Hallo zusammen, bedingt durch eine starke berufliche Auslastung und ständig anderen Themen in dem Modellbahnhobby stand meine Anlage jetzt ca. 4 Jahre still. Im Schattenbahnhof sieht es öde aus.
Meine Technik, die Gleise mit doppelseitigem Klebeband zu fixieren, hat sich nur teilweise bewährt. Einige Gleise haben sich gelöst und werden nun mit einem Kontaktkleber fixiert.
Das Gleis hinter der Rampe, also am unteren Bildrand, hat sich ungefähr 2 cm gehoben. Die Ursache dafür ist das Verziehen der Multiplex-Platten. Die sind bei weitem nicht so unempfindlich bei wechselnder Luftfeuchte, wie immer behauptet wird. Da jetzt im Winter viel trockene Luft vorliegt, schwindet das Holz und es kommt dort, wo zwischen den Gleisen kein Abstand an den Schienenprofilen eingehalten wurde, zum Aufwölben der Gleise. Im Sommer ist das wieder weg. Zum Lackieren des Holzes ist es nun aber zu spät.
Besonders markant ist das bei den Trassen. Hier haben sich die Gleise weiträumig gelöst, was auf die Qualität des Klebebandes auch zurückzuführen ist. Von der Seite sieht das so aus:
Hier werden die nicht verlöteten Schienenverbinder gelöst, 2 mm Profil abgefräst und die Schienen wieder zusammengesteckt. Die Drahtbügel sind verlötet und bringen die elektrische Leitfähigkeit der Gleise. Da die Anlage digital betrieben wird, sind die einzelnen Blöcke nicht länger als 3 m in einem Stück. Der Strom wird in der Mitte zugeleitet, so dass max 1,5 m Schienenlänge bis zur nächsten Trennung leitfähig sein müssen. Das hat in den Jahren des Betriebs gut funktioniert.
ärgerliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Danke fürs Zeigen. Ich hoffe, Du bekommst das wieder halbwegs zügig hin.
Was für eine Art Multiplex hast Du eingesetzt? 12 mm habe ich gefunden, nicht aber die Holzart. Welchen Temperaturschwankungen war die Anlage ausgesetzt? War das ein unbeheizter Raum?
Meine Anlage wurde gebaut bei 20 – 25 °C und einer Durchschnittsluftfeuchte von 70 % auf dem Dachboden. Das war im Sommer. Im Winter hatte ich 16 °C und 30 % Luftfeuchte. Der Wärmeausdehnungskoeffizient für Neusilber liegt bei 0,000016 /°K, bei Multiplex bei 0,000005 /°K. Im Klartext: Das Holzsegment mit einer Länge von 2,5 m bei 25 °C schwindet dann um 0,011 cm bei 16 °C. Kann ignoriert werden. Neusilber würde, wenn 1 Strang von 2,5 m in einem Stück verlegt worden wäre, um 0,036 cm schwinden bei 16 °C. Kann auch ignoriert werden. Beobachtung: Im Winter waren die Schienen länger als das Holz! Erklärung: Nach dem Keylwert Diagramm hat Holz bei 25 °C und 70 % Luftfeuchte einen Wassergehalt von 12,8 %, im Winter bei 16 °C (Tabellenwert 15 °C) und 30 % Luftfeuchte einen Wassergehalt von 6,1 %, also weniger als die Hälfte! Für Birke-Multiplex wird der Feuchteausdehnungskoeffizient mit 0,3 % pro 1 % Feuchteänderung angegeben. 250 cm Multiplex-Platten sind dann im Winter nur noch 245,5 cm lang. Das ist ein theoretischer Wert, weil die Luftfeuchte schwankt und sich das Holz nicht sofort anpasst. Der Trend besteht aber, also sind die Neusilberprofile im Winter „länger“. Abhilfe schaffte ein Luftbefeuchter, der die Luftfeuchte auf durchschnittlich 50 % brachte und eine zusätzliche Heizung brachte eine Lufttemperatur von 19 °C zustande. Dann war alles wieder ungefähr gleich lang. Das Quellen und Schwinden von Holz kann überhaupt nicht ignoriert werden. Meine Anlage ist 16 m lang. Nachdem ich also nun 4 Winter lang nichts gemacht habe, zeigte sich dieses Bild.
Viele Grüße Jochen Wießner mehr zu meiner Anlage unter JoWiLa-Bahn
danke für die detaillierten Erfahrungswerte und Hintergrundinfos. Das habe ich so bisher noch nicht gelesen. Ich will auch mit Birke Multiplex bauen, dachte das Material sei relativ "tot". Bei diesen Betrachtungen wird klar, wie wichtig der Anstrich ist. Und ich hatte noch überlegt, ob ich das überhaupt bei jedem Segment mache. Ich habe zwar einen warmen Keller und "nur" ca. 20 % Luftfeuchteunterschied von Sommer zu Winter - aber auch das wären gemäß der Theorie schon 1,2% Längenänderung. Schluck...
