ich bin mittlerweile vom Weinert Mein Gleis überzeugt, habe aber noch ein paar Weichen von Tillig bei mir liegen. Da ich den Weichenantrieb von Tillig nicht besonders gut finde, kann ich hier auch den Antrieb von Weinert für meine Tillig Weichen nehmen?
der Servo-Antrieb von Weinert ist nicht nur mit dem meinGleis kompatibel. Die Bohrschablone aus Kunststoff, die ich im Beitrag #179 dieses Threads verwendet habe, hat auch Markierungen für andere Baugrößen und Spurweiten. Da sich die genaue Position des Antriebs bei Benutzung der Bohrschablone am Stelldraht orientiert, sollte das auch mit den Tillig-Weichen klappen.
Weinert hat eine zweiseitige Doppelweiche 49-190-1:6,6r-1:6,6l angekündigt, "Modellbahnerdeutsch: Drei-Wege-Weiche". Die sollte ja zu den anderen 49-190-1:6,6 passen (Artikelnummern 74661 & 74662).
Und die Kreuzungen wurden im Februar auch ausgeliefert.
Ich hatte die Gelegenheit, die Kreuzungen einmal näher zu betrachten. Insgesamt gibt es vier verschiedene Versionen mit Kreuzungswinkeln von 6,3°, 8,6°, 12,6° und 17,2° und den entsprechenden Längen von 470 mm, 341 mm, 242 mm und 175 mm. Wie auch bei den Weichen des Systems sind hier Holzschwellen mit Oberbau K nachgebildet, bei dem auf der Innenseite die Schraubenköpfe nicht nachgebildet wurden, um auch die nach NEM 310 maximal zulässigen Spurkranzhöhen von 1,2 mm durchzuleiten. Die aktualisierten Planungsbögen gibt es in gewohnter Form als PDF auf der Website zum »mein Gleis«: https://www.mein-gleis.de
Wie kommt es nun zu diesen vier verschiedenen Kreuzungswinkeln? Im Gleisprogramm gibt es derzeit insgesamt vier verschieden Grundformen für einfache Weichen, die einmal den Abzweigwinkel 6,3° (EW 49–190¬1:9) und in drei anderen Fällen den Abzweigwinkel 8,6° besitzen. Die DKW gibt es ebenfalls mit 6,3° und 8,6°. Die beiden längeren Kreuzungen entsprechen also den Winkeln die beiden DKW sowie der einfachen Weichen. Sie lassen das Kreuzen von Parallelgleisen ohne Anstückeln oder Einfügen von weiteren Bogenstücken zu. Die beiden kürzeren bzw. steileren Kreuzungen weisen jeweils den doppelten Winkel der längeren Varianten auf. Damit lassen sich doppelte Gleisverbindungen herstellen, bei denen sich die beiden Gleisverbindungen in der Mitte kreuzen – jeweils für Gleisverbindungen mit Abzweigwinkeln von 6,3° bzw. 8,6°. »Out oft he box« benötigen diese einen größeren Parallelgleisabstand als den beim Vorbild üblichen Mindestabstand von 4,50 m (52 mm im Modell) im Bahnhofsbereich.
Ich habe mir die entsprechenden Gleise aus dem Planungsbogen mal in Photoshop geladen, um einmal den langen »Hosenträger« mit den maßstäblichen Weichen 190–1:9 und 6,3° Abzweigwinkel sowie der Kreuzung mit 12,6° und dann die kurze Verbindung mit den kurzen Weichen und 8,6° Abzweigwinkel sowie der Kreuzung mit 17,2° zusammenzupuzzeln. Der Gleisabstand, der dabei herauskommt, ist mit herausgemessenen knapp 78 mm in beiden Versionen etwa gleich. Die Länge ist jedoch ziemlich unterschiedlich, denn die maßstäbliche Verbindung braucht fast einen Meter Platz (986 mm), während sich die kurze auf etwa 695 mm herstellen lässt. Nach Auskunft von Weinert wird es keine noch kürzeren Versionen der Kreuzungen geben, da sich die einzelnen Schienenstücke dann nicht mehr hinreichend im Schwellenband fixieren lassen. Ich überlege noch, wo man vielleicht die eine oder andere Schwelle kürzen könnte, um den Gleisabstand noch etwas zu reduzieren, und melde mich vielleicht später nochmal dazu.
Die häufigste Verwendung einer solchen doppelten Gleisverbindung im Modell wird aber sicherlich in Kombination mit einem Bahnsteig sein. Als zweiseitiger Bahnsteig sollte hier der Gleisabstand bei mindestens 9 m (10,3 cm im Modell) betragen, was mit den Weinert-Gleisen problemlos herstellbar ist.
