in diesem Beitrag möchte ich ein paar meiner nach Vorbild umbeschrifteten Lokmodelle vorstellen. Gründe für eine Umbeschriftung gibt es mannigfaltige:
Ein einigermaßen vorbildgetreuer Fuhrpark führt oft dazu, dass von der einen oder anderen "Brot- und Butter"-Lok mehr als ein Exemplar vorhanden ist. Leider ist - oder war in der Vergangenheit - die Auswahl an unterschiedlichen Betriebsnummern oder gar Bauartausführungen innerhalb derselben Epoche rar. Dies gilt insbesondere für die Epochen I und II und für Modelle, an denen Brawa oder Roco nicht beteiligt waren. Insbesondere Fleischmann hat ein und dieselbe Betriebsnummer jahrzehntelang im Programm gehabt.
Manchmal versehen Hersteller ein Modell einer bestimmten Ausführung mit einer nicht passenden Betriebsnummer. Dem lässt sich mit etwas Recherche Abhilfe schaffen. Und manchmal passte meiner Betriebsleitung die herstellerseits vorgegebene Beheimatung schlicht nicht in den Kram.
17 030 (pr. S 10) des Bw Osnabrück Bremer Straße
17 030 des Bw Osnabrück Bremer Straße (=Hbf) in Hamburg Hbf.
Das Märklin/Trix-Modell wurde mit der Betriebsnummer 17 007 mit Beheimatung Bw Breslau Hbf ausgeliefert. Nicht nur, dass 17 007 unter Reichsbahn-Ägide in Mainz beheimatet war, auch ist das Verkleidungsblech zwischen den Windleitblechen für 17 007 falsch. Bei dieser handelt es sich nämlich um eine von nur drei Maschinen, die einen Knick im Verkleidunsgblech aufweisen (es existieren sehr schöne Bilder von 17 007 um 1930). Also musste mein Modell eine andere Nummer bekommen. Und - ich wollte eine Osnabrücker Maschine. Das Bw "Kamerun" an der Bremer Straße (später Osnabrück Hbf) war mit 28 Stück (Ende 1925) eine der Hochburgen der Vierlings-S 10. Diese sind in den 1920er und frühen 1930er auch reichlich vor CIWL- und Mitropa-Zügen eingesetzt worden, etwa zwischen (London-Hoek van Holland-) Oldenzaal und Berlin. 17 030 weist, wie oben gut zu erkennen, das richtige Vorlaufblech und die richtige Domanordnung auf und passt damit perfekt für das Trix/Märklin-Modell. Die Beschriftung stammt von Beckert.
38 2893 (pr. P 8) des Bw Görlitz
38 2893 des Bw Görlitz, 1937
38 2893 ist eine der wenigen P 8, die bereits vor dem Krieg eine elektrische Beleuchtung aufwies. Mit ihrem 3-domigen Kessel und dem Oberlicht-Führerhausdach entspricht sie dem über zwei Jahrzehnte produzierten Fleischmann-Modell Art.-Nr. 4160. Beschriftung von Beckert.
54 1034 (pr. G 54) des Bw Wittenberge
54 1034 des Bw Wittenberge im Jahre 1929
Gegenüber dem Ursprungsmodell von Brawa habe ich die Stangenpuffer durch Hülsenpuffer ersetzt, den Kohlenkastenaufsatz entfernt, Halterungen für das Heizerbesteck auf dem Tender angebracht und ein Läutewerk vor den Schlot gesetzt.
Dieselbe Maschine von der Lokführerseite. Selten, dass das in jener Zeit von im Betrieb stehenden Maschinen erhalten ist. Insbesondere bei älteren Gattungen...
Auf der Lokführerseite sitzt numehr auch ein Druckluftbehälter auf dem Umlauf. Die Jungs im Bw haben sogar die Fabriknummern wiedergefunden und an die Verkleidung der Rauchkammerstützen getackert...... Beschriftung von Gaßner.
