Kurzfassung: im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen beim Umbau einer GFN BR94 mit Glockenankermotor und Digitaldecoder schildern, da ich am Anfang selbst unschlüssig war, ob ich das hinkriege und was da auf mich zukommt. Ich habe schließlich eine Naturwissenschaft studiert und nicht Feinmechanik. Anhand des Berichts können vielleicht andere abschätzen, ob sie sowas auch können. Außerdem könnt ihr mir gerne nachträglich verraten, was ich einfacher oder besser hätte machen können
Alles kam so: für meine Anlage, die einen fiktiven Kopfbahnhof im thüringisch-bayerischen Grenzgebiet darstellen soll, war ich auf der Suche nach einer BR94.5-17 (ehemals preussische T16.1). Diese gehörte in den zwanziger Jahren zur Stammbesetzung auf den Steilstrecken über den Thüringer Wald, neben der BR 93 und BR 95. Gelegentlich schauen bei mir aber auch eine BR94.19-21 (ehemals sächsische XI HT) und eine BR96 (ehemals bayerische Gt 2x4/4) vorbei.
Auf jeden Fall gibt der Markt gerade keine passende BR94 in Wechselstrom her. Daher wollte ich mal sehen, ob sich nicht eine GFN 4093 vom Wechselstrom überzeugen lässt. Die Lok, obwohl schon recht alt, ist vom Detaillierungsgrad für meine Zwecke durchaus ausreichend.
In der Bucht bin ich dann fündig geworden. Wie es der Zufall so will, hatte gerade jemand eine solche bereits auf Wechselstrom umgebaute Lok übrig. Ich war ja eh am Zweifeln, ob ich die nötigen Fertigkeiten besitze, um da nen Schleifer drunterzukriegen. Was ich an der umgebauten Lok gesehen habe, hat mich erstmal überzeugt, dass das besser jemand anders gemacht hat. Am Lokboden war die Aufnahme für den Schleifer sehr sauber ausgefräst (das hätte ich mit meinem Dremel nie so hingekriegt), und einen Gewindeschneider hab ich eh grad nicht rumliegen.
Der Schleifer war also schon mal dran. Nur war immer noch der original FLM Rundmotor drin und ein elektronischer Umschalter:
Die Fahreigenschaften waren auch äußerst bescheiden, besonders auf Weichen und in Kurven hat die Lok doch arg geruckelt, und Langsamfahren war auch kein Spass. Ich hatte eh geplant, einen Glockenankermotor und einen Digitaldecoder reinzubauen, obwohl ich derzeit (noch?) analog fahre. Den Motor gibt es als Umbausatz von jener umtriebigen Firma in Olching und wird als Schwierigkeitsgrad II angepriesen. Das heisst laut deren Einstufung Sägen und/oder Fräsen mit moderaten Schwierigkeiten.
Also, erstmal weiter zerlegen und gucken, was da zum Vorschein kommt. Das ist der Rundmotor mit Getriebe, vorne links der Umschalter:
Der Rundmotor muss jetzt erstmal weg. Ich hab mal das Ritzel runtergefräst. Dann lässt es sich auch ohne Miniatur-Abzieher von der Achse ziehen. Auf der anderen Seite lässt sich nach dem Lösen von zwei Schrauben das Motorschild abnehmen:
Der Rotor scheint nicht so konstruiert zu sein, dass man ihn ohne weiteres aus dem Stator bekommt, zumindest nicht ohne Entfernen der Radsätze. Daher habe ich den Stator grobmotorisch zerlegt (brauch ich ja eh nicht mehr), aber der Rotor wollte immer noch nicht raus:
Ich hab den Motorträger schlußendlich mit der Trennscheibe abgesägt, was ordentlich Dreck macht.
Dann kriegt man auch den Rotor weg:
Die Oberkante habe ich dann noch plangefräst, schließlich soll hier mal der Motorblock drauf.
In die Aussparung für den Rundmotor muss ein im Umbausatz mitgeliefertes Füllstück rein. Das Füllstück habe ich erstmal lackiert, und zwar mit RAL 3000 aus der Sprühdose, da es bei mir zu einer Airbrush noch nicht gereicht hat. Wichtig ist hierbei, dass man nur die außen sichtbare Fläche lackiert, da der Rest ja noch verklebt werden muss. Damit das auch von der Lokseite her hält, habe ich mit dem Fräskopf vorsichtig die ganze Farbe in der Rundmotor-Aussparung entfernt. Auch der Bereich vor der Aussparung war dran, da hier später mal der vordere Teil des Motorblocks verklebt werden soll. In der Aussparung ist noch die Schraube sichtbar, mit der von unten der Schleifer befestigt wird. Die hat an dieser Stelle nicht viel Fleisch um sich, daher wollte ich die Schraube nicht noch weiter kürzen. Stattdessen habe ich ins Füllstück eine passende Vertiefung gefräst:
Das Füllstück habe ich mit Zweikomponentenkleber reingebaut. Dabei habe ich gemerkt, dass vor dem Erstarren des Epoxidharzes das Füllstück fröhlich auf dem Kleber "schwimmt" und dann die Oberkante nicht mehr stimmt. Ich musste einen Metallklotz als Gewicht so drauflegen, dass sich das Füllstück während dem Erstarren des Klebers nicht mehr bewegen kann.
