Hintergrund meines Umbaus ist, dass ich bei meiner neuen Anlage eine Zeit lang NEM-Radsätze fahren lassen muss, aber hin zu RP25/88 möchte. Bei den geplanten Weinert-Weichen kein Problem, bei den Tillig-EW3 im Rangierbereich schon. Also habe ich zur Probe eine Tillig-EW3 so umgebaut, dass die Rillenweite im Herzstück nun nur noch ca. 1,1mm beträgt, so ungefähr wie bei den Weinert-Weichen. Und weil ich gerade schon dabei war, habe ich auch noch den abzweigenden Strang nach dem Herzstück gerade ausgeführt, sodass aus der 12-Grad-Weiche eine (ca.) 9-Grad-Weiche geworden ist.
Als Erstes habe ich die Weiche in ihre Einzelteile zerlegt. Die äußeren Schienen hätte ich eigentlich gar nicht abnehmen müssen, aber nun gut...
Die Herzsückspitzen habe ich an der Unterseite mittels Trennscheibe etwas kürzer gemacht (habe gelesen, dass dies der Trick bei den Weinert-Weichen sein soll).
Diese "Knubbel" muss man mittels scharfem Messer entfernen und die Stellen mit einer feinen Feile glattfeilen. Sonst bekommt man die Schienen nicht wieder in die Kleineisen eingefädelt.
H0pur?
Nein, noch nicht. So sieht es bei mir nun aus:
Man muss die "Kleineisen" (Abstandshalter) zwischen den Flügelschienen und der Herzstückspitze mit einem scharfen Messer (Skalpell z.B.) abschneiden, dann kann man die Flügelschienen näher ans Herzstück setzten. Dazu vergrößert man zusätzlich den Knickwinkel der Flügelschienen noch ganz leicht. Man muss ein bisschen probieren, wie es am besten geht. Darauf achten, dass der Spalt zwischen den Flügelschienen und den Zungen möglichst klein bleibt! Ich habe die Flügelschienen und die Herzstückspitze mit Zweikomponentenkleber in der gewünschten Position verklebt. Sekundenkleber ist in diesem Fall auf jeden Fall nicht zweckmäßig. Mit Sekundenkleber hat man zu wenig Zeit zum Justieren. Außerdem wäre die Klebeverbindung möglicherweise zu wenig belastbar. Achtung: Möchte man die Schwellenzahl/-abstände an ein Vorbild anpassen (siehe weiter unten in diesem Thread), muss man das im Bereich des Klebens natürlich während des Klebens gleich miterledigen! Die Herzstückspitze und die Flügelschienen habe ich (nach vollständigem Aushärten!) noch etwas plangefeilt (Hieb 5). Diese Stellen werde ich später noch mit feinstem Schleifpapier nachbehandeln.
Wenn ihr noch weiterführende Anregungen oder Tipps habt, dann nur heraus damit! Ich werde schließlich für meine Anlage noch ein paar dieser Weichen umbauen. Sollte übrigens jemand den Schwellenplan (mit Schwellenlage) der preußischen Weiche EW-140-1:7 haben, wäre ich sehr dankbar, wenn er mir eine Kopie davon schicken könnte. Denn die Tillig EW3 soll bei mir diese preußische Weiche darstellen. (Es passt zwar nicht ganz, aber eine bessere Weiche zur Darstellung habe ich nicht gefunden, und es geht).
Freundliche Grüße
Robert
P.S.: Für meine Anlage werde ich die Stellstange auch noch gegen die von Weinert austauschen, aber die hatte ich gerade noch nicht zur Hand.
Zitat von Modelleisenbahnfan im Beitrag #1Diese "Knubbel" muss man mittels scharfem Messer entfernen und die Stellen mit einer feinen Feile glattfeilen. Sonst bekommt man die Schienen nicht wieder in die Kleineisen eingefädelt.
Hallo Robert, interessanter Bericht. Das mit dem Knubbel an den Profilen ist mir auch schon unangenehm aufgefallen. Daher die Farge, wie kriegst Du das Profil von den Kleineisen runter, ohne die Schwellen zu beschädigen? Ich habe hier eine Tillig Weiche, bei der an einer Zunge die kleine Spitze in die Stellschwelle abgebrochen ist. Es wäre schön, wenn ich nur das Profil ziehen könnte, ohne die ganze Weiche auszubauen...