55 4368 (pr. G 81) des Bw (Köln-) Kalk-Nord
Lokomotiven der BR 5525-56 gab es bei der Reichsbahn über 3000. Seltener ist die Kombination von 3-domigem Kessel mit oben liegender Kesseleinspeisung und nach vorn versetztem Sandbehälter und Führerhaus mit Lüfteraufsatz. Bilder aus der Reichsbahnzeit sind recht selten. Bei dieser stimmen alle Feinheiten mit dem Fleischmann-Grundmodell (4154) überein: Pumpen, Betriebsnummer an der Rauchkammer oberhalb des Zentralverschlusses, Gasbeleuchtung. Beschriftung von Beckert.
55 4368 des Bw (Köln-) Kalk-Nord war so eine. Bei dieser stimmen alle Feinheiten mit dem Fleischmann-Grundmodell (4154) überein: Pumpen, Betriebsnummer an der Rauchkammer oberhalb des Zentralverschlusses, Gasbeleuchtung. Beschriftung von Beckert.
64 273 des Bw Stralsund
64 273 des Bw Stralsund vor Personenzug, 1937
Neben der Beschriftung waren hier gegenüber dem Ablieferungszustand des Modells die Scherenbremsen durch einfache zu ersetzen und die Bremsen der Laufachsen zu entfernen. Beschriftung von Ostmodell.
78 500 (pr. T 18) des Bw Bremen P
78 500 des Bw Bremen P vor L 111 in Hannover, ca. 1930
Eine T 18 im Einsatz vor einem Luxuszug - das musste ich einfach umsetzen. Der oben abgebildete Zuglauf L 111 (London - Hoek van Holland) - Osnabrück - Hannover - Berlin wurde tatsächlich um 1928/30 von (Leih-) Maschinen des Bw Bremen P bespannt. Es herrschte ein Mangel an Schnellzugmaschinen im Hannöver'schen...
Das Modell besteht aus dem Fahrwerk eines (neueren) Fleischmann-DB-Modells mit dem "Hütchen" der DRG-Ausführung Art.-Nr. 4077. Die Beschriftung stammt von Beckert.
hast Du bei den Fleischmann Loks die erhabenen Lokschilder abgeschabt und die Loks dann eventuell neu lackiert? Wie fotografierst Du Deine Modelle, bei Dir scheint ja immer Sonnenschein zu sein?!
Die 78 500 scheint ja noch Gasbeleuchtung zu haben, das könnte man noch umrüsten und die Lichtmaschine entfernen, einen Gaslampenlüfter auf dem Dach und die Leitungsführung müsste dann auch noch geändert werden. Das währe dann schon fast ein Faß ohne Boden.
Hier versuche ich gerade eine BR 39(ab Nr. 011) mit Epoche zwei( Auslieferungszustand) gerechter Leitungsführung zu versehen. Die Heizerseite ist aber noch nicht fertig.
Nee, die erhabenen Lokschilder lasse ich darunter. Allerdings entferne ich die meist auch dargestellten Niete auf den Nummernschildern, so dass der Abstand hinnehmbar ist. Die P 8 hat übrigens kein erhabenes Nummernschild.
Meine Bilder entstehen stets bei Sonne, bei bedecktem Wetter wird das nichts - dutzende Male erfolglos probiert. Die hier gezeigten Bilder sind aber auch nicht auf einmal entstanden, das sind Bilder aus den letzten drei, vier Jahren.
Das Bild der 78 500 ist vor 1930 entstanden. Selbstverständlich hatte sie da noch eine Gasbeleuchtung. Außer Schnellzugloks haben die weitaus meisten Personen- und Güterzugloks bis zum Krieg Gasbeleuchtungen gehabt. Die elektrische Beleuchtung wurde erst nachgerüstet, als die Loks für den Osteinsatz ausgerüstet wurden.
Die Umrüstung auf Gasbeleuchtung mache ich grundsätzlich nicht, denn das erfordert eine Neulackierung des Kessels. Und dafür habe ich (trotz vorhandener Airbrush) leider keine Möglichkeiten - und den Glanzgrad des Restmodells hinzubekommen, ist schon ein Kunststück. Um das zu umgehen, suche ich häufig so lange, bis ich ein Bild einer Maschine mit elektrischer Beleuchtung finde. Schränkt leider die Auswahl sehr stark ein.
einige Modelle habe ich noch nach Bildvorlage umbeschriftet.
