Zu meinem planerischen Lieblingsthema 'Kleine Endbahnhöfe' habe ich eine kleine Frage, die ich mir selber nicht beantworten kann.
gab es auf kleineren Endbahnhöfe (w.m. Nebenstrecken) auch bei den Personenzügen grössere Rangiermanöver - und wenn ja, warum und in welchem Umfang darf man sich das vorstellen?
Der Hintergrund meiner Frage ist die allgegenwärtige Bemühung, bei Endbahnhöfen möglichst interessante Rangieraufgaben für Güterwagen vorzusehen - man baut Ladestrassen, Güterschuppen, Kopframpen usw. und überlegt sich auch wer wo welches Gut empfängt oder versendet und welches Volumen resp. wieviele Wagenladungen dadurch entstehen.
Natürlich können ganze Zugskompositionen als Zusatzzüge eingesetzt werden (z.B. Schülerzüge, Arbeiterzüge etc.) - aber ich frage mich eher, ob man einzelne Wagen aus dem Verband genommen hat und zwischenzeitlich vor Ort behandelte - oder auch einem anderen Zug wieder mitgab?
Mir ist durchaus bewusst, dass die Ausbeute vermutlich eher gering sein wird - aber vielleicht schlummern ja irgendwo ungeahnte betriebliche Möglichkeiten mit Personenwagen - auf möglichst kleinem Raum notabene?
Also ... was mir einfällt (das Meiste hast Du eh gesagt):
* Züge verstärken oder schwächen ... etwa morgens Pendler-/Schülerzüge mit vielen Wagen, vormittags weniger Wagen, mittags wieder mehr (Schüler und Schichtwechsel), nachmittags wieder weniger, dann abends wieder Pendlerzüge, ... auch nett mit Triebwagen, wenn kein Steuerwagen dabei ist oder an die "normale Garnitur" mit Bei- und Steuerwagen noch mehr Wagen angehängt werden müssen.
* Kurswagen, die im Bahnhof auf einen anderen Zug übergehen (eher bei einer Spitzkehre als bei einem Endbahnhof) ... oder ggf. Kurswagen die im Endbahnhof ankommen und erst am nächsten Tag o.ä. wieder zurückfahren ... etwa Verkehr zu Kurorten, Badeorten oder Wagen für Gastarbeiter (für meine norddeutsche Privatbahn ist z.B. ein Kurswagen der FS eingeplant, um an Wochenenden die "zwei kleinen Italiener" in Richtung Alpen zu befördern ... der geht am imaginären Anschlußbahnhof dann auf einen Eilzug der DB über und hangelt sich dann als Kurswagen weiter nach Roma Termini) ... ist natürlich eher Epoche III ...
* Spezialisierung des obigen: Hafenbahnhof, mit Wagen, die auf eine Fähre übergehen (ist dannn kein wirklicher Endbahnhof mehr ...)
* Was Besonderes, vielleicht aber eher Unbeliebtes: Personenwagen für Militärtransporte (wenn im Endbahnhof z.B. eine Kompanie ihre Fahrzeuge verläd) oder Wagen der Aliierten, die in bestimmten Zügen oder zu bestimmten Anlässen mitlaufen.
* Zwar nicht direkt Personenwagen: Bei größerem Aufkommen (etwa gepaart mit Kurort, Badeort, eventuell Ort an der Küste mit Fährverbindung) Postwagen, die Zügen beigegeben werden.
Bei Endbahnhöfen vom Typ Gefrees eben dass der Zug mit dem Personenwagen and er Spitze zuerst an den Bahnsteig vorfährt und dann zurückdrückt um die Lok ans andere Ende zu bringen. Dann wird der letze Wagen (Personenwagen) zurück an den Bahnsteig gedrückt und wird nachdem der Güterteil neu gebildet wurde hinten dran gehängt. So war zumindest der Baluf in Billigheim, das dürfte aber andernorts nicht viel andes gewesen sein.
Dann würde mir noch Gräfenberg einfallen. Das ist ja quasi der Endpunkt von zwei Bahnlinien. Einmal nach Nürnberg und einmal nach Erlangen. Wagen gingen vond er einen auf die andere Strecke über oder wurden dort abgestellt. Deshalb hatte der Bahnhof relativ viele Abstellgleise.