Hallo Bernd, der gleichen Auffasung wie du war ich auch bezüglich der Multiplex-Platten. Als ich die Verwerfungen das erste Mal sah, habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Dann habe ich gerechnet und alles war klar. Bei deinen Werten im Keller mit dem geringenen Feuchteuntershied würde ich die Platten rundum mit Autolack aus der Dose besprühen. Dieser Lack ist nicht "atmungsaktiv", reagiert also nur ganz langsam auf Luftfeuchteänderungen. Für meine Bahnhofsegmente habe ich den auch genommen. Da die Segmente aber noch nicht eingepasst sind, bin ich noch guter Hoffnung. Wichtig sind die Schnittkanten. Dort wird das meiste Wasser aufgenommen. Die Schnittkanten habe ich mit Schnellschilffgrundierung mehrfach gesättigt, die Flächen nur 1 - 2 mal grundiert, und zwar mit reichlich Grundierung. Bei einer Segmentgröße (siehe Anlagenbericht) von 2,5 mal 1 m gingen 1,5 Liter Schnellschliffgrund auf das Holz. Also war alles Holz vorher zugeschnitten. Um die trotzdem stattfindenen Bewegungen abzufangen, habe ich die Schienenverbinder nur gesteckt, allerdings zu wenig Platz zwischen den Profilen gelassen. 1 mm bis 1,5 mm müssten es schon sein bei einer Länge von 16 m wie bei mir. Mit der obigen Berechnung lässt sich das ziemlich genau festlegen. Mittlerweile scheine ich alle Schienenwölbungen gefunden und beseitigt zu haben. Am Wochenende gibt es die ersten Probeläufe meiner Reinigungsbatterien, wobei ich noch am Basteln bin wegen der Schienenreingung. Etwa 70 % der ca. 510 m liegendem Gleis sind bereits 1 mal mit dem Roco-Rubber bearbeitet.
Viele Grüße Jochen Wießner mehr zu meiner Anlage unter JoWiLa-Bahn
besten Dank noch mal. Ich werde mich dann auch insbesondere um die Schnittkanten kümmern. Schnellschleifgrund ist notiert. Werde draußen, sobald es die Temperatur erlaubt, dick Pinseln mit Lösungsmittelhaltigem. Abgesehen davon, daß ich von Modulbauern schon gelesen habe, daß Wasser-basierte Lacke an den zusammengeschraubten Stirnflächen zum Kleben neigen, hat mir neulich ein alter Schreiner gesagt, daß sie in seinem Betrieb grundsätzlich keine Wasserbasierten Lacke einsetzen. Einfacher Grund: Holz+Wasser=Quellen.
Dehnungsfuge habe ich neulich in einem anderen Thread auch schon angeraten bekommen, wird gemacht, wobei ich es mir in Kurven schwierig vorstelle (Knicke).
Wenn man es absolut perfekt machen wollte, müßte man das Holz in genau der durchschnittligen Luftfeuchte lagern vor Anstrich, oder?
Hatte mit Schrumpfung selbst an anderer Stelle (etwas Möbelbau) neulich schwer gestaunt: 25 mm Buchen-Leimholz, Breite bei Erhalt 450 mm. Nach ca. 2 Monaten Lagerung im warmen Keller bei ca. 45% Feuchte sind es noch 447 mm (Schwund Quer zur Faserrichtung). Es lebt...wobei Buche nach allem was ich gelesen habe wohl auch nicht gerade einfach ist. Oder sollte ich sagen nicht einfach gerade ;-)
510 m - das nenne ich mal Strecke! Beim Reinigen möchte ich allerdings nicht mit Dir tauschen ;-) Reinigen ist auch ein Thema weswegen ich nur auf einer Ebene bauen möchte. Für mehr würde mir allerdings die Zeit eh nicht reichen ist mir während der Planungs- und Recherchephase klar geworden. Zum Glück war sie lang.
Viel Erfolg bei der Wiederinbetriebnahme, ich drücke die Daumen! Super, daß Du die Erfahrung hier gepostet hast. Vermeidet einen Haufen Frust wenn nicht jeder dieselben Fehler machen muß.
Hallo Zusammen Holz arbeitet immer - egal ob mit oder ohne Lack. Mit Lack nicht mehr so stark. Wobei das von Holz zu Holz verschieden ist. Buche kenne ich als "nervös" - und sehr sensibel auf Schwankungen. Mach mit dem Holz nicht zu viel Aufwand. Nitro-Schnellschleifgrund (Clou) sollte reichen. Lacke unbedingt auf Lösungsmittelbasis und gut lüften. Das mit dem Verkleben von Stirnseiten kann ich bestätigen.