54 1559 (bay. G 3/4H) in Niedersachsen
Eine bay. G 3/4H im Hannöverschen. Konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. In den mittleren Dreißiger Jahren wurden mehrere bayerische G 3/4H (BR 5415-17) in's heutige Niedersachsen und nach Hinterpommern umgesetzt. Für eine davon gibt es ein Beweisphoto:
54 1559 des Bw Soltau vor P 1876 in Hemsbünde, 1937 (c) Eisenbahnstiftung
Zufälligerweise hat Fleischmann ein Modell exakt derselben Lieferung im Programm:
54 1559 ist jetzt auch in Soltau zu Hause und bimmelt durch die Heide. Das Läutewerk hinter dem Schlot war zu ergänzen und stammt von Weinert, die Beschriftung von Beckert
An dem Zug aus G 10, PwPosti pr14, BCi-34, einer Donnerbüchse der Stahlbauart und einem preußischen Dreiachser arbeite ich noch...
41 046 Bw Rothenburgsort
Das Daten zu diesem Bild basieren nicht auf einem Bild, sondern aufgrund eigener und vor allem den Quellen eines Forenkollegen. Schwierigkeit bei den 41ern ist der häufig unmittelbar oder kurze Zeit nach Ablieferung erfolgte Tendertausch der geschweißten 2'2' T34 mit genieteten Tendern unterschiedlicher Bauart von BR 01 oder 03. Da braucht man schon genaue Quellen, um sicher sagen zu können, welcher Tender wann an welche Lok kam, und wo diese dann beheimatet war.
Ich war auf der Suche nach einer Maschine, die dem Zustand des Fleischmann-Modells 413201/71, also einer DRB BR 41 mit genietetem Tender 2'2' T 32 jüngere Bauart entspricht, und die Beheimatung sollte in Nord- oder Ostdeutschland sein. Die Rbd Hamburg erhielt 1939/40 Dutzende 41er vor allem für den schnellen Kühlverkehr ab Hafen nach Berlin, dem Ruhrgebiet oder Hannover/Süddeutschland.
Gefunden hat der Kollege Muschke dann:
41 046 Rbd Hamburg Bw HH-Rothenburgsort (08/39-01/1944), ab 07/39 2’2’ T32 von 01 073, Kohlenkasten nach vorn verlängert, Henschel 24348 (1938)
41 046 des Bw Rothenburgsort mit 2'2' T32 jüngere Bauart
Beschriftung (Beckert)
Damit ist die Lok quasi bei Indienststellung mit dem genieteten Tender ausgestattet worden, und immerhin knapp fünf Jahre im Bw Rothenburgsort beheimatet gewesen. Vor Ende des 2. Weltkrieges war das Bw Rothenburgsort hauptsächlich für den Güterverkehr nach Berlin zuständig. 41 046 macht sich also hervorragend vor einem Zug aus Bananenwagen und Fleischkühlwagen nach Berlin...
ich wollte unbedingt eine pr. G 82 aus Oldenburg. Immerhin hatte des für Güterzüge zuständige Bw Oldenburg Vbf. 31 Stück im Bestand, die die Hauptlast des Güterverkehrs auf den Hauptstrecken trugen. Leider sind - wie immer bei Güterzugloks vor dem Krieg - Bilder aus der Zeit rar, lediglich zwei der fünf oldenburgischen G 82 (56 2276-80) sind dokumentiert. Diese unterscheiden sich leider in einigen wesentlichen Details (Lenz-Ventile, andere Steuerungsträger, anderer Tender (pr 3T16,5)) so von den preußischen G 82, dass erstmal Umbaumaßnahmen und Neulackierung angezeigt wären. Aber letztlich fand sich anlässlich eines Unfalles doch ein Bild einer "normalen" preußischen Maschine:
Pardautz! Da hat es 56 2386 bei einer Flankenfahrt in Oldenburg Hbf. aus dem Gleis geworfen, 09.03.1937 (c) Archiv Löffler
Das Bild der auf der Seite liegenden Lok ist zwar keine optimale Grundlage, offenbart aber wesentliche Details: Betriebsnummer, 3-domiger Kessel, Gasbeleuchtung, Kesselspeiseventile offen, Tender pr 3T20. Damit entspricht die Maschine bauartmäßig dem Fleischmann-Modell. Aus meinen Unterlagen geht hervor, dass die Maschine seit mindestens 1925 im Bw Oldenburg Vbf. stationiert war.
