erstmal abspecken, sie füllten wirklich jedes bisschen Platz in den Gehäusen aus. Also erstmal grob abgesägt und anschließend auf dem Bandschleifer geebnet.
Auf den Ballast kommt dann erstmal eine Streifenrasterplatine. Es passen genau sieben Bahnen drauf. Auf diese Weise kann die Zahl der frei herumfliegen Kabel niedrig gehalten werden und die Kabellängen am Decoder reichen auf jeden Fall für alles. Da der Ballast gleichzeitig der Leiter für die rechte Schiene ist wird die Platine nur in einer Bahn und nicht diagonal verschraubt.
Hier nochmal, Motor- und Schienenzuleitungen sind bereits angelötet. Den Sound übernehmen zwei Ersatzlautsprecher für's iPhone SE, zusammen 4 Ohm. Der Decoder kommt noch.
Im Vordergrund das Gehäuse. Zum Lackieren wurde es bereits zerlegt, nur die Fenster nach vorne und hinten habe ich noch nicht rausbekommen. Ich werde sie wohl einfach abkleben. Auf dem Dach habe ich schon den Farr-Luftfilter festgeklebt. Die Löcher für die Ditch Lights sind bereits gebohrt.
Hier sieht man, wie eng es in der Lok zugeht.
@Ludwig Nein, es ist wirklich eine GP9, Phase IIIc. Die hatte auch schon die 48"-Lüfter. Das deckt sich auch mit der Doku zur PRR 7221 (z.B. hier). Es freut mich aber, dass hier noch mehr US-Kenner und -Enthusiasten sind. Deine Beiträge verfolge ich mit großem Interesse :-)
ja das waren die allerletzten GP9's mit schon 48' Fans. Schon die Radsätze auf geplatze Zahnräder untersucht? Die alten LL P2K der Vor-Walthers Äera waren notorisch für gerissene Achszahnräder. Ich habe da auch schon ettliche austauschen müssen.
Ich schaue mir Deinen Umbau mit Interesse und Neugier an, weil ich eine andere Vorgehensweise habe.
cooles Projekt! Werde ich auf jeden Fall im Auge behalten. Aber bist du dir sicher das die #101 wirklich noch betriebsfähig ist? Auf den Bildern macht die einen recht abgestellten Eindruck.
@Martin: Ja, die #101 ist noch in Betrieb. Sie wird auf der Webseite der Oregon Coast Scenic RR im Roster (https://oregoncoastscenic.org/roster/) aufgeführt und ist auch auf einigen Youtube-Videos zu sehen. Bei dem oregonischen Wetter sehen leider viele Sachen schnell fertig aus.
@Ludwig: Danke für den Tipp, ich habe hier für beide Loks schon ausreichend Ersatzteile liegen. Zumindest bei einer sind die Zahnräder auch schon hin, die andere fährt ohne Geräusche. Heißt aber auch noch nichts.
Kleines Update: Ich habe mir jetzt in den Staaten via Ebay ein zweites Gehäuse mit den richtigen Lüftern besorgen können, sollte in ca. zwei Wochen hier sein. Bis dahin wird wohl nicht so viel passieren, höchstens noch das Gehäuse der zweiten Lok abrüsten, so dass ich dann in einem Schwung alle lackieren kann.
En bisschen was habe ich am Sonntag dann doch geschafft. Und zwar habe ich mich mal der berüchtigten Achszahnräder angenommen.
Da sind sie schon, die Kameraden. Alle vier aus einer Lok. Die andere ist allem Anschein nach kaum gelaufen, bei der sind sie (noch) heile.
Aber mal der Reihe nach: Wenn der Bodendeckel der Drehgestelle ausgeklipst ist lassen sich die Achsen ganz einfach herausnehmen. Die Steckachsen gehen aus den gebrochenen Zahnrädern logischerweise ganz einfach raus...