Die Rille im Füllstück ist laut Anleitung zum Verlegen von Kabeln gedacht. In der Gleichstromversion kommt anscheinend eines der Kabel von den Stromabnehmern durch das Loch rechts vom Füllstück. Den Bereich zwischen Loch und Vertiefung im Füllstück soll man laut Anleitung wegfräsen, was ich mir mangels zu verlegendem Kabel aber gespart habe.
Dann musste das Gewicht so angepasst werden, dass der Glockenankermotor drunterpasst. Im Originalzustand sieht es so aus:
Die Anleitung schlägt vor, den gesamten mittleren Bereich wegzumachen. Das erschien mir etwas heftig, da dann kaum noch Masse übrigbleibt. Ich habe lieber solange innen rumgefräst, bis der Motor Platz hatte. Dabei habe ich einen Fräskopf vollkommen rundgemacht, der andere hats überlebt :
Jetzt gings erstmal ans Putzen. Ich habe versucht, allen mühsam erzeugten Dreck wieder mit Staubsauger und Borstenpinsel loszuwerden. Dann war endlich Löten angesagt. Um die beiden Kabel von vorne übersichtlicher zu verlegen, habe ich sie in ein Stück Schrumpfschlauch gesteckt. Da für eine Buchse zuwenig Platz ist, habe ich den Decoder direkt verlötet. Ein Kabel durchs Loch und an den Schleifer, eins zum Stromabnehmer vorne, eins zum Licht vorne, und zwei zum Motor. Der steht hier schonmal drauf, ist aber noch nicht befestigt:
Dann kam der erste Versuch, den Motor zu verkleben. Die Anleitung schlägt vor, zum Einhalten des richtigen Abstands der Ritzel einen Papierstreifen dazwischenzupacken. Das hab ich gemacht, jedoch waren die beiden Ritzel hernach zu eng beisammen. Ich hab den Motor dann nochmal runtergehebelt und nach Augenmaß verklebt, das führte dann zum gewünschten Ergebnis. Zum Verkleben habe ich Zweikomponentenkleber benutzt. Zusätzlich habe ich auf einem schmalen Streifen vorne Sekundenkleber verwendet, damit der Motor beim Erstarren des Zweikomponentenklebers nicht wieder herumwandern kann:
Jetzt war Gelegenheit für eine erste Probefahrt. Die war jedoch mehr als ernüchternd, da die Lok immer noch übelst am Ruckeln war. Die schlechten Fahreigenschaften zu Beginn lagen also gar nicht am Motor (der aber eh raussollte). Ich hatte als nächstes eine schlechte Stromaufnahme im Verdacht und hab mal die Radschleifer kontrolliert. Ich weiss nicht, wieviele Räder die Lok werksseitig zur Stromaufnahme benutzt. Nach dem Wechselstrom-Umbau waren nur noch Radschleifer für die vorderen beiden Achsen vorhanden. Der Vorbesitzer hat dann auch noch darauf verzichtet, die beiden Radseiten zu verbinden, so dass zur Stromaufnahme nur zwei von zehn Rädern benutzt wurden. Da wundert einen nix mehr. Ich hab flugs ein kurzes Kabel zum zweiten Radschleifer verlegt:
Das fertig montierte Innenleben sieht dann so aus. Das Gewicht passt genau über den Motor, und die Kabel von vorne können in der Rille des Gewichts verlegt werden. Zum Fixieren habe ich nach der Aufnahme schwarzes Isolierband verwendet. Weiterhin sieht man auf dem Bild, dass durch den Einbau des Schleifers die rote Platte mit den Bremsimitationen hinten runterhängt. Normalerweise wird die Platte hinten von der Gehäuseschraube gehalten. Mir blieb nichts anderes übrig, als das Ende mit einem kleinen Tropfen Modellbaukleber zu fixieren.
Letzter Akt war dann noch das Austauschen der Fleischmann-Bügelkupplungen gegen Roco-Universalkupplungen. Und so sieht die umgebaute Lok in ihrem natürlichen Habitat aus:
Die Lok fährt sehr weich an, hat ein sehr gutes Langsamfahrverhalten und ist vermutlich auch bei maximaler Spannung nicht zu schnell (muss ich noch messen).
Hallo Ein sehr gut geschildeter Umbau . Als Ergänzung wollte ich mal noch anfügen,was ich mit meiner alten DC-GFN-Br 94 so angestellt habe. Bei der hat es mir genügt,den dreipoligen gegen einen fünfpoligen GFN-Anker auszutauschen. Danach waren die Fahreigenschaften auch analog so gut,dass ich von dem ins Auge gefaßten Umbau auf Glocki verzichtet habe. Noch ein Tipp dazu:das Motorritzel läßt sich auch ohne Abzugsvorrichtung zerstörungsfrei entnehmen. Man benötigt eine stabile,von den Spitzen zum Griffteil hin dicker werdende Pinzette.Deren Tranchen schiebt man zum dickeren Teil hin unter das Ritzel,sich gegen das Motorschild abstützend.Bei ca einem Dutzend älterer GFN-Loks habe ich das zwecks Motorumbau erfolgreich angewendet.