56 2386 des Bw Oldenburg Vbf (Linke-Hofmann-Werke, Breslau 1922) im Zustand vor dem Unfall.
Die Farbgebung dürfte den Zustand der späten Zwanziger bis in die frühen Dreißiger Jahre wiedergeben. Basis ist das wunderbare Fleischmann-Modell der 56 2264 (Art.-Nr. 83 4900), die Beschriftung stammt von Beckert.
Unfälle haben oft den etwas makabren Nebeneffekt, dass auch alltägliche Maschinen im Rahmen der Unfalldokumentation recht detailliert abgelichtet werden. So auch der nächste Fall, bei dem wenigstens niemand zu Schaden kam.
"Taucherlok" 78 135 (pr. T 18) Bw Swinemünde
Am 22.09.1939 ging 78 135 in Swinemünde am Ostanleger der Fähre über die Swine auf Tauchstation:
Blubb blubb blubb ... Düwelnocheens, wo is de Fähre afbleven?
Nach der Bergung wurde 78 135 abgelichtet, wobei die Baurtmerkmale gut zu erkennen sind.
Anhand dieses Bildes ist gut auszumachen, dass die Lok dem Fleischmann-Modell der BR 78 (Art.-Nr. 4077) entspricht (bis auf die Form des Sanddoms).
78 135 des Bw Swinemünde (Vulcan 1919)
Den 3-domigen Kessel dürfte die Maschine bei Neuanlieferung nicht gehabt haben, solche Kessel kamen erst ab 1921 verbreitet auf. Das Oberlichtdach dürfte gleichfalls eine Nachrüstung der Reichsbahn gewesen sein, ebenso die (vor dem Krieg ziemlich seltene) elektrische Beleuchtung.
Der Maschine war nach ihrem Tauchgang noch ein langes Leben beschieden; sie schied erst gut dreißig Jahre später (1970) als 78 1135-9 bei der DR aus.
Grosses Kino! Prima Recherche und gute Bilder... wie bekommst Du die Beschriftung so sauber entlackt und dann auf die Loks... ich hab' da so meine Probleme mit ungleichmäßigem Farbabtrag an den Nummern und dann immer wieder sichtbaren Klebespuren...
Gruß, Martin
DRG Epoche II a, die "goldene" Bahnzeit; 2L-Gleichstrom, auch digital
manche Beschriftungen bestelle ich komplett fertig - Becker liefert mit Schutzlack, da läuft auch nichts an. Bei unkonfektionierten Beschriftungen gilt: mehrere dünne Farbaufträge spritzen, in kurzem Abstand. Schleifen auf Papier oder feiner Pappe (kein Schleifpapier!!). Dauert etwas länger, beschädigt aber das Messing nicht. Schnittkanten mit schwarzem Edding nachfärben.
Als Kleber verwende ich einen lösemittelfreien "Popelkleber" von Pattex. Dieser bietet reichlich Bearbeitungszeit zum Nachjustieren, und so nach ein, zwei Stunden lassen sich etwaige Klebereste mit einem Cocktailstäbchen oder Zahnstocher aus HOLZ vorsichtig entfernen. Später härtet der Kleber farblos aus und wird ausreichend fest. Häufig körne ich die Stellen, auf die die Schilder montiert werden, mit einem kleinen Bohrer (von Hand) an - damit der Kleber mehr Haftung erzeugt und überflüssiger Kleber dort hineinläuft.
ZitatEs gab eine Eisenbahnfähre über den Swinestrom?
