Vor vielen Jahren kaufte ich mir die damals neue BR 77 von Rivarossi. Obwohl die Fahreigenschaften grottenschlecht waren, faszinierte mich diese ungewöhnliche Lokomotive. Schon vor 30 Jahren kaufte ich mir dazu von SB-Modellbau einen Motorisierungssatz. Damals kam ich aber nicht dazu, diesen einzubauen, weil´s am Werkzeug haperte.
Vor einigen Monaten sah ich beim Durchblättern eines alten EK ein Porträt dieser Baureihe. Durch Zufall hatte ich auch noch „alte“ Räder von MP-Modellbau ergattert, so dass dem Umbau fast nichts mehr im Wege stand.
Ich verglich das Modell mit den Bildern und sah, dass man doch einiges an Zurüstteilen brauchte. Diese Teile wurden bei Weinert und Reitz bestellt. Die Beschriftung, einschl. der Ätzschilder lieferte Gaßner. Einige grobe Teile, die mir nicht gefielen, zeichnete ich und ließ mir die Teile, allen voran die Tritte, ätzen.
Am Anfang stand die komplette Zerlegung des Modells. Gemäß Plan wurde dann der Faulhaber Motor eingebaut. Die Räder wurden entfettet, grundiert und dann mit Weinert-Farben lackiert und eingebaut. An den Rahmen wurden dann Halterungen angebracht, damit hier die Sandfallrohre angelötet werden können. Anschließend wird der Rahmen weiter aufgerüstet, die Pufferbohle komplett bestückt, die Zylindergruppe und abschließend die Steuerung angebracht.
Weiter geht´s mit dem Kassel, dem Führerhaus und dem Kohlenkasten.
Der Kessel wird von allen Leitungen befreit, die Löcher werden zugespachtelt, anschließend wird alles verschliffen. Acht geben muß man auf die Kesselspannbänder, obwohl man diese mit Neusilberstreifen von Willi Kosak nachbilden könnte. Die Löcher für die neuen Teile werden gebohrt und diese Teile mit Sekundenkleber fixiert.
Auf dem Dach werden die Dachhaken angebracht und die Dachrinne aus 0,3 mm Messingdraht nachgebildet. Auf der Lokführerseite werden die Prüfhähne am Wasserkasten nachgebildet und unter dem Führerhaus die neuen Aufstiegstritte. Ebenso werden links und rechts zwei Strahlpumpen angebaut.
Die Rückwand des Kohlenkastens wird komplett neu gestaltet mit Laternen, Tritten, Stromleitungen und Verteilerkästen. Als Abdeckung des Kohlenkastens dient ein Messingblech mit 0,3 mm Dicke. Die „Plastikkohle“ wird entfernt und ein Blech eingesetzt. Hier wird später echte Kohle eingefüllt. Eine voll aufgerüstete Pufferbohle vervollständigt den Rücken der Lok.
Jetzt wird die Lok mit warmen Wasser und Spülmittel entfettet. Berühren sollte man sie jetzt ganz vorsichtig. Wenn ich, wie hier viele Zurüstteile angebracht habe, grundiere ich das ganze Modell mit Grundierung von Weinert. Anschließend, nach ein bis zwei Tagen Trockenzeit wird mit schwarz von Weinert lackiert. Mattierungsmittel wird erst mit dem Klarlack aufgebracht. Je glänzender die Oberfläche ist, desto weniger sieht man den Trägerfilm der Abziehbilder. Nachdem der Lack getrocknet ist, wird abgeklebt und die roten Flächen in RAL 3002 gespritzt.
Jetzt können die Abziehbilder und die Ätzschilder angebracht werden.
Das ganze Modell erhält noch einen Überzug aus Klarlack, dem etwas Mattierungsmittel zugefügt ist. Eine dezente Verschmutzung erfolgt noch, dann wird die Kohle in den Kohlekasten gefüllt und die Fenster eingesetzt. So erhält die Lok ein Aussehen wie damals, als sie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts im Vorortverkehr von München eingesetzt wurde.
Das ist ein Umbau so wie ich sie gerne mag. So hast du hast Fahrzeug sowohl technisch als optisch wunderschön überarbeitet. Der (Um-)Baubericht ist auch toll gemacht. Wie fährt die Lokomotive mit dem Faulhaber und den neuen Radsätze so? Welche Wagen gehören eigentlich dahinter?
die Lok fährt eindeutig besser als mit dem ursprünglichen Motor, wenn auch die Höchstgeschwindigkeit etwas zu hoch ist. Aber trotzdem viel elastischer und auch ruhiger. Die Radsätze, naja, die sind wunderbar. Leider gibt´s die Räder nicht mehr, denn die wären für andere Modelle, v.a. von Trix gut zu gebrauchen.
Da diese Lok im Vorortverkehr von München und auf der Strecke nach Garmisch-Partenkirchen unterwegs war, kannst du fast alles dranhängen, was es Mitte der 50er Jahre noch gab, von alten bayrischen D-Zugwagen, Eilzugwagen der ehemaligen DRG, alte bayrische 2-achser und Donnerbüchsen. Also alles, was das Herz begehrt.
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BR 77 - Ein Umbaubericht (jetzt bearbeitet)
27.05.2015 20:54 (zuletzt bearbeitet: 29.05.2015 14:05)
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