Zitat von michl080 im Beitrag #2(...)Daher die Farge, wie kriegst Du das Profil von den Kleineisen runter, ohne die Schwellen zu beschädigen? Ich habe hier eine Tillig Weiche, bei der an einer Zunge die kleine Spitze in die Stellschwelle abgebrochen ist. Es wäre schön, wenn ich nur das Profil ziehen könnte, ohne die ganze Weiche auszubauen...
Die "Nase" an den Zungenschienen ist wirklich der neuralgische Punkt bei Tillig, eine Produktverbesserung wäre längst überfällig. Vielleicht reicht ja der Gegenwind, den sie nun durch Weinert erfahren, aus, da endlich mal aus der Lethargie aufzuwachen?
Ist der Ausbau der Weiche, obwohl sicher am Elegantesten, keine Option, sehe ich zwei Möglichkeiten:
1. Lokalisiere die Schwelle, unter der die Kontaktlasche angepunktet ist. Trenne sie möglichst dicht an der Zungenschiene durch, mitsamt Schwelle. Danach kannst du die Schiene nach oben(!) herausziehen. Die Kunststoffnasen verbiegen sich dabei zwangsläufig, biege sie wieder nach unten. Einmal(!) kann man das machen. Zugegeben, das ist eine "quick 'n' dirty"-Methode
2. Versetze die Stellschwelle um ein Feld. Dort ist mehr "Fleisch", so dass man innen mit 0,6mm aufbohren kann und dann ein Stück Federstahldraht durchsteckt und anlötet. Der Federstahldraht von Sommerfeldt (097) lässt sich weichlöten, da er verkupfert ist. Nach dem Löten muss die Verbindung verputzt werden: dabei hilft, dass der Spurkranz konisch ist.
Weller hat eine Rechtsweiche H0 Typ G Weichen- und Herzstückwinkel 7°30' - Radius 1928,67mm Baulänge 329,45mm - aber ob das die gleiche Weiche ist kann ich Dir nicht sagen. Da verliere ich zu schnell den Überblick. LG, Axel
Zitat von michl080 im Beitrag #2[...] wie kriegst Du das Profil von den Kleineisen runter, ohne die Schwellen zu beschädigen?
Nun ja, an den Gleitplatten sind die Profile einfach loszubekommen (einfach auf der einen Seite die Kleineisen ausklipsen). Beim Rest der Weiche habe ich erst die Kleineisen der äußeren Seite ausgeklipst, indem ich die Schwellen entsprechend nach unten gezogen habe. Danach konnte ich dann die Profile durch kippen relativ gut herausfummeln. Klar werden manche Kleineisen etwas abgeknickt, aber wie Oliver schrieb, kann man das ganz gut zurückbiegen. Wenn durch einen Knubbel oder so das Profil an einer bestimmten Schwelle festsaß, habe ich diese Schwelle auf meiner Werkbank festgehalten und das Profil mit sachter Gewalt gelöst. Erwähnenswert ist noch, dass die Profile Kontaktlaschen haben, die unter der Schwelle umgebogen ist. Es ist an diesen Stellen einfacher, wenn man diese Laschen vorher gerade richtet. Ich habe das leider verdusselt und an diesen Stellen die Profile wie beschrieben herausgehebelt.
@Axel: Danke für den Tipp, aber die Weller-Weichen finde ich von den Kleineisen nicht so gut. Die Kleineisen von Tillig sind zwar auch nicht gerade der Hit, aber immerhin erfüllen sie ihre vorbildgerechte Funktion und halten die Schienen auf den Schwellen.
ach so! Leider scheint mir die Schwellenlage nicht zu stimmen. Die preußischen Weichen hatten doch keine Doppelschwellen, oder bin ich da falsch informiert? Aus diesem Grund kann ich ja auch aus der Not (nämlich dass Tillig keine Doppelschwellen hat) ohne große Mühe eine Tugend machen. Natürlich würde ich aber trotzdem gerne den Abstand der Schwellen mal überprüfen und ggbf. korrigieren.
ZitatSollte übrigens jemand den Schwellenplan (mit Schwellenlage) der preußischen Weiche EW-140-1:7 haben, wäre ich sehr dankbar, wenn er mir eine Kopie davon schicken könnte.
Hallo Robert, wäre die Seite "laenderbahn-forum.de" evtl. etwas für Dich? Zumindest gibt es dort Zeichnungen von preußischen Weichen zu finden, u.a. auch von einer Zeichnung einer Einfachen Weiche 1/7 Radius 140m rechts der Schienenform 6d ...