Nach so viel Vorrede sollen nun ein paar Fotos mit meinen Eindrücken folgen. Ich konnte dank der freundlichen Unterstützung von Frank Tümmeler (schmalspurbedarf.de) die drei kürzeren der vier erhältlichen Kreuzungen genauer ansehen. Hier sind sie in ihren Verpackungen, die im Fall der Kreuzung mit 8,6° dem der längeren Weichen entspricht, während die beiden kürzeren Kreuzungen in der Klarsichtverpackung der kurzen Weichen daherkommen.
Die lange Kreuzung 1:9 (6,3°) entspricht im Wesentlichen der maßstäblichen DKW 1:9 und weist ebenso eine mechanische Herzstückführung auf. Diese Kreuzung lag mir leider nicht vor, aber ich verweise in Bezug auf die Funktionalität auf meinen Beitrag #475 vom 05.07.2020 in diesem Thread: https://www.h0-modellbahnforum.de/t321561f54854-Weinert-Modellbau-mein-Gleis-23.html#msg3864348
Zunächst möchte ich hier die beiden steileren Kreuzungen zeigen. Wie bei den Weichen üblich sind hier insgesamt vier Drähte für die wechselnde Polarisierung der Herzstücke zu sehen. Die Schwellenlage ist sehr ähnlich mit jeweils zwei Doppelschwellen neben den inneren Doppelherzstücken. Während die äußeren Radlenker aus Kunststoff sind, bestehen die inneren, geknickten Radlenker aus Messingguss.
Hier die Kreuzung 12,6° nochmal in Gänze
Und nun die beiden inneren Bereiche der kurzen Kreuzungen im Vergleich. Man kann gut erkennen, dass mit der Zunahme des Kreuzungswinkels auch die Lücke im Doppelherzstück zwischen den Herzstückspitzen und dem Knickpunkt des inneren Radlenkers kürzer wird.
Nun folgt ein erster Test mit der 12,6°-Kreuzung. Da hier die Herzstücklücke größer ist als bei der steileren 17,2°-Kreuzung wollte ich schauen, wie sich unterschiedliche Radsätze beim Überfahren des Doppelherzstücks verhalten. Zunächst kam der aus früheren Tests bekannte Speichenradsatz des Om Breslau von Fleischmann zum Einsatz. Der liegt mit einem Radsatzinnenmaß von 14,2 mm und einer Spurkranzhöhe von 1,3 mm knapp über der aktuellen NEM 310. Hier gibt es aber weder ein Auflaufen des Spurkranzes auf den Kleineisen noch ein Klemmen im Doppelherzstück zu verzeichnen. Aufgrund der großen, aber normgerechten Radbreite von 2,9 mm gibt es auch keinerlei Einsinken in die Lücke, da das Rad immer auf einem Stück Schiene aufliegt.
Auch der Radsatz von Weinert mit Radprofil nach RP 25 macht erwartungsgemäß keine Probleme. Sein Radsatzinnenmaß beträgt 14,4 mm, die Spurkranzhöhe 0,7 mm und die Radbreite ist mit 2,6 mm schon etwas schmaler als beim Fleischmann-Radsatz. Die reicht aber aus, um die Rille mit einer Breite von 1,2 mm im wahrsten Sinne des Wortes zu überbrücken.
Die größte Herausforderung für die Lücken in den Doppelherzstücken sind die Finescale-Radsätze mit ihren 2,2 mm breiten (schmalen) Radbreiten. Der Radsatz hat dabei so viel Spiel im Gleis, dass die Überdeckung der 1,2 mm breiten Rille am Herzstück nicht immer vollständig gegeben ist und es zu einem leichten Einsinken kommen kann. Auf dem Foto habe ich diese Situation provoziert, doch ist dieses Einsinken minimal und der Lauf über das Herzstück insgesamt harmonisch.
Als Überleitung zur dritten Kreuzung möchte ich hier einen Blick auf die Unterseite aller drei Versionen zeigen.
Kommen wir nun zu flachsten Kreuzung, die ich getestet habe. Die Kreuzung 1:6,6 mit 8,6° Kreuzungswinkel. Sie entspricht in ihrer Geometrie der ersten DKW, die Rolf Weinert entwickelt hat. Sie ist gegenüber der maßstäblichen Kreuzung 1:9 etwas verkürzt und passt zu den ebenfalls kurzen Weichen mit 1450 mm Abzweigeradius. Hier ist sie im Vergleich mit der DKW zu sehen. Die Schwellenlage mit insgesamt sieben Doppelschwellen ist ziemlich ähnlich zur DKW.