... was man vom Montieren nicht sagen kann. Mangels Schraubstock (definitiv auf der Wunschliste) habe ich mir ein kleines Helferlein gesucht (man glaubt nicht, wie viele Anwendungsmöglichkeiten es für Holzreste mit Loch drin gibt). Zahnrad darin fixieren und Steckachse drauf drücken.
Die andere Seite geht dann von Hand schon leichter, weil die erste das Zahnrad weitet. Dann mit NMRA-Lehre und Wasserrohrzange auf Abstand pressen – fertig.
Vor dem Zusammenbau habe ich die Drehgestelle noch ein wenig gereinigt und mit Labella neu geschmiert. Die Drehgestellblenden habe ich bei der Gelegenheit schonmal abgenommen und für's Lackieren gereinigt, die #3771 hat ja graue Drehgestelle.
Sieht gut aus, behalte ich mal im Hinterkopf. Ich habe nur die Laufflächen der Zahnräder geschmiert, den Rest aber sauber gemacht. Zwischen den Blende und den Lagerhaltern war es z.T. ziemlich verranzt.
Kurzes Lebenszeichen: das Projekt ist nicht tot, es zieht sich nur gerade extrem dahin.
Letztes Wochenende kam ich immerhin dazu, das Gehäuse zu entlacken und ein paar Sachen zu grundieren.
Zum Entlacken habe ich die Teile eine Stunde in Spiritus eingelegt und anschließend abgeschrubbt. Als Grundierung habe ich Alclad 2 Grey Primer/Filler genutzt und bin bislang damit sehr zufrieden. Nur habe ich – fürchte ich – mal wieder viel zu dick aufgetragen. DA fehlt mir an der Airbrush noch die Geduld. Die Details kommen aber trotzdem super durch.
ja es zieht sich, das kenne ich auch. Es braucht dann manchmal Jahre bis ein Projekt fertig ist. Wie ich sehe, machst Du gleich passende Caboose mit? Ich kann jetzt leider nichts genaues auf dem Foto erkennen.
Passend nicht ganz, die POTB hatte keine Wide Vision Caboose. Aber ich nutze sie zu Testzwecken, und sie wird auf der einen Seite Streifen und auf der anderen Kuhflecken erhalten.
Die Caboose hat ihre Kuhflecken bekommen und ich bin mit der Methode weiße Flächendecals auf Schwarz im Grunde zufrieden.
Es stellt sich nur heraus, dass die Methode bei unregelmäßigen Formen super, bei geraden Linien allerdings nervtötend ist – und ich dachte, mit #3771 anzufangen würde leichter sein. Aber da war mit der Decalfolie nicht viel zu machen: zuviele Flächen, zu lange und schmale Decals.
Schade um das schöne Gehäuse, ich war eigentlich zufrieden, nur der Klarlack macht mir noch Probleme.
Aber jetzt ist der Lack wieder ab, ich werde die weißen Streifen nun doch lackieren/abkleben. Mache ich halt das schwarz nochmal.
Wenigstens kann ich auf die Art nochmal ein paar Makel beseitigen, z.b. das verfüllte Loch vom Horn auf der Short Hood.
Das Thema habe ich übrigens umbenannt, weil ich demnächst noch ein paar Per-Diem-Boxcars aus Oregon nachbauen werde. Die Accurail-Kits dazu bekomme ich in zwei Wochen.
haben die Decalweichmacher von Microscale (Microset rsp. die verschärfte Form Microsol) hier nicht geholfen? Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht Decals faltenfrei und gerade über Nietköpfe und in Bretterfugen zu bekommen.