Bestätigen, dann auf "Oberbau" klicken und dort dann folgendes anklicken: Oberbauzeichnungen "Sammlung Joachim Schulz" (Absteckmasse, Skizzen & Zeichnungen Weichen Preussen) und sich umschauen ...
prima, ich habe die Zeichnung gefunden! Danke für den Tipp! Mal sehen, was man da vielleicht sonst noch so umbauen könnte...
Freundliche Grüße
Robert
P.S.: Worauf ich noch hinweisen wollte: Bei dieser meiner Weiche sind die inneren Kleineisen nicht repräsentativ, da sie früher mal testweise von mir dahingehend bearbeitet wurden, dass man auch mit Märklin-Radsätzen drüber kommt. Da hatte ich also diese "Knubbel", die die Schraubenmutter darstellen sollen, auf der Innenseite manchmal weggeschnitten.
ich habe oben noch ergänzt, wie ich das "Näherrücken" der Flügelschienen genau bewerkstelligt habe. Vor lauter Freude über meinen gelungenen Umbau hatte ich das ganz vergessen...
Ich habe den Weichenplan mit meiner Tillig Weiche verglichen und bin recht angenehm überrascht. Nach zwei Schwellen nach dem Ende der Flügelschienen hört im Plan die Weiche auf. Bis zu dieser Stelle hat die Tillig Weiche nur zwei Schwellen weniger. Bei der Vorbildweiche herrscht ein Schwellenabstand von 660mm vor, bei der Tillig-Weiche sind ca. 650mm realisiert. Ich werde die Schwellenanzahl korrigieren und versuchen, die unterschiedlichen Schwellenabstände nachzubilden. Dazu werde ich das Schwellenband unter der Weichen dort trennen, wo es nötig ist. Nur unter der Herzstückspitze und unter den Flügelschienen werde ich die Schwellenabstände nicht mehr ändern können, weil sich dort ja der Zweikomponenten-Kleber befindet. Da muss man also beim Umbau dran denken! (Auch das habe ich oben noch ergänzt.) Allerdings werde ich das alles erst beim Einbau der Weichen in die Anlage machen. Wenn ich die Weichen also festklebe. Ansonsten macht das ja keinen Sinn und würde nur dazu führen, dass die Schwellen machen würden, was sie wollen...
Jetzt bliebe noch das Problem, dass die preußische Weiche - wie ich erst durch den Plan erfahren habe - anscheinend Gelenkzungen besitzt. Wieso denn das?! Irgendwo habe ich aber doch gelesen, dass diese Weichen Federzungen hatten... Muss ich mal sehen, ob ich dazu noch etwas finde.
ZitatJetzt bliebe noch das Problem, dass die preußische Weiche - wie ich erst durch den Plan erfahren habe - anscheinend Gelenkzungen besitzt. Wieso denn das?! Irgendwo habe ich aber doch gelesen, dass diese Weichen Federzungen hatten... Muss ich mal sehen, ob ich dazu noch etwas finde.
ZitatZitat aus obiger Webseite: Bis etwa 1900 kannte man nur Gelenkzungen. Die einfachste Form des Gelenks findet man noch heute vereinzelt bei ganz alten Weichen - und bei den meisten Modellweichen: Die Zunge bewegt sich an ihrer Wurzel in Laschen, die am fortführenden Schienenprofil angebracht sind.
Die meisten heute noch vorhanden Gelenkzungen haben jedoch ein Drehgelenk unter der Zungenwurzel. Die Zunge hat dort einen Zapfen, der in einem Lager in der Zungenplatte ruht. Dieses Drehgelenk war eigentlich eine süddeutsche Konstruktion und wurde auch von der Reichsbahn übernommen. Die preußischen Weichen benutzten einen Drehstuhl, dies war praktisch die umgekehrte Lösung, die Zungenplatte hatte einen Zapfen, auf dem die Zunge saß. Der Vorteil dieser Lösung war, dass sich die Zunge leicht auswechseln ließ, der Nachteil, dass dies häufig nötig war, denn das an der Lagerstelle stark geschwächte Zungenprofil brach gerne. 1924 wurden im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (war alles schon mal da) sämtliche Drehstuhlzungen der Reichsbahn in den preußischen Weichen der Form 8a gegen Gelenkzungen ausgetauscht. Dennoch findet man Drehstuhlzungen noch häufig bei Privatbahnen, vor allem bei Weichen der Form 6a.
