vor ein paar Monaten habe ich bei einer Bestellung von Modellbahnartikeln in Frankreich gesehen, daß der betreffende Händler auch Modelle aus der Atlas-Sammeledition in Angebot hat. Für jeweils weniger als 10€ habe ich zwei dieser SNCF Triebwagen mitbestellt, ohne einen Plan zu haben, was damit geschehen sollte. Hier mal kurz ein Bild der beiden Modelle, der erste ist schon einmal ausgepackt.
Man darf bei diesen Verlagsmodellen keine Wunder erwarten, nichtsdestotrotz gibt es hier günstig recht ungewöhnliche Sachen, die es von den gängigen Herstellern nicht gibt. Nach ein wenig Recherche fand ich heraus, daß zumindest für den rot-beigen Z7125 ein Motorisierungssatz erhältlich war, direkt von Atlas. Davon abgesehen, daß dieser Satz, der aus Motordrehgestellen bestand, so gut wie vom Markt verschwunden ist, war er bei seinem Erscheinen auch relativ teuer.
Bilder in französischen Foren und auf Blogseiten zeigten einige Alternativen, zum Teil mit ähnlichen Motordrehgestellen, die es "von der Stange" zu kaufen gibt. Einer dieser Antriebe, der erwähnt wurde und fast 100% passend sein sollte, war der Tenshodo "Motor Bogie WB-26", ein Motordrehgestell mit einem Achsstand von 26mm. Dann kam meine Japanreise und, nachdem ich eh immer bei Tenshodo reinschaue, habe ich die Drehgestelle (WB-26) und auch die für den zweiten Triebwagen (WB-31) auf den Einkaufszettel geschrieben. Auch wenn der wohlklingende und renommierte Name Tenshodo auf den Antrieben steht, die Dinger sind in Japan mit 21€ pro Stück sehr erschwinglich. Die hierzulande angebotene Importware aus Japan (natürlich ist da die EUSt drauf, die Fracht und der Profit vom Importeur) koste ungefähr das doppelte. Der nächste Schritt war eine Stromabnehmerbestellung bei Sommerfeldt.
Heute habe ich mir den ersten Triebwagen, den Z7125 mal zur Brust genommen. Erst einmal zerlegen. Erstaunlicherweise besteht de Bodenplatte aus Metall, was später für das Gewicht des betriebsfähigen Modells sehr wichtig ist. Am Gehäuse angeklebt ist der Aufbau mit den unbeweglichen Plastikstromabnehmern, die ersetzt werden sollen. Und dann ist da noch eine einfache, aber recht vollständige Inneneinrichtug mit Zwischenwänden, die mit dem Gehäuse des Triebwagens mit ein paar Klebepunkten fest verbunden ist. Die Motordrehgestelle und Stromabnehmer liegen auch schon bereit.
Zunächst werden die Drehgestelle abgeschraubt und in ihre Einzelteile zerlegt. Wir brauchen nur den äußeren Rahmen, alles andere kann getrost in die Tonne (ehrlich, das braucht man nie wieder).
Dann habe ich zwischendurch mal schnell die Plastikstromabnehmer enfernt und die von Sommerfeldt aufgeschraubt. Die sitzen nun etwas niedriger und etwas weiter hinten. Ob das jetzt genau dem Vorbild entspricht, weiß ich nicht, allerdings war der ursprüngliche Aufbau recht klobig und unansehnlich.
Von den Drehgestellblenden habe ich die Querträger auf der Vorder und Rückseite entfernt, die haben bei dem unmotorisierten Modell jegliche Drehbewegung verhindert. Wie man sieht, passt der Tragrahmen fast genau auf das Drehgestell von Tenshodo. Die Tenshodo-Drehgestelle haben Achsstummel, die vor dem Anbringen des Rahmens entfernt werden müssen. Dann kann der originale (etwas beschnittene) Atlas-Rahmen am Motordrehgestell angeklebt werden.
Wenn alles soweit passt und fest sitzt, kann man die Drehgestelle an den Boden des Triebwagens (analog zu den ursprünglichen Teilen aus Plastik) anschrauben. Dafür nimmt man die Schrauben, die von Tenshodo mitgeliefert werden. Die Führung des Drehgestells am Wagenboden sieht aus, als wäre sie für das Tenshodo-Nachrüstteil gemacht. Da ist keine Nacharbeit erforderlich.
Stellprobe auf der Anlage mit dem umgebauten Modell, schaut doch schon ganz gut aus.
Hier noch eine Detailaufnahme mit dem Drehgestell.
Alles in allem hat der nun zweimotorige Triebwagen gerade einmal 75€ gekostet (Bastelspaß inklusive). Natürlich könnte man jetzt hergehen und das Modell verfeinern, eine Beleuchtung einbauen, altern... Mal schauen.
Das zweite Modell bereitet mir gerade noch ein paar Kopfschmerzen, die kriege ich aber in den Griff und dann folgt der zweite Teil der Geschichte.
wie schon gesagt, als nächstes kommt der rote Triebwagen (Autorail de Ramassage) dran (auf dem ersten Bild noch in der Verpackung). Der Aufbau an sich ist dem rot-beigen Z7125 recht ähnlich, allerdings ist der Drehgestellausschlag durch die weit herunterreichenden Schürzen recht eingeschränkt. Ich bin am Überlegen, ob ich die Motorgestelle ohne seitliche Blenden einbaue, damit der Triebwagen anlagentauglich ist. Zerlegt ist er schon einmal, ich habe aber gesehen, daß ich noch ein paar Teile brauche. Deshalb wird's wohl noch ein paar Tage dauern.