Microset hat im Grunde gut geholfen, aber die Streifen haben nie ganz gepasst bzw. waren ein Horror gerade zu verlegen und haben sich vor allem ständig ineinandergeklappt. Ganz schlimm waren die Winkel auf der Short Hood. Da das Trägerpapier dieselbe Form hat wie das Decal lässt es sich nicht mehr einfach fom Träger herunterschieben, ohne sich zu verziehen. Ich denke, mit neu lackieren und abkleben fahre ich da weit besser. Ich habe auch hier getestet, aber Weiß auf Schwarz wirkt leicht bläulich und die Streifen sind wesentlich einfacher abzukleben, wenn man Schwarz auf Weiß spritzt. Praktischerweise komme ich beim Abgleich von Modellmaßen und Fotos auf eine Streifenhöhe von etwa 6 mm, da sollte das mit dem Tamiya-Klebeband schnell gehen.
schnurgrade Streifen sind eigentlich kein Problem sie auf einer einigermaßen ebenen Fläche vom entsprechend zugeschittenem Trägerpapier herunter zu ziehen. Die Problem fangen dann in den Innenecken an. Hier habe ich dann strategische Schnitte gemacht und die Streifen in mehrere Stücke aufgeteilt. Das war dann einfacher und nervenschonender zu handhaben. Dann kann man auch Nichtpassungen ausgleichen. Auch wenn Winkel im Streifen gab, habe ich hier entsprechende Schnitte gemacht um mir diese Partien in möglichst gerade Streifen aufzuteilen. Und es ist leider so, wenn Du weiß, gelb oder eine andere helle Farbe auf einen dunklen Untergrund deckend aufbringen willst, musst Du an diesen Stellen vorher einen weißen Untergrund schaffen. Die heute erhältlichen Farben sind zwar ökologisch ungiftig, dafür haben sie ihre Deckkraft eingebüsst und decken auch nicht mehr so wie früher. Das betrifft sowohl Decals als auch Lackfarben.
Da ich mich mit der Grundierung erstmal eingehender auseinandersetzen muss habe ich jetzt erstmal damit begonnen, ein paar Boxcars in die Farben von Short Lines aus Oregon zu bringen. In den 70ern kam es zu einem erheblichen Mangel an Güterwagen. Die alten 40"-Boxcars, oft noch aus Holz, mussten dringend abgelöst werden. Um die Kosten unter Kontrolle zu halten wurde das sogenannte per-Diem-System eingeführt: viele kleine Bahnlinien kauften eine Reihe Boxcars und vermieteten diese gegen Tagesgeld an die großen Bahnen. Kurios war dabei, dass auf diese Art einige Gesellschaften weit mehr Rollmaterial besaßen, als sie auf ihrem Streckennetz unterbringen konnten. Viele dieser Güterwagen haben ihre Stammstrecke nie befahren – manche Linie hatte sogar den eigenen Betrieb eingestellt und wirtschaftete ausschließlich mit den per-Diem-Waggons.
Als Basis dienen die 5900er Boxcars von Accurail, es ist zwar nicht ganz das korrekte Modell, kommt aber in deren Sortiment am nächsten hin und war unschlagbar günstig.
Den Anfang macht die Union Railroad of Oregon:
Auf der zweiten Seite ist mir mal wieder ein Missgeschick passiert, der Klarlack war wohl noch nicht durchgetrocknet. Deswegen hat es mir Teile des Logos angelöst und verzerrt. Also habe ich diese Stelle und noch zwei weitere mit Ausbesserungsflecken versehen. Gealtert wurde mit Ölfarben.
2. Oregonischer Boxcar, City of Prineville. Die Cops waren den Bildern nach ziemlich verranzt, das versuche ich beim Patinieren mit einzupflegen. Ich höre auf, sobald meine Frau sagt, sie wolle ihn putzen. Die Decalflächen stechen auf dem Foto heraus, fallen in Natura aber praktisch nicht auf.
Neuer Anlauf für 3771, diesmal weiß grundiert.
Decals habe ich heute fertig gesetzt und den Druck angefragt.
#101 ist auch schon weiß grundiert, aber ich werde mir wohl Markierfarbe besorgen, um die Flecken abzudecken.
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04.02.2018 17:04 (zuletzt bearbeitet: 27.02.2019 16:03)
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