Klar. Seit 1901. Ab 1936 wurden auch Personenzüge trajektiert. Nach der Eröffnung des Rügendammes 1936 hatte man einige der im Strelasund (Stralsund-Altefähr) nicht mehr benötigten Fährschiffe nach Swinemünde verlegt, so dass dies möglich war. Bei einem solchen Trajektmanöver ist 78 135 dann baden gegangen...
Die gute Fleischmann-P8 hat aber immer noch komplett Bundesbahnpumpen und 64 273 ist ein Exot, denn die hat (samt Zug) Turbo-Zugbeleuchtung mit der großen Lichtmaschine.
nach längerer Zeit bin ich mal wieder dazu gekommen, für einige Maschinen eine Beschriftung zu recherchieren.
62 007 des Bw Saßnitz auf Rügen
Zuerst wollte ich immer schon eine der auf Rügen stationierten 62er darstellen. Es ist 62 007 geworden:
62 007 im Jahre 1932 mit D-Zug auf Rügen. Man beachte, dass die Laterne für das Zg 7 ("Drittes Spitzenlicht") an der Lok montiert ist.
62 007 des Bw Saßnitz auf Rügen. Liliput Art.-Nr. 106203.
Beschriftung von Ostmodell.
41 028 des Bw Wesermünde-Gestemünde mit 2'2' T34
41 028 des Bw Wesermünde-Geestemünde im Ablieferungszustand Juni 1939. Trix Art.-Nr. 22376.
Das schon länger erhältliche Modell der Trix (Märklin) BR 41 in Epoche IIIa hat mich schon lange für eine Zurückversetzung in die Epoche II gereizt. Hier haben es mir besonders die auch schon vor dem Kriege für Bananenzüge vorgesehenem Maschinen des Bw Wesermünde-Geestemünde (ab 1950 Bremerhaven-Geestemünde) angetan. Ein ganzer Schwung 41er wurde dort im Sommer 1939 fabrikneu stationiert. Eine davon war 41 028. Dank der Hilfe eines Forenkollege konnte herausgefunden werden, dass die Maschine ihren ab Werk mitgegebenen geschweißten Tender 2'2' T34 nicht sofort an eine 01 oder 03 abgegeben hat, sondern erst 1950. Damit ist die Konstellation des Trix-Modells mit geschweißtem Tender für den fraglichen Zeitraum zwischen Indienststellung und Gründung der Bundesbahn (1939-49) historisch gesichert.
Neusilber-Ätzschilder von Beckert.
Ab 1938 wurden anstatt der bis dahin verwendeten DRG Breitziffern überwiegend Spitzziffern verwendet. Für eine Güterzuglok typisch war die Kennzeichnung mit einem schlichten Reichsbahn-Eigentumsschild anstatt des Pleitegeiers. Letzterer fand bei Güterzugloks meist dann Verwendung, wenn die Maschine zu Propagandazwecken abgelichtet wurde.
Zitat von Guardian71 im Beitrag #12 62 007 im Jahre 1932 mit D-Zug auf Rügen.
Da passt jetzt aber was nicht so richtig. Der "D-Zug" trägt seinen Namen ja nicht von ungefähr – "D-Zug" steht für "Durchgangzug", also ein Zug mit geschützten Übergangsmöglichkeiten zwischen den Wagen. Auf dem gezeigten Bild ist aber eindeutig ein Abteilwagen ohne Übergang zu sehen, also eben gerade [i]kein Durchgangswagen. Das kann per Definition kein D-Zug sein.
"Schnellzüge" - später einigermaßen synonym mit "D-Züge" gebraucht, da alle Schnellzüge faktisch auch Durchgangszüge waren, könnten vielleicht in den frühen 1920ern noch Abteilwagen gehabt haben, 1932 aber nicht mehr. Ab 1929 waren alle Schnellzüge in Deutschland Durchgangszüge.