Durch den flachen Winkel ergeben sich beim Zusammenstecken allerdings etwas Konflikte mit den Schwellenlängen. Wie auf dem folgenden Foto zu sehen ist, müssten bei der Kombination von Weichen/Kreuzungen mit 8,6° die ersten durchgehenden Langschwellen etwas gekürzt werden, damit die Schienen fluchten.
Bei den doppelten Gleisverbindungen oder in Kombination mit der steilen Kreuzung mit 17,2° ist kein Kürzen von Schwellen notwendig.
Beim genaueren Blick auf den Bereich mit den inneren Doppelherzstücken wird deutlich, dass der Abstand zwischen der jeweiligen Herzstückspitze und dem Knickpunkt des Radlenkers in der Mitte deutlich größer ist als bei den steileren/kürzeren Kreuzungen. Damit steigt die Gefahr, dass ein Radsatz nicht sauber durch diesen Bereich geführt wird. Ich hatte im Beitrag #158 einmal etwas zu den Herausforderungen der Spurführung in DKW im Vorbild und auch im Modell geschrieben, das hier auch passt: https://www.h0-modellbahnforum.de/t321561f54854-Weinert-Modellbau-mein-Gleis-7.html#msg3716838
Hier ist zu beachten, dass diese Kreuzung explizit für Radsätze bzw. Radprofile nach NEM 310 und RP 25 bestimmt ist. Das Radsatzinnenmaß soll 14,3 bis 14,6 mm betragen. Es gibt hier keine verschiedenen Versionen für »NEM/RP 25« und »Finescale« (2,2 mm breite Radscheiben bei 14,6 mm Radsatzinnenmaß) so wie sie für die verkürzte DKW angeboten werden.
Auch hier habe ich wieder meine drei Testwagen mit den oben bereits benannten Radsätzen durch die Kreuzung geschoben. Der Fleischmann-Radsatz mit 14,2 mm Radsatzinnenmaß überbrückt mit seinen breiten Radreifen die 1,2 mm breite Rille und liegt immer auf den Schienen auf. Ich habe nur eine leichte Hemmung beim Durchfahren gespürt, die vom eigentlich zu engen Radsatzinnenmaß herrührt. Ein echtes Klemmen oder Aufklettern konnte ich bei der getesteten Kreuzung nicht feststellen. Ich würde aber empfehlen, die Radsätze sauber auf 14,4 mm Radsatzinnenmaß einzustellen, so dass die sichere Spurführung immer gewährleistet ist.
Der Weinert-Radsatz mit 2,6 mm breiten Radscheiben und einem Radsatzinnenmaß wird erwartungsgemäß so sauber geführt, dass er stets eine Schienenauflage erfährt und nirgends klemmt.
Bei den 2,2 mm schmalen Finescale-Radscheiben sieht es an der Herzstückspitze etwas anders aus. Hier ist zu erkennen, dass das Rad leicht in die Lücke eintaucht, sobald es die Spitze verlassen hat, weil die Breite nicht so groß ist, dass der äußere Rand der Radscheibe schon auf der Flügelschiene läuft. Nach kurzem Weg klettert das Rad dann aber auf die äußere Schiene hinauf, so dass sich in der Bewegung nur ein sehr geringes Einnicken feststellen lässt
Aus spitzem Winkel betrachtet lässt sich kaum eine Lücke zwischen dem äußeren Rand der Radscheibe und dem Schienenkopf feststellen, so dass dieses Einnicken tatsächlich nur wenige zehntel oder hundertstel Millimeter beträgt.
Entscheidender für die Spurführung ist bei den schmalen Rädern aber die Gefahr, dass der Radsatz auf der falschen Seite der Herzstückspitze vom kreuzenden Gleis in eine imaginäre Abzweigung läuft, was eine Entgleisung zur Folge hätte. Das könnte theoretisch dann passieren, wenn beim Durchfahren der Lücke eine seitliche Kraft auf den Radsatz einwirkt. Ich habe durch mehrfaches Hin- und Herschieben des Wagens versucht, eine solche Situation herbeizuführen, aber ein echtes Entgleisen ist mir nicht gelungen. Auf dem folgenden Foto konnte ich zumindest das Anprallen des Spurkranzes auf die Herzstückspitze nachstellen, was dann einen Fehllauf in die falsche Richtung (rechts am Herzstück vorbei) zur Folge haben könnte. In der Praxis sehe ich diese Gefahr allerdings sehr gering, denn die Fahrten durch die Kreuzung selbst sind in dem Bereich immer gerade. Seitliche Kräfte könnten durch einen anschließenden Bogen (oder Weiche) auf einen Wagen einwirken, doch durch die Länge der Kreuzung sollten sich auch längere Zweiachser immer vollständig im geraden Gleis vor den inneren Herzstückspitzen befinden.