ZitatKurswagen, die im Bahnhof auf einen anderen Zug übergehen (eher bei einer Spitzkehre als bei einem Endbahnhof) ... oder ggf. Kurswagen die im Endbahnhof ankommen und erst am nächsten Tag o.ä. wieder zurückfahren ... etwa Verkehr zu Kurorten...
Ein auch typisches Beispiel ist der Bahnhof Rennsteig, der für die "Hauptbahn" Spitzkehre und für die Kleinbahn End- bzw. Übergangsbahnhof war. Auf der Kleinbahn selbst waren nur einige wenige Personenwagen beheimatet. Von der Hauptbahn (die ja auch eine Nebenbahn war) gingen häufig Wagen im Urlauberverkehr auf die Kleinbahn über. Selbst Schnellzüge mit drei Vierachsern hat es so auf die Kleinbahn verschlagen.
Weiterhin fällt mir noch die Eibenstocker Steilrampe ein. Wegen der Steilstrecke waren nur begrenzte Zuglasten von max. 135 t zugelassen. Alle Züge verkehrten i.d.R. als GmP. Da wurde oft der Reisezugwagenanteil im Train verringert, um Güterwagen mitnehmen zu können. Wegen der besonderen Gleisplan-Situationen waren sowohl im unteren als auch oberen Bahnhof umfangreiche Rangierarbeiten nötig.
Herr Seitz hat im HiFo bei DSO einige interessante Bildbeiträge dazu eingestellt. Teil 1 Teil 2 Teil 3
Interessante Fragestellung. Mir würde einfallen das man gelegentlich Personenwagen reinigen muß. Warum nicht mal die Wagen (oder den Wagen) deswegen an die Ladestraße oder an die Seitenrampe rangieren wenn die Reinigung aufwändiger ausfällt (dort kann der Dreck dann besser entsorgt werden als am Bahnsteig) ?! Dreckspatzen solls auch gelegentlich in früheren zeiten gegeben haben.
Wenn die Personenwagen mit Kohleöfen geheizt werden wäre vostellbar die Wagen (wenn es nur wenige sind) zum Kohlebansen des Bahnhofs zu ziehen. In der Realität hat man das aber wohl eher per Pedes getan, denke ich.
Zu Eibenstock fällt mir noch der Gleisplan ein den ich mal hier gesehen habe. Dann kann man sich die Rangiermanöver noch besser vorstellen zu den tollen Bildern.
Kurswagen und Wagenübergang von Privat <--> Staatsbahn waren schon genannt. Gräfenberg ist auch ein schönes Beispiel, es gab mal einen Artikel in der MIBA, ist allerdings schon ewig her (80er Jahre glaub ich), darin gabs auch einen Umlaufplan für die Reisezugwagengarnituren.
Aber ansonsten denke ich: Je kleiner der Bahnhof, desto weniger auffällige Rangiermanöver mit Personenwagen wurden gemacht.
Die unterschiedlichen Begründungen sind allesamt höchst interessant und lassen sich ohne direkte Darstellung nachbilden - egal ob übernachtende Kurswagen, Endpunkt zweier (bereits vor dem Endbahnhof vereinigter) Linien, Schwächung aufgrund der Höchstlast, Wagenreinigung...
Zu den Postwagen, die Harald in die Runde geworfen hat, noch eine Frage: wo entladen? Ladestrasse oder Güterschuppen?
PS: Der Hintergrund für meine Fragerei ist ein sehr interessantes Gespräch mit unserem Betriebsplaner in Schaffhausen, der mir ein wenig 'von früher' (80er Jahre) erzählt hat. Damals wurden diverse internationale Reisezüge im Bahnhof gebildet resp. aufgelöst; unter anderem auch aufgrund des Traktionswechsels (Singen - Schaffhausen war damals noch nicht elektrifiziert, manche Reisezüge wurden mit 218er in DT nach RSCF gebracht, wo dann eine Re 4/4II übernahm und beim Beistellen gleich noch zwei, drei Inlandswagen mitbrachte. Das ist natürlich für den Modellbahner viel interessanter als das relativ sterile Hin- und Her der fixen Pendelzüge mit Lok und Steuerwagen resp. Triebzüge. Auch Gepäck- und Postwagen mussten damals zu- und weg gestellt werden.