Erklärt nicht alles aber manches. Was willst Du eigentlich mit alten preußischen Weichen in Deinem "Büsum" in der Epoche 3 ?!? Könnte es sein das Du Dich gerne im Detail verlierst?! Soll aber keine böse Kritik sein ...
Die Oberbauvorschriften von 1939 sagen dazu (die dick gedruckten Stellen sind von mir so markiert worden):
Zitat(1) Neue Reichsbahnweichen sind zu verwenden: a) in Gleisen 1. Ordnung, b) in von Reisezügen befahrenen Hauptgleisen 2. Ordnung, wenn die durchgehenden Hauptgleise der zugehörigen Strecke der 1. Ordnung angehören. c) in den übrigen Gleisen 2. Ordnung, wenn es sich um unmittelbare Gleisverbindungen zwischen diesen und den Gleisen 1. Ordnung handelt, d) als Hauptverteilungsweichen am Berg in den Ablaufanlagen großer Verschiebebahnhöfe, wenn sie mit mindestens 500 Wagen/Tag belastet sind, e) in durchgehenden Hauptgleisen 2. Ordnung mit Genehmigung des Reichsverkehrsministeriums, wenn mit der Verwendung neuer Reichsbahnweichen bestimmter Bauart betrieblich wichtige Vorteile verbunden sind, die mit den vorhandenen aufgearbeiteten Weichen nicht erzielt werden können. [...] (10) In allen anderen Fällen sind Weichen mit 190 m Halbmesser zu verwenden. Steilweichen und Doppelweichen sind nur zu verwenden, wenn der gleiche Zweck mit Regelweichen nicht annähernd zu erreichen ist. In durchgehenden Hauptgleisen sind sie zu vermeiden. [...] (14) Federzungenweichen sind oberbautechnisch den Gelenkzungenweichen vorzuziehen. Sie sind deshalb überall dort einzubauen, wo sicherungstechnisch keine Hinderungsgründe bestehen.
Also! Der einzige "Fehler" wäre danach die eine Weiche zwischen Gleis 2 und 3, also eine Verbindung zwischen einem Gleis 1. Ordnung und einem Gleis 2. Ordnung. Aber da diese Weiche nur mit dem geraden Strang dem Gleis 1. Ordnung angehört und auf dem abzweigenden Strang dieser Weiche keine Zugfahrten stattfanden, hat die Bahn sich entschlossen, erstmal dringendere Projekte anzupacken. Es war ja nicht Geld im Überfluss vorhanden. Außerdem hatten die alten preußischen Länderbahnweichen Federzungen, weil sie aufgearbeitet wurden. Wie findest Du das?
Freundliche Grüße
Robert
P.S.: Als (angehender?) Modellbauer muss man ins Detail gehen können. Natürlich darf man dabei aber nicht die Übersicht verlieren.
nach einigen aufklärenden Videos von Lutz K in "projetke.lokbahnhof.de" (Link) bin ich nochmal an meine Weiche rangegangen und habe die Radlenker auch noch etwas näher an die Schiene gesetzt. Der Abstand Radlenker-Schiene beträgt jetzt ebenfalls ca. 1,1mm. Vor allem beim Kleben ist das Justieren eine ganz schöne Ackerei: Justieren - messen - mit Nem-Radsatz drüber (damit die später dort nicht stehen bleiben) - justieren - messen - mit Nem-Radsatz rüber usw.
Aber der Reihe nach:
Die Radlenker kann man einfach rausschieben. Die Kleineisen zwischen dem Radlenker und der Schiene müssen bis auf die beiden an den Enden komplett geopfert werden. Bei denen an den Enden kann man ein Stückchen für die Schiene stehen lassen. Die Radlenker werden dann ebenfalls mit Zweikomponentenkleber geklebt.
Wenn der Kleber trocken ist, werde ich die Weiche dann noch ein wenig "hübsch" machen. D.h., ich werde kleine Verletzungen in den Profilen ausbügeln, alle Kleineisen richten und überflüssigen Kleber (mit dem Winkelschleifer ) entfernen.
H0-Modellbahnforum.de - das Forum mit der Forumbahn!
»
Modellbahn - Planung, Bau und Betrieb
»
Anlagenbau
»
Umbau Tillig EW 3
Thema drucken
23.08.2015 21:30 (zuletzt bearbeitet: 24.08.2015 20:47)
Antworten
Natürlich würde ich aber trotzdem gerne den Abstand der Schwellen mal überprüfen und ggbf. korrigieren.
Danke für den Tipp!