Gleise verlegen im Bogen mit Dehnungsfugen ist kein Problem. Ich bau nicht mal Schienenverbinder ein. Du musst nur jedes noch so kleine Gleisstück einspiesen... . Die Geise würde ich wohl an Deiner Stelle mit Patex verkleben. Besser jetzt, wo Du noch dran kommst als später, wenn die nächste Ebene fertig ist.
Hallo zusammen, das mit den Wasserlacken ist nicht ganz so einfach. Sie werden mit zunehmendem Alter im dichter, sind nach 3 - 4 Jahren als Dampfsperre anzusehen. Das Kleben wird Blockeffekt genannt und war in den 90 Jahren des letzten Jahrhunderts ein großes Problem. (Ich habe selbst früher in der Industrie solche Lacke entwickelt....) Mit Pattex kleben ist ein Problem. Da müssen die Flächen angedrückt werden um eine hohe Haftung zu erhalten. Das kriege ich bei den liegenden Gleisen nicht mehr hin. Ich verwende diesen Kleber und beschwere die frisch gestrichenen Klebeflächen unter den Gleisen mit diesen Eisenstücken. Die habe ich mir in einer Schlosserei sägen lassen. So ein Klotz wiegt ca. 100 g und ich habe ca 200 Stück davon. Jedenfalls lässt sich nach 12 Stunden kein Gleis mehr lösen, das geht nur noch mit einer Japanspachtel abhebeln (auf Holz, Kork, Styropor und Schalldämmmatten). In meinem Bahnhof habe ich ohne Gleisverbinder gearbeitet, im Schattenbahnhof sollte es schnell gehen und ich habe Schienenverbinder benutzt, aber nicht gelötet. In so einem Schattenbahnhof liegen 150 m Gleis, also ca. 180 Stück Flexgleise. Da sollte es schon zügig gehen. Vor dieser Anlage hatte ich eine ähnliche, bei der die Gleise auch mit Teppichklebeband fixiert wurden. Das hat über 10 Jahre gehalten. Da war aber auch nicht so eine Spannung auf den Gleisen, weil anders gebaut von der Holzkonstruktion. Ein Kollege von den Digitalbahnern Bremen-Umland hat seine Module bei einem Autolackierbetrieb beschichten lassen, in mehreren Arbeitsgängen. Die sehen nicht nur "rattenscharf" aus, sondern da bewegt sich alles nur sehr gedämpft. Ein Transport von zuhause zur Ausstellung und zurück ist am Quellen und Schwinden nicht zu erkennen; alles ist formstabil. Es geht halt darum, wie schnell das Holz arbeitet und aus eigener Entwicklungsarbeit weiß ich, dass das Arbeiten erheblich reduziert werden kann, wenn der Anstrich unverletzt bleibt. Meine nächste große Arbeit am Wochenende ist, von den 50 WA5-Servodecodern die Prozessoren abzunehmen und zum Umprogrammieren an den Hersteller zu schicken. Die müssen dann anschließend wieder aufgesteckt werden und alles neu eingestellt werden. (Ist ja ein Hobby....) Nebenbei geht die Gleisreinigung weiter.
Viele Grüße Jochen Wießner mehr zu meiner Anlage unter JoWiLa-Bahn
Toll das du auch von Gegenschläge berichtest. Das zeigt Mut von dir! Für Andere kann es sehr lehrreich sein. Wenn es bei mit auf dem Dachboden im Hochsommer ganz heiß ist, kann es im Schattenbahnhof mal zu einem, sei es geringen, schlingernden Lauf der Gleise geben, die den Betrieb aber weiter nicht beeinträchtigen. Da hast du aber weit mehr zu tun, auch wegen der viel längere gerade Streckenverlauf. Deiner Wahl der Kleber halte ich für eine gute Wahl. Besser jetzt diese Fehlerchen beseitigen können als erst dahinter kommen wenn die Anlage fertig ist..... Ich wünsche dir ein gutes Gelingen dabei!
Hallo Jochen Dann weisst Du es detailierter als ich man vermuten kann :-) Eine Frage aus Neugier - 50 Decoder und den Prozessor runternehmen... Gibt es keinen eleganteren Weg? Die senden Dir das Programmierkabel und die Software? Oder ist der Programmiertport nicht auf der Platine herausgeführt?
Die Chancen ein "Beinchen" abzubrechen ist ziemlich gross... Und Du brauchst ziemlich viel Antistatik-Schaumstoff und Tütchen...
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Reaktivierung der Anlage (JoWiLa-Bahn)
06.03.2018 20:49 (zuletzt bearbeitet: 06.03.2018 21:32)
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