Hinter den nachfolgenden Bildlinks verbergen sich folgende Umbauten: 1.Kulissenmechanik für echten kurzkupplungsbetrieb vorne und hinten mit Symoba-KK. 2.Einbau eines Seuthe Nr.9:der "Turm" ,in den die dicke Glühlampe eingerastet ist,wird so tief abgesägt,dass stattdessen der Seuthe-Dampfentwickler hineinpaßt.Dessen Tank wird vorsichtig soweit gekürzt,das er geraden eben unter den durchgebohrten Schornsteineinsatz paßt,also keine Berührung des Seuthe mit dem Gehäuse erfolgt.(sonst Abschmelzungsgefahr wegen der Hitzeentwicklung!)Der Stab des Seuthe ragt bei richtiger Position des Dampfentwicklers exakt mittig im Schornstein bis knapp unter seine Oberkante Die Frontbeleuchtung erfolgt durch eine kleine Glühbirne,die einen Pol mit dem Dampfentwickler gemeinsam hat. Der Umbau auf Seuthe erfolgte bereits Anfang der 1990er - Jahre .Seither gab es nie Probleme,auch nicht ,wenn mit leerem Tank gefahren wurde. http://i677.photobucket.com/albums/vv135...onBR94KK001.jpg[/URL] http://i677.photobucket.com/albums/vv135...onBR94KK002.jpg http://i677.photobucket.com/albums/vv135/Muench/BR94003.jpg http://i677.photobucket.com/albums/vv135...h/BR94KK003.jpg mfg Olaf
Hallo Markus, Vielen Dank für Deinen sehr informativen Umbaubericht. Den Umbau habe ich auch in meiner Planung, zumal bei sb derzeit der Antrieb im Angebot für 60 € ist. Hab noch eine Frage: Womit hast Du gefräst (ja, klar mit nem Fräser...)?
Also ich will ja nun wirklich nicht mosern... aber die Reinlichkeit der Arbeit lässt meiner Meinung nach sehr zu wünschen übrig. Da is noch so viel Fräsdreck am Modell, der später Probleme machen kann. Vor dem Zusammenbauen immer alles penibelst genau reinigen, wenn möglich auch Druckluft dazu ziehen. Nur dann kann man wirklich ausschließen dass durch Dreck Beeinflussungen im Getriebe oder auch am Decoder eintreten.
Wir sind Eisenbahner, eine große Familie! Es ist egal, welche Farbe die Fahrzeuge haben solang wir auch alle zusammenhalten!
Ich kann dem Posting von ET 420 nur zustimmen. Auch mir sind die vielen Frässpäne, welche da noch in der Lok verblieben sind, auch aufgefallen und habe in etwa das Gleiche gedacht.
ZitatGepostet von metropolis Hab noch eine Frage: Womit hast Du gefräst (ja, klar mit nem Fräser...)?
Ich hab einen Dremel benutzt mit einem zylindrischen und einem kugelförmigen Fräskopf. Das hat für alles erstmal gereicht. Wie schon gesagt, beim de novo-Einbau eines Schleifers wäre ich damit wohl an Grenzen gestoßen.
@ET420 und Stephan:
Das ist nicht gemosert, sondern für mich sind das die Hinweise, die ich ja explizit erbeten habe. Solange ihr mich nicht zusammenfaltet, ohne dass ich was dabei lerne, ist doch alles gut. Das war mein erster Umbau mit Rumgefräse, und ich wusste selber nicht, wie sauber die Lok hinterher sein muss. Zu meiner Entlastung muss ich sagen, dass der Blitz meiner Billig-Knipse das Problem viel schlimmer erscheinen lässt als es wohl ist. Mit bloßem Auge sieht das viel harmloser aus. Es ist aber richtig, dass ich es mit meinen Methoden nicht besser hinbekommen habe, ich werde daher wohl in ein Fläschchen Druckluft investieren müssen.
Im Zweifelsfall ist ein Bad in Spüliwasser mit einem helfenden Borstenpinsel auch immernoch eine gute Methode Das Spüliwasser löst klebrige Ölfilme, elektrostatische Haftung und Oberflächenspannung, mit etwas Bewegung durch den Pinsel werden alle feinen Späne dann weggeschwemmt und man hat nach dem gründlichen Trocknen ein sauberes Werkstück vor sich.
Bis auf Weiteres nurnoch gelegentlich on, um Nachrichten zu überprüfen.
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Umbaubericht GFN BR94
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30.05.2011 01:42
:
Antworten
...)?
. Vermutlich ist jetzt Druckluft doch die bessere Wahl.