Der Atlas Verlag hat in Frankreich zunächst eine Serie Dieseltriebwagen veröffentlicht, die gerne umgebaut wurden. Da sind recht skurrile Fahrzeuge dabei. Dann folgte die Serie mit den elektrischen Triebwagen, von denen zumindest die zwei gezeigten für eine nachträgliche Motorisierung vorgesehen sind. Vielleicht schaue ich ja auch noch nach dem einen oder anderen zusätzlichen Modell aus der Serie. Und dann liegt hier noch eine CD Reihe 230 "Laminatka" aus dem deutschen Hause Atlas, die ich auch noch fahrtauglich umrüsten möchte. Angeblich soll das Fahrwerk eine SBB Re 4/4 I maßlich genau passen.
Danke, dass du uns über dieses interessante Umbauprojekt berichtet hast. Ich bin ja auch grosser Fan französischer Eisenbahnen und habe mich oft mit dem AC-Umbau französischer Loks (z.B. von Hornby Jouef) befasst. Falls mal jemand dazu Rat sucht ...
Hat wohl unter dem Tenshodo-Drehgestell ein dünner AC-Schleifer (wie z.B. von Liliput oder Brawa) Platz?
A propos Editions Atlas: Ich habe mal versucht, ein Atlas Gehäuse der BT Be 4/4 (Bodensee-Toggenburg-Bahn, Schweiz, inzwischen mit der Südostbahn fusioniert) mit einem Kleinbahn-Unterteil zusammenzubringen. Das Kleinbahn-Gehäuse ist für die sehr ähnliche Be 4/4 der EBT (Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn), sieht aber in einigen wesentlichen Punkten anders aus. Die BT Be 4/4 bekommt man sonst nur als teures Kleinserien-Messingmodell für ca. 1200 CHF. Deshalb kam das Gehäuse von Atlas wie gerufen. Mein Projekt ist noch nicht wirklich fertig. Hauptproblem stellt noch die Befestigung des Gehäuses dar - dafür habe ich noch keine überzeugende Lösung gefunden. Zur Not vollende ich's dann vielleicht mit doppelseitigem Klebband ... Bessere Pantografen habe ich schon besorgt - die sind aber noch nicht montiert.
Das etwas seltsam konstruierte Kleinbahn-Fahrwerk, auf AC umgebaut. Dass es ziemlich vorbildwidrig ist (keine 2 Drehgestelle, sondern Achsfolge 1B1), sieht man der Lok im Fahrbetrieb aber kaum an ...
Aktueller Zustand: Die Lok mit nur aufgelegtem Gehäuse - die Platik-Pantografen müssen noch ersetzt werden
provisorisch mit einem Leichtstahlwagen der BT gekuppelt
Auch hier geht's ganz nach deinem coolen Motto "billiges, aber ganz hübsches exotisches Triebfahrzeug, Bastelspass inklusive".
Wenn es nicht die überdimensionierten Warzen auf der Seitenwand gäbe, hätte ich auch schon an diesen Umbau gedacht:
Wie auch zu erkennen ist, muss der Kleinbahn-Grundrahmen noch bis auf einen schmalen Streifen zurückgenommen werden (hoffentlich ist genug Material da), damit das Gehäuse entsprechend tiefer liegt.
Der Aufbau des Modells ist dem des anderen Atlas Triebwagens aus Frankreich recht ähnlich. Der Rahmen besteht aus Metallguss und ist mit dem Gehäuse verschraubt.
Man kann an den Trögen für die Drehgestelle drei Löcher sehen. Das Mittige hält die Drehgestelle, die zwei anderen könnte man eventuell zum durchziehen von Kabeln verwenden. Auch bei diesem Modell habe ich Tenshodo Motor-Bogies verwendet, diesmal den Typ WB-31 (31mm Achsabstand). Auch die habe ich mir aus Japan mitgebracht. In den Drehgestelltrögen ist sehr wenig Platz durch die weit herabreichenden Schürzen und Einstiege. daher habe ich auf die Montage der Drehgestellblenden verzichtet. Die unlackierten Räder bekamen von mir etwas schwarze Farbe. Auf das Dach habe ich Stromabnehmer von Sommerfeldt montiert.
Weil früher die Frage augetaucht war, ob man die Tenshodo-Antriebe auf AC umbauen kann, nein, das halte ich für ausgeschlossen. In dem kleinen Kästchen ist alles drin, was ein Lokantrieb braucht, Stromführung, Motor und Getriebe. Dadurch reicht das Gehäuse bis fast an die Schienenoberkante. Diese Antriebe sind ursprünglich dafür gedacht, Trambahnen oder andere Triebwagenmodelle zu motorisieren, man darf hier keine hohen Zugleistungen erwarten. Eine Schwungmasse ist nicht eingebaut.
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Editions Atlas - Elektrische Tiebwagen der SNCF motorisieren
29.09.2018 21:24 (zuletzt bearbeitet: 01.10.2018 13:23)
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