Der Zug auf deinem Foto wird also eher ein Eilzug oder ein Personenzug gewesen sein. Deiner 62 007 kann das aber egal sein...
das Foto mit der 62 007 auf Rügen im Jahre 1932 ist ein Ausschnitt aus einem oft publizierten Bild von Carl Bellingrodt und zeigt sehr wohl einen D-Zug im Verkehr zwischen Skandinavien und Berlin, genauer gesagt den D 13 von Berlin nach Saßnitz Hafen mit Übergangsmöglichkeit zur Fähre. Zwischen Saßnitz Hafen und Stralsund (resp. Strelasund-Altefähr) lief dieser vierachsige Abteilwagen für den regionalen Verkehr mit. Ähnliches gab es noch nach dem Zweiten Weltkrieg im Skandinavien-Verkehr von/nach Großenbrode Kai, wo hinter einer 41 auch dreiachsige Abteilwagen für den Nahverkehr mitliefen. Nur bis zum nächsten Kopfbahnhof bzw. von diesem ...
Christian, die hier konkret erwähnten vierachsigen (nach Lok BR 62 im D 13/D 14 im Jahre 1932 auf Rügen) und dreiachsigen Abteilwagen (nach Lok BR 41 von/nach Großenbrode Kai Anfang der 1950er Jahre) dienten NICHT NUR als Schutzwagen, sondern auch für Personal und Passagiere. So nachzulesen in einer Publikation des EK-Verlages zu Vorbild und Modell der BR 62 bzw. in einem Zugbildungs-Beitrag von Michael Meinhold in der MIBA oder einem MIBA-Sonderheft in Bezug auf Großenbrode Kai und den Schnellzugverkehr mit der BR 41 in den frühen 1950er Jahren. Der Einsatz von Schutzwagen in D-Zügen hinter der Lok, wenn dort keine Pack- und/oder Postwagen liefen, vor Personenwagen mit Holzaufbau für die späte Epoche I und die 1920er Jahre ist schon klar, oft durch dreiachsige gedeckte Güterwagen vom Typ „Stettin“ realisiert.
Die Ausgangslage zu meiner Wortmeldung hier in dieser Beitragsreihe war aber, dass der Bildausschnitts-Beleg zur 62 007 auf Rügen 1932 sehr wohl einen D-Zug zeigt.
eine badische IVh (BR 183) wollte ich schon immer nach Bremen umbeheimaten. Das habe ich jetzt mal umgesetzt.
18 302 des Bw Bremen P
Die badische IVh ist immer noch eine ausgesprochen elegante Erscheinung. Nachdem die Maschinen in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (Offenburg und Rheinstrecke) durch die BR 01 verdrängt worden waren, verteilte man die Maschinen nach Koblenz, Altona und Bremen. Für die langen Strecken in der norddeutschen Tiefebene sind die IVh wie gemacht. Und so kam es, dass man sich in Bremen der andernorts etwas stiefmütterlich behandelten Maschinen annahm, die Maschinen im "heimischen" Ausbesserungswerk in (HB-) Sebaldsbrück vernünftig aufarbeiteten ließ und das Personal entsprechend schulte - und siehe da: die Maffei'schen Vierzylinder-Verbundloks erwiesen sich gegenüber der BR 03 als sparsamer und schneller.
18 302 in der norddeutschen Weite: vor D 156 auf der Rollbahn bei Nienburg zwischen Osnabrück und Bremen, 1937.
Portrait noch in Offenburger Zeiten
18 302 des Bw Bremen P aus ähnlichem Blickwinkel.
18 302 kam im November 1935 nach Bremen und blieb hier. Sie wurde - mit vier weiteren Schwestermaschinen - in Plänen der BR 03 vor D- und Eilzügen, aber auch dem Hapag-Lloyd-Express (Wesermünde-Bremen-Berlin) eingesetzt. Bis 1942 hatten die Bremer sämtliche übrigen IVh beim "eingesammelt". Im selben Jahr erlitt 18 302 bei einem Unfall durch einen Sturz aus 15 m Höhe schwere Schäden und wurde darauf grundlegend aufgearbeitet und - mit zwölf weiteren Maschinen - modernisiert. Die Maschine wurde kurz vor Kriegsende nach Soltau evakuiert, kam aber aufgrund des guten Zustands bereits im Frühjahr 1946 wieder ab Bremen zum Einsatz. Leider wurde gehörte sie 1948 nicht zu den auserwählten drei Maschinen, denen noch längere Einsätze beschieden waren.
ich würde Euch gerne weitere Umschriftungen und -beheimatungen nach historischem Vorbild vorstellen:
E 17 120 des Bw Breslau Freiburger Bahnhof
Das immer noch sehr gute Roco-Modell der E 17 sollte für den Einsatz im schlesischen Netz umbeheimatet werden. Für E 17 120 waren brauchbare Bildquellen vorhanden.