Da habe ich mir gedacht - aber hallo, das würde auch in einem Endbahnhöfchen doch etwas mehr Leben bringen!
ZitatGepostet von markstutz Zu den Postwagen, die Harald in die Runde geworfen hat, noch eine Frage: wo entladen? Ladestrasse oder Güterschuppen?
Bahnsteig?
Ich meine Bilder gesehen zu haben, wo entweder ein Postauto am Hausbahnsteig vorgefahren ist oder man mit einem entsprechenden Karren Postsäcke an den Postwagen gebracht hat (und anders herum).
Ich kenne das auch nur so, dass die Post auf Unterwegshalten direkt am Bahnsteig verladen hat. Ladestraße oder Güterschuppen waren, falls es das überhaupt gab, sicher die Ausnahme. Tante Edith wünschte eine Komma-Korrektur
[ Editiert von Nebenbahner aus Sachsen am 01.01.11 21:37 ]
ZitatGepostet von markstutz Zu den Postwagen, die Harald in die Runde geworfen hat, noch eine Frage: wo entladen? Ladestrasse oder Güterschuppen?
Bahnsteig?
Ich meine Bilder gesehen zu haben, wo entweder ein Postauto am Hausbahnsteig vorgefahren ist oder man mit einem entsprechenden Karren Postsäcke an den Postwagen gebracht hat (und anders herum).
Schönen Berchtholdstag allerseits!
Grundsätzlich schon klar, dass man das möglichst rasch und direkt aus dem Zugverband heraus lösen will. Ich habe die Frage nur deshalb aufgeworfen (und mich dabei nicht klar genug ausgedrückt), weil Harald die Postwagen im Zusammenhang mit Rangierbewegungen auf einem Endbahnhof erwähnt hat. Daraus habe ich dann geschlossen, dass man den Postwagen vom ankommenden Zug wegrangiert und irgendwo hinstellt. Aber klar - man kann den Wagen erst auch mal durch die Postbeamten leeren lassen und dann rangieren...
Dank auch an Micha für die Bilder! Ich werde mir wohl den PwPosti34 von Lenz beschaffen müssen, damit solche Szenen irgendwann einmal auf meiner Anlage nachstellbar werden...
Mir ging es eher darum, daß ein Postwagen bei einer Nebenbahn sicher nicht dauernd am Zug war. Eine Zugkomposition aus Packwagen und 1. und 2. Klasse-Wagen wird da ja den ganzen Tag hin und her gefahren sein (oder mehrere), aber es wird nicht immer ein Postwagen am Zug gewesen sein - vielleicht nur morgens ... dann müßte man den Wagen natürlich irgendwann vom Zug nehmen und somit rangieren.
Mir sind die nicht mehr ganz so weissen Wagen der Pendelzüge heute Morgen aufgefallen - wegen den tiefen Temperaturen dürfen die im Moment nicht gewaschen werden. Sonst gefriert das Wasser zwischen den Gummilippen der Türen und dann ist nix mehr mit Ein- und Aussteigen.
Könnte man auf einem Abstellgleis eine Waschmöglichkeit für Reisezugwagen installieren, ohne gleich total 'oversized' zu wirken? Ich stelle mir das ziemlich interessant vor, vor allem wenn jeweils nur ein oder zwei Wagen dort Platz finden. Dann muss nämlich der Zugverband wirklich aufgelöst und neu zusammengesetzt (und nicht nur ein Wagen an- oder abgekuppelt ) werden.
ZitatGepostet von markstutz Könnte man auf einem Abstellgleis eine Waschmöglichkeit für Reisezugwagen installieren, ohne gleich total 'oversized' zu wirken? Ich stelle mir das ziemlich interessant vor, vor allem wenn jeweils nur ein oder zwei Wagen dort Platz finden. Dann muss nämlich der Zugverband wirklich aufgelöst und neu zusammengesetzt (und nicht nur ein Wagen an- oder abgekuppelt ) werden.
Meines erachtens wäre das aber nun wirklich des Guten viel zu viel und damit wirklich total 'oversized'.