Ein Radsatz nach NEM mit 14,4 mm Radsatzinnenmaß wird in der Lücke schnell genug wieder »eingefangen«, so dass er seitlich nicht so weit ausweichen kann, um auf der falschen Seite am Herzstück vorbeizurollen, wie hier zu sehen ist.
Insgesamt finde ich diese wie auch die beiden kürzeren Kreuzungen genauso betriebssicher wie die Weichen für das »mein Gleis«. Präzision und Qualität sprechen neben der Detaillierung von Schwellen, Kleineisen und Radlenkern für sich. Durch die Auswahl von vier verschiedenen Kreuzungswinkeln lassen sich komplexe Weichenstraßen in Kombination mit den zwei unterschiedlichen Abzweigwinkeln der bisherigen Weichen sehr gut nachbilden. Damit ist das Gleissystem auf einen Schlag und in kluger Weise sinnvoll erweitert worden.
Ich hoffe, dass die Kreuzungen genauso erfolgreich sein werden wie die Weichen. Ihre Fertigung ist nicht weniger aufwändig als die von Doppelkreuzungsweichen oder einfachen Weichen, daher möchte ich auch gern nochmal auf die oben verlinkte Dokumentation eines Firmenbesuchs bei Weinert Modellbau hinweisen.
da bislang alle meine Bilder hier im Forum von Abload gehostet wurden, musste ich diese nun wegen des bevorstehenden Endes des Dienstes alle Bilder woanders hin transferieren und sämtliche Verlinkungen entsprechend anpassen. Da mir sehr viel daran liegt, dass dieser Thread in Gänze verständlich bleibt, habe ich mir in den letzten Wochen die Mühe gegeben, alle Bilder hier in das persönliche Fotoalbum zu laden und die Bilderlinks einzeln im Code neu zu setzen. Da Abload wie auch viele andere Dienste die ursprünglichen Dateinamen mit eigenen Suffixen ergänzt, war das eine ziemliche Fummelei. Ich hoffe, dass ich nun alle Bilder in diesem Thread richtig verlinkt habe. Sollte Euch irgendwo ein Fehler auffallen, so schreibt mir gerne eine Nachricht.
ganz herzlichen Dank für deinen prima Bericht und die Bilder.
Die dürfen auch nicht verloren gehen!
Das Thema Radreifenbreite und Herzstücklücke(n) beschäftigt mich auch schon länger.
Viele Grüße Bernhard ------------------------------------------------ Spurweite: H0 analog oder digital "AC" und "DC", N-Spur, Epoche +/- IIIb, DB, SBB, BLS, ÖBB, SNCF, FS, ESU ECoS I + II, ESU-Programmer, ESU-Prüfstand, Roco-Multimaus, Digital 2-Leiter, Decoder: ESU, Lenz, D&H, Zimo, Märklin, Sounddecoder, TrainController 8 Gold, Wintrack 16 ...
Weinert hat die beidseitigen Doppelweichen 74630 und 74631 mit der Länge von Länge 476 mm ausgeliefert. Die beiden kurzen Doppelweichen sollen auch schon in der Produktion sein.
Hallo, kurze Doppelweiche? Wo finde ich Informatione darüber? Ich hab auf der Weinertseite bis dato nur die lange gesehen. Das wären ja tolle Neuigkeiten! Gibt es eigentlich Seitens Weinert die Idee eine EKW? Grundsätzlich finde ich es toll wie schnell das Portfolio gerade wächst. Weiter so!
Grammatik und Orthografie in diesem Beitrag sind frei erfunden. Jedwede Ähnlichkeit mit bestehenden Grammatik- oder Orthografieregeln wäre Zufällig und ist nicht beabsichtigt.
vielen Dank für die Informationen über die kurze und kürzere Doppelweiche. Gibt es eventuell auch Vorbereitungen für eine Doppelweiche nach dem Schema 74930/31?
der Artikelnummerverteilung nach wäre eine eine 74930 eine Doppelweiche entsprechend den großen 1:9er-Weichen mit geradem Herzstück -analog zu der rechten 1:9er Weiche 74902.
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RE: Weinert Modellbau »mein Gleis«
11.04.2024 00:03 (zuletzt bearbeitet: 23.06.2024 11:32)