E 17 120 des Bw Breslau F.
E 17 120 des Bw Breslau F. Roco 43719. Die Zierlinien kann man auf dem Bild oben nur nicht so genau erkennen...
Beschriftung von Beckert. Das Bw-Schild ist - vorbildgetreu - am rechten Ende des Lokkastens neben der Tür und daher im Bild nicht zu sehen.
Der Dachgarten mit den nun holzfarbenen Laufbrettern.
24 005 des Bw Kolberg
In Erwartung der angekündigten Donnerbüchsen von Brawa - diese werden voraussichtlich in der Direktion Stettin beheimatet sein - habe ich schon mal eine 24 dorthin umbeheimatet:
Hallo Mark, den Faden beobachte ich schon eine Weile, auch weil hier gute Bilder zu sehen sind. Dennoch habe ich einige kritische Worte, die aber Deine Arbeit nicht infrage stellen sollen...
Was mir auch immer wieder auffällt (bei allen, die ihre Modelle mit Ätzschildern benummern)- die Schrauben glänzen immer. Ich kenne die Technologie der Beschilderung. Also, erst lackieren, Nummern abschleifen danach die Schilder aus dem Rahmen trennen und aufkleben. Sind damals immer blanke Muttern zur Befestigung verwendet worden- oder ist es ein Tribut an die Technologie? Du zeigst immer wieder Großserienmodelle, die Du in die Epoche II zurückversetzt. Nur ist es, wie an den Bildern der 24 005 zu sehen ist, nicht nur mit ein paar Messingschildern getan. Bei vielen Modellen muß noch richtig Arbeit investiert werden... Gerade hier fallen mir einige Ungenauigkeiten auf, die die Lok sofort als Epoche III- Modell entlarven. Das sind zum Einen die, übrigens hässlichen, Laternen. Diese Laternen wurden erstmals mit der Baureihe 50 ausgeliefert. Die ersten Einheitslok wurden mit, von Gaslampen abgeleiteten, Laternen ausgerüstet. Diese Laternen hatten den markanten Blindscheibenhalter. Richtig "schlimm" sieht die Lampe an der Rauchkammertür aus... Zum Zweiten, und das ist auf dem Bild der "großen" 24 005 zu sehen, war die Lichtmaschine ursprünglich auf dem Scheitel der Rauchkammer montiert... Oftmals waren damals auch andere Armaturen verbaut, bestes, nein schlechtes Beispiel sind hier die GFN- Preußen.
Zitat von PKPmodelarz im Beitrag #19Zum Zweiten, und das ist auf dem Bild der "großen" 24 005 zu sehen, war die Lichtmaschine ursprünglich auf dem Scheitel der Rauchkammer montiert...
mag sein - ich weiß schlicht nicht, ob das ursprünglich bei allen 24ern so war oder nicht - aber wenn es ursprünglich bei allen so war, dann wurde das anscheinend teilweise bereits zu Reichsbahnzeiten geändert.
Es gibt ja das bekannte Unglücksbild im Schnee mit 24er. Da ist oben auf der Rauchkammer keine Lichtmaschine (mehr?) zu sehen. Aber definitiv noch Reichsbahn, der Nazi-Pleitegeier auf den verunfallten Loks ist deutlich erkennbar.
Die Logik "keine Lima auf der Rauchkammer gleich Epoche III" scheint mir nicht ganz korrekt zu sein.
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[Ep. II] Reichsbahnloks umbeschriftet nach Vorbild
05.07.2017 01:51 (zuletzt bearbeitet: 10.04.2018 23:33)
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