Weiter oben hatte ich ja schon die Rampe oder Ladestraße für solche Reinigungsarbeiten angedacht. Mit Eimer, warmen Wasser und (langem) Besen dürfte die Aussenreinigung dort sehr gut gelingen, wenn das mal nötig war.
Immer vorausgesetzt Du bewegst Dich noch gedanklich in einem kleinen Endbahnhof aus früheren Zeiten, wie in der Ausgangsfrage von Dir beschrieben. Wenn Deine Gedanken sich allerdings in die Neuzeit, in einen mittlerweile S-Bahn oder Überlandstaßenbahnähnlichen Betrieb bzw. Bahnhof bewegt haben sollten wäre es vielleicht angemessen. Ansonsten ist solch eine Anlage nur was für größere Bahnhöfe mit einem entsprechenden Bedarf an Reisezugwagen.
Ich habe zufälligerweise gestern Abend die DVD 'Dampf hinter dem eiserner Vorhang, Teil II' angeschaut. Da waren im Endbahnhof Crottendorf (Erzgebirge) sehr umfangreiche Rangiermanöver mit Güterwagen, aber auch mit den Personenwagengarnitur vom GmP mit BR 86 1001 zu sehen. Ich glaube den GmP dürfte deine Bedürfnisse voll entsprechen. Wegen Reinigungsanlagen habe ich mal gelesen das es im Kleinbahnhof Göttingen der Gartetalbahn eine Reinigungsanlage / Desinfektionsanlage gab für Wagen die im Viehtransport verwendet wurden. Die war richtig klein. Allerdings sind gedeckte Güterwagen natürlich keine Personenwagen.
Natürlich ist auch eine Wagen-Desinfektionsanlage interessant, v.a. weil man auch Leerwagen zu- und wieder abführen kann.
Vielleicht kann man einen zweiständigen Lokschuppen auch nur noch einfach für die übernachtende Lok nutzen und auf den zweiten Gleis einen Personenwagen revidieren lassen? Immerhin gehört der alte Schlosser seit Menschengedenken zur Eisenbahn und entlassen kann/will ihn niemand, da Beamter und ein wandeldes Lexikon, was seine Lok angeht
Wobei natürlich Vieh- und Kühlwagen (etwa für Milch) auch gerne mal (bei Kleinbahnen, aber auch bei Nebenbahnen der DB un vermutlich auch DR) an einen schnelleren Personenzug gehängt wurden ... oder eben an einen Triebwagen. Zumindest beim Triebwagen müssen ja dann auch die Fahrgäste "mit rangieren" ...
ZitatGepostet von cauchy ... oder eben an einen Triebwagen. Zumindest beim Triebwagen müssen ja dann auch die Fahrgäste "mit rangieren" ...
Was einem als beobachtender Mitfahrgast mit Hobbyambitionen durchaus viel Spaß gemacht hat, wie ich noch selber auf der Schmalspurbahn Amstetten - Laichingen erleben durfte ...
Was aber die Reinigung von Personenwagen angeht, so schliesse ich mich der Aussage von Klaus an, auch mir erscheint das etwas zu viel zu sein. Ich habe zumindest in meinem kleinen "Archiv" noch keine solche Anlage für Personenwagen in einem kleinen Endbahnhof älterer Prägung entdecken können. Was ganz anderes ist es natürlich mit den Personenwagen in einem GmP Rangiermanöver wie in Crottendorf oder Eibenstock durchzuführen.
Hier noch einige Bilder zum Thema Reinigung von Personenwagen die ich auf www.eisenbahnstiftung.de entdeckte. Eine sehenswerte Sammlung von alten Fotos!
... und den Wasseranschluß incl. Kurzschlußsicherung bitte nicht vergessen.
Dann könnte man seine Wagen nach Herzenlust original verdrecken lassen und würde sie auf seiner Anlage reinigen lassen können. Ein ganz neues Beschäftigungs- und Betätigungsfeld für unseren Mark, der ja vom sonstigen Rangiergeschäft mit Güterwagen und dem "normalen Betrieb" schon recht gelangweilt scheint ...
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Rangiermanöver mit Personenwagen im Endbahnhof?
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01.01.2011 10:15
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